Wie werden Lieder auf Tik Tok erfolgreich? Durch Fans? Den Algorithmus? Falsch! Das Unternehmen selbst entscheidet, welche Songs zu Hits werden – und hilft dann kräftig nach.
„Say So“ von Doja Cat, „Roses“ von Saint Jhn und Imanbek und natürlich „Savage“ von Megan Thee Stallion – diese Titel gehören zu den erfolgreichsten Liedern des Jahres – nicht nur auf Tik Tok. Warum? Weil Nutzer:innen sie spontan entdeckt und geteilt haben, oder? Falsch!
Und anders als auf anderen Social-Media-Plattformen steckt auch nicht der Algorithmus von Tik Tok dahinter, zumindest nicht nur. Tatsächlich entscheidet wohl das Unternehmen selbst, welche Lieder viral gehen sollen und pusht sie dann entsprechend zum Erfolg.
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Lieder auf Tik Tok erfolgreich: Kein Zufall
Das berichtet das Magazin Bloomberg und beruft sich dabei auf verschiedene Gespräche mit Tik-Tok-Stars, die diese Theorie bestätigen.
Tik-Tok-Manager geben Megan Thee Stallion Marketingtipps
Beispiel „Savage“ von Rapperin Megan Thee Stallion, die mit bürgerlichem Namen Megan Pete heißt. Bevor Savage zum Mega-Hit auf Tik Tok wurde, setzte sich angeblich das Management von Tik Tok mit der Plattenfirma von Pete in Verbindung und gab dem Label detaillierte Marketing-Tipps.
Tatsächlich wollte die Plattenfirma von Megan Pete, 300 Entertainment, wohl eigentlich die Single „Captain Hook“ in den Fokus rücken. Doch die Tik-Tok-Manager empfahlen eine andere Strategie.
Petes Plattenfirma solle lieber fünf Lieder auf Tik Tok gleichzeitig veröffentlichen und dann anhand der Datenanalyse des Nutzerverhaltens entscheiden, welcher Song das meiste Hit-Potenzial habe. Und nein, Tik Tok hat offensichtlich keine Probleme damit, derartige Dateneinsichten mit seinen erfolgreichsten Nutzer:innen zu teilen.
So stellte sich schnell heraus, dass „Savage“ bei Usern eindeutig am beliebtesten war. Erst dann starteten Tik Tok und die Plattenfirma eine Werbekampagne, in der sie genau diesen Song heftig promoteten.
Wöchentliche Newsletter an Top-Creator: So werden eure Posts und Lieder auf Tik Tok erfolgreich
„Savage“ und Megan Thee Stallion sind kein Einzelfall auf Tik Tok. Nach Informationen von Bloomberg gibt es ganze Manager-Teams, die Tausende von Stars betreuen und ihnen eifrig Tipps geben, welche Songs, Hashtags oder Tänze sie wann, wie und in welcher Form posten sollen.
So verschickt Tik Tok einen wöchentlichen Newsletter an seine Top-Creator mit sehr detaillierten Anweisungen. Tik-Tok-Star Gabby Murray etwa bekam den Tipp, Videos mit Klonfiltern zu posten. Eigentlich war das nicht unbedingt ihr Ding, sagt sie, doch sie probierte es aus – und die Videos waren überraschend erfolgreich.
Weil, so die Vermutung von Bloomberg, Tik Tok wollte, dass Videos mit diesen Filtern gut performen und hier entsprechend nachhalf. Wenn die Vermutungen von Bloomberg stimmen (Tik Tok bestreitet dies!), würden Trends auf Tik Tok entstehen, weil das Unternehmen diese bewusst steuert.
Zwar basiert dies durchaus auf Nutzerinteresse. Doch sobald das Unternehmen ein Interesse an gewissen Themen erkennt, wird es weder dem Zufall noch einem Algorithmus überlassen, was viral geht.
Das steckt hinter der Strategie von Tik Tok
Doch warum will Tik Tok derart stark kontrollieren, was zum Trend wird? Weil Tik-Tok-Chef Alex Zhu vor allem als Geschäftsmann denkt. Sein Ansatz ist es: Wenn nicht nur Nutzer:innen glücklich sind, sondern auch Creator, Musiker und Anzeigenkunden Geld mit Tik Tok verdienen, dann bleiben sie der Plattform treu.
Und Tik Tok bemüht sich extrem darum, Erfolg und Einnahmequellen zu garantieren. Entsprechend eng ist die Kooperation zwischen dem Management von Tik Tok und den erfolgreichsten Stars auf der Plattform.
Es ist ein ungewöhnlicher Ansatz, den Tik-Tok-Chef Alex Zhu verfolgt. Denn anstatt gegen die etablierte Unterhaltungsindustrie zu agieren – wie man das zum Beispiel von den Anfangszeiten von YouTube kannte – arbeitet Zhu ganz bewusst mit Plattenfirmen, Künstler:innen und Managern zusammen.
So ruft Zhu angeblich persönlich die großen Tik-Tok-Stars zu Hause an, lädt sie und ihre Familien zum Essen ein und hilft wohl sogar bei der Finanzierung des Studiums einzelner Stars. Seine Philosophie könnte man entsprechend vielleicht so beschreiben: Erfolgreiche Stars machen Tik Tok erfolgreich.
Strategie half gegen Trump
Diese Einstellung hilft Zhu offenbar auch außerhalb von Social Media. Dies zeigte sich inmitten der politischen Kontroverse zwischen China und den USA um angebliche Datenspionage auf Tik Tok.
Denn auch hier arbeitete Zhu lieber im Hintergrund und überließ einigen Tik-Tok-Influencern die Bühne. So rekrutierte er unauffällig eine Gruppe von Mikro-Influencern, die er mit einem Anwalt in Verbindung brachte.
Dies resultierte am Ende in einer Klage, bei der die Influencer behaupteten, eine Tik-Tok-Sperre in den USA würde gegen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung verstoßen und damit sogar Recht bekamen. Inzwischen ist die Tik-Tok-Sperre komplett aufgehoben.
Die Strategie gegen Trump ist das perfekte Beispiel für den Ansatz von Alex Zhu und Tik Tok: Selbst im Hintergrund bleiben, aber von dort aus eifrig dafür sorgen, dass die Plattform erfolgreich bleibt. Bislang scheint diese Taktik aufzugehen.
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