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Kommentar: Foldables für den Massenmarkt? Das muss noch passieren

geschrieben von Nils Ahrensmeier

Foldables wurden in den letzten Jahren von vielen Technik-Geeks heiß erwartet. Sie galten für viele als „logische Weiterentwicklung des Smartphones“. Dies waren bis dato Geräte wie das Note, weil sie mehr Platz für Inhalte boten und mit dem S-Pen ein Alleinstellungsmerkmal für Business Kunden.

Nun sind wir bereits in der dritten Generation von Samsung-Foldables und Samsung verkündet nun die “Massentauglichkeit”. Doch wie könnte die Reise weitergehen? Was müsste nun passieren, damit die Kunden sich wirklich ein Gerät kaufen?

Günstigere Geräte für den Massenmarkt

Wenn uns der Smartphone-Markt in den letzten Jahren eins gelernt hat, dann das sich günstige Geräte super verkaufen. Das meistverkaufte Android-Smartphone in 2020 war kein Galaxy S20 oder Note, sondern das Galaxy A51. Um mehr Kunden von dem Formfaktor zu überzeugen, müsste Samsung ein Galaxy Flip Lite oder Fold Lite auf den Markt bringen, mit abgespeckter Hardware und günstigem Preis. Die dritte Generation liegt schon unter den Preisen der letzten Jahre, 1049 bzw. 1700 Euro sind aber weiterhin sehr viel Geld für ein Smartphone, welchen nur sehr wenige bereit sind zu zahlen. Die meisten Kunden schauen bis maximal 500-600 Euro und Foldables fallen damit direkt aus der Auswahl.

Samsung Galaxy Z Flip3 Farben

Das Galaxy Z Flip3 ist mit 1049 Euro bereits günstig für ein Foldable, doch für die meisten weiterhin zu teuer (Bild: Samsung)

Software, welche den Formfaktor ausnutzt

Um Menschen von einem neuen Formfaktor zu überzeugen, braucht es sinnvolle Softwarefunktionen, welche den Formfaktor auch ausnutzen. Bereits bekannte Apps müssen angepasst werden, App-Entwickler mit ins Boot geholt werden. Samsung hat für die diesjährigen Geräte wieder mit Microsoft und Google zusammengearbeitet, ein erster richtiger Schritt in diesem Bereich. In einer persönlichen Nutzungszeit mit dem Fold 2 im letzten Jahr sind mir aber noch viele Baustellen in diesem Bereich aufgefallen. Apps wie Instagram haben längst nicht den gewonnenen Platz genutzt und Twitter sah wie ein schlechter Android-Tablet-Port aus. In solchen Momenten habe ich das große Display zugeklappt und das Front-Display genutzt. Das ist eigentlich nicht das Ziel von Samsung gewesen. Geräte wie das iPad haben sich bei vielen gut etabliert, weil die Software für viele überzeugte und der Platz gut genutzt wurde. Dies muss bei Foldables ebenfalls passieren, sonst hat der Formfaktor keinen Sinn. Wenn Samsung dies daraufhin schafft auch per Marketing an die Kunden zu verkaufen, dann könnten neue Kunden besser angeworben werden.

Samsung Galaxy Z Fold2 Instagram

Instagram ist bisher noch nicht an den neuen Formfaktor angepasst (Screenshot: MobileGeeks)

Verbesserte Langlebigkeit

Das Nr.1 Gegenargument, was ich von meinem Umfeld während meiner Testzeit gehört habe, war die Haltbarkeit. „Das geht doch in einem Monat kaputt“, „Bricht das nicht irgendwann?“. Die Antwort, die ich geben konnte, war nur: Bisher ist nichts passiert. Viele machen eine Haltbarkeit auch an Zertifizierungen fest. Wenn ein Gerät keine IP-Zertifizierung hat, dann schreckt es viele Kunden ab, welche des öfteren mit Wasser zu tun haben. Auch das Display ist ein kritischer Punkt. Der Mix aus gutem und hochwertigen Display, welches aber auch resistent gegen Brüche ist, sollte bei den nächsten Generationen stimmen. Denn sonst verfällt der Formfaktor in eine Nische. Wir alle kennen doch noch 3D-Fernseher, Google Glass und Hoverboards, oder?

Flaggschiff-Folds mit Flaggschiff-Kameras

Aktuell sind die Kameras der Fold-Geräte mit 12 Megapixel-Sensoren ausgestattet. Viele Kunden, welche nach einer guten Kamera suchen und bereit sind über 1000 Euro auszugeben, werden wohl zu einem S-Gerät greifen. Diese haben aktuell noch die besseren Sensoren und somit mehr Möglichkeiten bessere Fotos und Videos aufzunehmen. Auch Huawei hat bereits gezeigt, dass es möglich ist gute Sensoren in faltbare Smartphones einzubauen. Gelingt dies, kann das Fold auch die Galaxy Note Reihe ersetzen. Durch den Stift-Support werden einige Note-Kunden bereits wechseln, doch ihr „Flaggschiff-Stift-Telefon” bekommen sie damit (noch) nicht ganz.

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Fazit

Um Foldables „Massentauglich” zu machen müssen sie für die Masse erreichbar sein und die Masse überzeugen. Aktuell sind sie noch ein Nischen/Luxus-Produkt, auch wenn Samsung mit ihrer dritten Generation bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung getan hat. Der Preis für das Flip wird schnell unter 1000 Euro fallen und ist somit sogar günstiger als ihr aktuelles Flaggschiff, das S21 Ultra.

Trotzdem müssen günstige Versionen der Geräte her, damit mehr Kunden zugreifen würden. Der S-Pen für das Z Fold3 wird einige Note-Kunden bereits überzeugen, auch diese waren vorher aber eine Nische. Wenn es Samsung schafft die Langlebigkeits-Probleme aus dem Weg zu räumen, die Software an den Formfaktor anzupassen und Flaggschiff-Kameras in ihre Flaggschiff-Modelle zu bauen, dann können sich faltbare Smartphones im Massenmarkt etablieren. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Über den Autor

Nils Ahrensmeier

Nils Ahrensmeier ist seit März 2022 Redakteur beim Online-Magazin BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er für MobileGeeks, das 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Nils als FSJler im Deutschen Bundestag sowie als freier Redakteur bei dem Blog "TechnikNews".