Facebook, Twitter und Co. haben angekündigt, Taliban-Accounts sukzessive von ihren Plattformen zu entfernen. Doch laut US-Recht, das die Taliban als Terrororganisation einstuft, dürfte es solche Inhalte überhaupt nicht geben. Ihnen den Zugang komplett zu verbieten, ist jedoch kompliziert.
Die Taliban nutzen WhatsApp, Twitter, Facebook und YouTube, um ihre Propaganda zu verbreiten und sich zu organisieren. Wie die Washington Post berichtet, haben sie beispielsweise die afghanische Zivilbevölkerung via WhatsApp darüber informiert, dass sie die Kontrolle über Kabul erlangt hätten.
Taliban-Accounts dürften laut US-Recht nicht existieren
Da soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube und Twitter aus den USA operieren, gelten für sie die US-amerikanischen Gesetze und damit auch die Sanktionen gegen die Taliban. Taliban-Propaganda via Social Media dürfte es deshalb (eigentlich) gar nicht geben.
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Doch bereits vor zwei Jahren hat eine Recherche der New York Times ergeben, dass die Terrororganisation vor allem WhatsApp nutzt, um Angriffe und Anschläge zu koordinieren.
Einfache Handhabung und direkte Kommunikation
Der Messenger, der ebenfalls zum Facebook-Imperium von Mark Zuckerberg gehört, sei auch für weniger internetaffine Menschen einfach in der Anwendung. Die Taliban würden deshalb primär über Sprachnachrichten kommunizieren.
Auch Twitter ist ein beliebtes Netzwerk der Terrorgruppe. Ein einflussreicher Sprecher der Gruppierung betreibt dort einen Account mit über 350.000 Followern. Das Profil ist zwar nicht verifiziert, jedoch scheint es relativ eindeutig, dass der Account von den Taliban betrieben wird.
Warum gibt es die Terror-Accounts der Taliban überhaupt?
Sowohl Facebook, YouTube als auch Twitter betonen, dass sie sich an das US-Recht und entsprechende Sanktionen gegen die Taliban halten wollen. Laut eigenen Angaben würden alle drei Netzwerke Inhalte löschen, sofern sie eindeutig den Taliban zugeordnet werden können.
Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Was hindert die Betreiber also entsprechende Inhalte zu löschen?
Während rechtswidrige Twitter- und Facebook-Accounts der Taliban noch relativ einfach identifiziert werden können, ist es bei WhatsApp deutlich komplizierter. Denn die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Messengers schützt prinzipiell alle Chats, sodass auch WhatsApp selbst keinen Zugriff auf Inhalte im Klartext hat.
Die sozialen Netzwerke haben die Lage unterschätzt
Der Messenger-Dienst kann lediglich Namen, Profilbilder und öffentliche Profilinformationen analysieren, um entsprechende Accounts zu identifizieren.
Twitter begründet seine Zurückhaltung währenddessen damit, dass zahlreiche Afghanen das Netzwerk nutzen würden, um Hilfe zu organisieren. Verwechslungen und Overblocking wolle man deshalb unbedingt vermeiden.
Ein weiteres Dilemma: Die Taliban nutzen soziale Netzwerke, um die unterdrückte Bevölkerung im Land zu informieren. In diesem Sinne ist es zumindest fragwürdig Accounts zu löschen, die in gewisser Weise auch als Infokanal für die Öffentlichkeit dienen.
So oder so: Die Lage in Afghanistan ist eine Katastrophe und in vielerlei Hinsicht ein Dilemma. Wie zahlreiche Regierungen beim Truppenabzug, scheinen auch die sozialen Netzwerke die Lage komplett unterschätzt zu haben.
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