Die technische Überwachung von Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz ist in Deutschland fest etabliert. Besonders nachdenklich stimmt dabei, dass die zuständigen Manager nicht oder nur unzureichend über die Mitarbeiterkontrolle informieren. Eine Studie zeigt: Schweigen ist Gold.
Deutsche Manager gleichen Kontrollverlust durch Überwachung aus
Es gibt in Deutschland viele Manager, die sich mit der Digitalisierung der Arbeit enorm schwer tun. Sie sind es seit Jahren oder Jahrzehnten gewohnt, ihre Mitarbeiter:innen im Büro zu sehen und zu kontrollieren. Nicht ohne Grund gilt oftmals der Grundsatz: Nur wer da ist, arbeitet auch wirklich.
Insbesondere durch das Internet und Remote-Office-Lösungen jedoch entfällt diese Möglichkeit der Mitarbeiterkontrolle. Deshalb setzen immer mehr Manager in Deutschland auf die technische Überwachung ihrer Mitarbeiter:innen.
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Ohne Zustimmung keine Mitarbeiterkontrolle
Aus rechtlicher Perspektive gilt es bei der Mitarbeiterkontrolle einiges zu beachten. Die Anforderungen werden höher, je intensiver der Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeiter:innen ist. Das zeigt beispielsweise die Videoüberwachung am Arbeitsplatz.
Ganz grundsätzlich gilt allerdings: Überwachung im Office ist nur mit einer vorherigen Zustimmung erlaubt. Das reine Verschicken von Informationen per E-Mail genügt nicht, um die rechtlichen Ansprüche zu decken.
Doch damit haben deutsche Manager ein Problem, wie eine Studie von Get App zeigt. Die Software-Tester haben im Mai 2021 insgesamt 396 Führungskräfte zum Einsatz von Tools zur Mitarbeiterkontrolle befragt. Die Erkenntnisse stimmen nachdenklich.
Nur 39 Prozent bieten Schulungen und setzen auf Verträge
So geben nur 39 Prozent der Befragten an, die eigenen Mitarbeiter:innen vollumfänglich zu informieren. Das beinhaltet neben Schulungen auch das Unterschreiben von Verträgen.
Die Mehrheit der deutschen Manager ist offensichtlich davon überzeugt, dass es reicht, wenn die Mitarbeiter:innen von der Überwachung gehört oder gelesen haben. So sagen 50 Prozent, dass E-Mails verschickt wurden und Informationsblätter digital abrufbar sind. Eine aktive Zustimmung schließt das nicht mit ein.
Das ist jedoch noch nicht das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange. So gestehen immerhin zehn Prozent, dass nur einige Angestellte über die Mitarbeiterkontrolle informiert worden sind und in zwei Prozent ist die Spionage sogar komplett unbekannt.
Welche Aktivitäten der Mitarbeiter werden kontrolliert?
Besonders deutlich wird das Ausmaß an fehlender Information beim Blick auf die Überwachung der einzelnen Tätigkeiten. So gibt es nur einen Bereich (die Anwesenheit), in dem alle Mitarbeiter:innen wissen, dass es eine technische Überwachung gibt. In allen anderen Sektoren fällt die Bilanz erschreckend aus.
- Zeit-Management (50 Prozent; 37 Prozent wissen davon)
- Arbeitslast-Management (47 Prozent; 32 Prozent wissen davon)
- Computer-Aktivitäten (29 Prozent; 22 Prozent wissen davon)
- Aktive und inaktive Zeit (21 Prozent; 14 Prozent wissen davon)
- Audiogespräche (16 Prozent; 7 Prozent wissen davon)
- Digitale Kommunikation (24 Prozent; 14 Prozent wissen davon)
- Soziale Medien (17 Prozent; 8 Prozent wissen davon)
- Standort (14 Prozent; 8Prozent wissen davon)
Besonders besorgniserregend ist dabei die Überwachung der Computer-Aktivitäten. Darunter fällt beispielsweise der Browser-Verlauf. Noch schlimmer fallen die Eingriffe in die Privatsphäre beim Blick auf Messenger, Social Media und Telefonate aus.
Das heimliche Mithören von Telefonaten oder das unwissende Mitlesen von Chats und Nachrichten in sozialen Medien entzieht sich jeder Grundlage. Derartige Überwachungsmethoden sorgen dafür, dass das Misstrauen in das eigene Management (berechtigterweise) sinkt.
Gute Nachrichten? Nein!
Die Studienautor:innen heben am Ende positiv hervor, dass 61 Prozent der befragten Manager nicht auf Überwachungssoftware setzen und das auch so bleiben soll. Das wird als Erfolg gewertet. Allerdings ist die Frage berechtigt, ob dies tatsächlich positiv ist.
Schließlich setzt im Umkehrschluss mehr als jeder dritte Manager auf die technische Überwachung der Mitarbeiter:innen. Davon wiederum weiß – wie die Studie zeigt – oftmals die Hälfte der Angestellten nichts oder nur sehr wenig.
Die wirkliche Intention der Führungskräfte offenbart sich in einer anderen Zahl. So sagen immerhin 28 Prozent der Manager, dass die gesetzlichen Vorschriften zur Mitarbeiterkontrolle in Deutschland zu streng sind.
Sie wünschen sich, dass es mehr und leichtere Möglichkeiten zur Überwachung von Angestellten gibt. Mehr muss man an dieser Stelle nicht dazu sagen.
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