„Du bist zu emotional.“ „Das habe ich so nie gesagt.“ „Wieder einmal verdrehst du mir die Wörter im Mund.“ Wenn du derartige Sätze im Job öfters hörst, setzt dich dein Vorgesetzter emotional unter Druck. Das ist gefährlich. Deshalb erklären wir, wie du Gaslighting am Arbeitsplatz erkennst und dich dagegen wehrst.
Was ist Gaslighting?
Gaslighting ist per Definition in der Psychologie eine Form von psychischer Gewalt, mit deren Hilfe eines oder mehrere Opfer gezielt von einem Täter manipuliert und verunsichert werden. Durch diese Verunsicherung beginnen Betroffene damit, das eigene Handeln in Frage zu stellen.
Die Psychotherapeutin und Buch-Autorin Stephanie Sarkis definiert Gaslighting am Arbeitsplatz in einem Interview als „Form des emotionalen Missbrauchs oder der Zwangskontrolle, bei der Täter daran arbeiten, das Opfer davon zu überzeugen, dass es verrückt wird.“
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Wie äußert sich Gaslighting am Arbeitsplatz?
Grundsätzlich ist Gaslighting am Arbeitsplatz für Betroffene zunächst einmal schwer zu erkennen. Insbesondere Führungskräfte neigen dazu, diese subtile und deshalb besonders schwer nachzuweisende Form der Manipulation einzusetzen.
Dabei ist es zunächst einmal essenziell zu verstehen, dass Austausch und konstruktive Kritik ein fester Bestandteil der Arbeitswelt sind. Es ist normal, dass es mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu Auseinandersetzungen kommt. Dabei muss es sich nicht automatisch um einen Akt der Manipulation handeln.
Konkrete Beispiele für Gaslighting am Arbeitsplatz
Wenn sich allerdings bestimmte Verhaltensmuster häufen, ist es wichtig, wachsam zu werden. Doch wie äußert sich die emotionale Manipulation durch Vorgesetzte und Kolleg:innen im Alltag? Oftmals in Form von Aussagen.
So können Gaslighter beispielsweise Behauptungen aufstellen. Sie behaupten dann beispielsweise, dass andere Mitarbeiter:innen schlecht über dich reden oder du unbeliebt bist. Ebenso vergeben sie im persönlichen Gespräch Aufgaben an dich, die sie dann später öffentlich leugnen.
Schon anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass beim Gaslighting ein Abhängigkeitsverhältnis aufgebaut wird. Das ist insbesondere gefährlich, wenn die Manipulation durch Führungskräfte geschieht, da diese in der Regel eine höhere Glaubwürdigkeit genießen als (neue) Mitarbeiter:innen.
Diese Sätze sind Warnzeichen für Gaslighting am Arbeitsplatz
Nun ist bereits angeklungen, dass die emotionale Manipulation schwer nachzuweisen ist. In den meisten Fällen bemerken die Betroffenen gerade zu Beginn nicht einmal, dass ein toxisches Abhängigkeitsverhältnis aufgebaut wird. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zuzuhören.
Diese Sätze sind konkrete Hinweise auf Gaslighting am Arbeitsplatz. Das gilt insbesondere dann, wenn du sie regelmäßig hörst:
- „Du bist faul.“
- „Du bist zu emotional.“
- „Das habe ich in dieser Form nie behauptet.“
- „Selbstverständlich habe ich dir das gesagt. Du hast es wahrscheinlich nur wieder vergessen.“
- „Diese Aufgabe habe ich dir nie gegeben. Das hast du erneut falsch verstanden.“
- „Stell dich nicht so an. Du bist zu empfindlich.“
- „Und wieder einmal bekommst du die Dinge in den falschen Hals.“
Es zeigt sich also deutlich, dass der Gaslighter dir ganz gezielt ein schlechtes Gewissen einredet. Du sollst an deinem Verstand zweifeln und deinen Ruf im Job verlieren. Durch fortlaufende Entschuldigungen begibst du dich selbst in die Opferrolle, aus der du nur schwer herauskommst.
Wie kann ich mich gegen Gaslighting am Arbeitsplatz wehren?
Wenn du also erkennst, dass du das Opfer von emotionaler Manipulation und emotionalem Missbrauch am Arbeitsplatz wirst, hast du den ersten Schritt bereits gemacht. Denn die Erkenntnis der gesundheitlichen Bedrohung ist sehr schwierig und deswegen so wichtig. Ist dieser Schritt gelungen, kannst du weitere Maßnahmen ergreifen.
1. Distanziere dich
Wenn du Gaslighting am Arbeitsplatz erkennst, solltest du dich im ersten Schritt von der entsprechenden Person distanzieren. Vermeide und reduziere den Kontakt auf ein Minimum.
Falls es sich beim Manipulanten um eine Führungskraft oder um einen Vorgesetzten handelt, besteht womöglich der einzige Ausweg darin, deinen Job zu kündigen. Das gilt auch, wenn der emotionale Missbrauch von einem direkten Kollegen ausgeht.
2. Sammle Beweise
Ein weiterer Schritt, um dir wieder mehr Sicherheit und Selbstvertrauen zu verleihen, besteht darin, alle Gespräche und Anordnungen des Gaslighters aufzuzeichnen. Im Idealfall sind Kolleg:innen als Zeugen anwesend, sodass es später nicht möglich ist, dir Vergesslichkeit vorzuwerfen.
Außerdem helfen derartige Protokolle und Aufzeichnungen auch dabei, dass du nicht mehr selbst an deinen Aussagen zweifelst. Durch die Niederschrift weist du, dass du dir deine Aufgabe nicht eingebildet hast.
3. Suche dir professionelle Hilfe
Gaslighting am Arbeitsplatz ist nichts anderes als emotionaler Missbrauch. Suche dir deshalb dringend und sofort professionelle Hilfe.
So kannst du beispielsweise rund um die Uhr in akuten Situationen den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 oder die anonyme Telefonseelsorge unter 0800 1110111 anrufen. Dort bekommst du Hilfe und konkrete Anweisungen.
Zudem ist es wichtig, dass du dich auch privat deinem Partner, Freund:innen oder deiner Familie anvertraust. Sie können dir Rückhalt bieten und dir dabei helfen, die Situation am Arbeitsplatz zu reflektieren bevor du bei einem Arzt bist.
In jedem Fall solltest du deine Probleme nicht für dich behalten. Und auch das Internet (und auch dieser Artikel) können nur eine erste Anlaufstelle für dich sein. Um ernstzunehmende Schäden zu vermeiden, solltest du einen Arzt, Psychologen oder Therapeuten kontaktieren.
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Sehr geehrter Herr Erxleben,
vielen Dank, daß Sie dieses Thema aufgreifen. Ich habe emotionalen Mißbrauch in einem Call-Center erlebt in Form von Traumabonding durch das männliche Führungsdoppel: zu Beginn viele Fragen, kumpelhaftes hemdsärmeliges Gehabe, teilweise schwülstiger Lobgesang, Komplimente, Future Faking , am Zopf ziehen…- der Chef wäre so verliebt in mich, aber schüchtern etc., es ging bis zum Händchenhalten. Der Hilfschef hat wunderbar Regie geführt und dann das 1. Gaslighting. Da dachte ich, ok war nur Einbildung und bin auf Distanz gegangen aber recht bald ging alles wieder von vorn los. Das ganze mindestens 8 mal in den 8 Monaten die ich dort beschäftigt war. Eine Kollegin, die bereits seit 1,5 Jahren dort beschäftigt war wurde mit der Zeit immer depressiver und verschwand dann. Sie erzählte mir mal, daß der Chef und der Hilfschef bereits wegen sexueller Belästigung vor Gericht gestanden hätten aber das wäre wohl ins Leere gelaufen. Ich hab das leider nicht ernst genommen, dachte sie wäre nur launisch oder neidisch aber jetzt bin ich mir sicher, daß sie dort extrem gelitten hat. Sie erzählte mir auch von der Frau (Linda), die vorher auf meinem Platz saß und daß diese arg fertig gemacht wurde von den Beiden. Zu meiner Zeit haben sie rege Spottlieder gesungen, z.B.:Chef: „der Kai, der Kai, der hat nur noch ein Ei“. Dann erwiederte der Co-Chef:“ denn das andre hat wie Du ja weißt, die Linda längst verspeist.“
Dann war ein Probearbeiter da, der verdammt gut telefoniert hat, schon am ersten Tag. Der Hilfschef, der die Einstellungen gemacht hat meinte aber: nee, ich glaube das ist nichts für ihn und hat ihn ziemlich demotiviert während eine Probearbeiterin, die nicht besonders gut war sehr euphorisch aufgenommen wurde: haargenau das Selbe Prozedere wie bei mir am Anfang und das direkt vor meinen Augen. Da ist bei mir der Groschen gefallen. Die suchen keine guten Telefonisten, sondern nur Mädels „mit denen sie es machen können“. Ich muß wohl auch sehr bedürftig gewesen sein, ohne es zu wissen (seit 11 Jahren alleinerziehend, 3 Kinder vom selben Vater) und das wurde kaltblütig ausgenutzt, nur so zum Spaß. Oder für eine interne Wette. Davon bin ich überzeugt.
Arbeitgeberbewertungen sind nicht aufschlußreich, vermutlich werden schlechte Bewertungen nicht veröffentlicht oder recht bald gelöscht. Ich habe dort wirklich die emotionale Hölle durchlebt, wußte nicht, daß man so leiden kann. Erst durch die Narzissmus-Aufklärung auf You Tube habe ich 6 Monate später überhaupt erst mal kapiert was da mit mir gemacht wurde. Daß da was mit mir gemacht wurde und daß es nicht in meinem Kopf gespukt hat.
Die Liste der angeblich psychisch kaputten Extelefonistinnen interessiert mich sehr und ebenso die Sache die vor Gericht gelandet ist.
Jetzt meine Frage Herr Erxleben: wie kann man so etwas unauffällig erkunden und somit vielleicht für andere Damen Schlimmeres verhindern, denn ich war kurz davor mich vor den Zug zu legen. Trotz dem, daß ich nun ein Jahr Abstand habe bekomme ich gelegentlich noch Heulkrämpfe weil es mir hochgradig peinlich ist. Aber solche Leute müssen gestoppt werden.