Unter dem Decknamen „Operation Tinfoil“ hat das Hacker-Kollektiv Anonymous die Kontrolle über die Website und Telegram-Kanäle von Attila Hildmann übernommen. Über den Absturz eines einst beliebten Kochbuch-Autors und die Gefahr der Verschwörungsmythen.
Es ist eine Geschichte wie aus einem Action-Thriller. Es ist die Geschichte eines einst beliebten Kochbuch-Autors, der sich in der Vegan-Szene einen Namen gemacht hat.
Bestseller um Bestseller verkauft er über eine Million Bücher. Er baut sich eine eigene Marke auf. Es folgen zahlreiche Fernsehauftritte und Interviews. Von der Presse wird er gefeiert. Doch dann: der traurige Absturz.
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Es ist die Geschichte von Attila Hildmann, der in Folge der Covid-19-Pandemie auf die schiefe Bahn geraten ist. Angefangen mit dem Protest gegen die Corona-Politik der Bundesregierung steigerten sich Desinformation und Verschwörungsmythen bis hin zu Volksverhetzung und Antisemitismus.
Haftbefehl wegen Volksverhetzung
Bereits seit geraumer Zeit verfolgen die deutschen Behörden die Entwicklung von Attila Hildmann mit Sorge. Im Februar 2021 hat die Berliner Staatsanwaltschaft Haftbefehl aufgrund des dringenden Verdachts der Volksverhetzung erlassen.
Seither befindet sich Hildmann auf der Flucht. Er hat sich in die Türkei abgesetzt. Dort wähnt er sich in Sicherheit – zumindest vor den hiesigen Behörden. Doch offenbar war er nicht allein. Das wiederum rief nun das Hacker-Kollektiv Anonymous auf den Plan und wurde Hildmann allem Anschein nach zum Verhängnis.
Attila Hildmann erklärt Anonymous den Krieg
Nachdem Mitglieder:innen des Anonymous-Kollektivs bereits am 17. Juni 2020 eine Telegram-Gruppe von Hildmann infiltrierten, erklärte der den Aktivisten:innen wiederum den Krieg. Einen Krieg, den er nun offenbar verloren hat.
Denn das Hacker-Kollektiv hat die Kontrolle über die Website und die Telegram-Kanäle von Hildmann übernommen.
Dort, wo Hildmann normalerweise seine Bücher bewirbt, haben die Aktivist:innen eine Botschaft hinterlassen. „Hallo Welt, Hallo Europa, Hallo Deutschland“ und „Hallo Attila Hildmann“, sagt eine Person mit verzerrter Stimme und der für die Bewegung typischen Guy-Fawkes-Maske.
Was folgt ist eine knapp fünfminütige Abrechnung mit dem in die Türkei geflüchteten Hildmann.
Ehemaliger Gefolgsmann hat Attila Hildmann verraten
Was in der Video-Botschaft bereits angedeutet wird, hat sich nun bestätigt: Attila Hildmann wurde verraten. Denn laut einem Blog-Beitrag von Anon Leaks, einem Ableger von Anonymous Germany, hat sich der Administrator von Hildmann am 18. August 2021 an das Kollektiv gewandt.
Kai E. war jedoch nicht nur der Computerfachmann von Attila Hildmann. Er gehörte auch zu einem seiner engsten Vertrauten und begleitete ihn allem Anschein nach sogar auch während seiner Flucht mit in die Türkei.
Gegenüber Anonymous bezeichnet sich Kai E. zwar selbst als Verschwörungstheoretiker, der nicht an die Pandemie glaubt. Mit Antisemitismus und NS-Verherrlichung wolle er jedoch nichts zu tun haben.
Hildmann wiederum bezeichnet er als Nazi, der krank sei und einem Leid tun könne. Doch er hält ihn auch für hochgradig gefährlich. So gefährlich, dass er gegenüber Anonymous nun komplett ausgepackt hat.
Anonymous hält alleinige Administrationsrechte
Kai E. hat Anonymous deshalb nicht nur sämtliche Zugangsdaten von Attila Hildmann überlassen, sondern auch zahlreiche Beweise preisgegeben, die er gegen den Kochbuch-Autor gesammelt hat.
Dank der Zuarbeit des ehemaligen Administrators konnte Anonymous die volle Kontrolle über die Website sowie die wichtigsten Telegram-Kanäle von Hildmann übernehmen.
Für Hildmann bestünde wiederum keine Möglichkeit, Zugriff auf die Gruppen zu erlangen, über die er monatelang verschwörungsideologische, rechtsextreme und antisemitische Inhalte verbreitet hat. Denn laut Anon Leaks hält Anonymous nun die alleinigen Administrationsrechte.
E-Mail-Adressen, Kontaktdaten und Hinweise auf einen Maulwurf in der Justiz?
In Folge der „Operation Tinfoil“ – zu deutsch: „Operation Alufolie“ – erlangte das Hacker-Kollektiv Zugriff auf Tausende E-Mails, Notizen und die persönlichen Daten von Hildmanns Followern und Kund:innen. Und offenbar auch Hinweise auf einen Maulwurf in der deutschen Justiz.
Denn unmittelbar nach seiner Flucht in die Türkei kamen Gerüchte auf, dass Hildmann einen entscheidenden Hinweis erhalten haben soll, durch den er den Fängen der Justiz entkommen konnte.
Anonymous wiederum ließ nun verlauten, dass die Umstände und der Hergang der Flucht dem Kollektiv bekannt seien. Zudem gäbe es Hinweise in Form von Bildern, die Hildmann zugespielt worden sein sollen und ihren Ursprung in der Berliner Justiz hätten.
Bevor die Hacker weitere Informationen preisgeben, wollen sie die Daten jedoch zunächst verifizieren.
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