Synthetisches Kerosin könnte die Schadstoffemissionen beim Fliegen drastisch reduzieren. Trotzdem kommt der Treibstoff bei kaum einer Airline zum Einsatz. Warum ist das so? Besteht kein Interesse daran, das Fliegen nachhaltiger zu gestalten?
„Sind Flug-Biofuels bereit zum Abflug?“ Unter dieser Fragestellung hat die Internationale Energie Agentur (IEA) eine Einschätzung zur Zukunft von nachhaltigeren Treibstoffen im Flugverkehr veröffentlicht.
Konkret ist damit synthetisches Kerosin gemeint – auch Sustainable Aviation Fuel (SAF) genannt. Die IEA glaubt, dass das nachhaltigere Kerosin der Schlüssel zu weniger Emissionen im Flugverkehr sei. Synthetisches Kerosin setzt 30- bis 100-mal weniger Schadstoffe frei als Kerosin aus fossilen Rohstoffen.
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Demnach könnte eine Beimischung von SAF zum herkömmlichen Kerosin entscheidend dazu beitragen, die Klimaziele der Flugindustrie zu erreichen. Doch es gibt ein Problem: Synthetisches Kerosin kommt bislang kaum zum Einsatz.
Synthetisches Kerosin bislang kaum genutzt
Das Potenzial wäre eigentlich da, glaubt die IEA. In ihrer Prognose geht die Agentur davon aus, dass die Nachfrage nach SAF bis 2025 schon zehn Prozent ausmachen könnte und 2040 sogar 20 Prozent.
Biokraftstoffe in Flugzeugen gibt es schon seit 2008. Doch derzeit bieten lediglich fünf Flughäfen eine regelmäßige Tankmöglichkeit für das nachhaltigere Kerosin: Bergen, Brisbane, Los Angeles, Oslo und Stockholm.
Das an sich sei aber eigentlich kein Problem, glaubt die IEA. Denn aktuell werden 90 Prozent aller internationalen Flüge über fünf Prozent aller Flughäfen abgehandelt.
Es wäre also durchaus möglich, synthetisches Kerosin zunächst an diesen zentralen Schnittstellen zur Verfügung zu stellen und somit den Flugzeugen einen größeren Anteil an nachhaltigerem Kraftstoff beizumischen.
Denn die Nachfrage der Fluglinien ist durchaus vorhanden und es gibt auch erste langfristigere Liefervereinbarungen mit Herstellern. Doch, obwohl die Nachfrage also steigt und Bio-Kerosin deutlich nachhaltiger ist als herkömmliches Kerosin, ist der Anteil am Flugzeug-Kraftstoff verschwindend gering. Woran liegt das?
Bio-Kraftstoff ist zu teuer
Die Antwort ist relativ simpel: Es liegt am Preis.
So ist synthetisches Kerosin aktuell etwa dreimal so teuer wie herkömmliches Kerosin. Und das bezieht sich lediglich auf den gängigsten Treibstoff dieser Art. Neuere, innovativere Treibstoffe sind etwa viermal so teuer in der Produktion. Auch der Bau von entsprechenden Herstellungsstätten ist recht kostenintensiv.
Da Treibstoffkosten mehr als 20 Prozent der Kosten für Airlines ausmachen, ist das ein entscheidender Faktor.
Fluglinien könnten die Treibstoffkosten natürlich an die Fluggäste weitergeben. Doch davor scheuen die Airlines noch zurück. Denn der Preiskampf in der Branche ist sehr intensiv und selbst kleinste Aufpreise könnten empfindlich von Verbraucher:innen abgestraft werden.
Politische Förderung von SAF
Die IEA glaubt darum, dass eine Steigerung des Anteils von Bio-Kerosin in Flugzeugen nur mithilfe politischer Unterstützung wirtschaftlich werden kann. Zu derartigen Maßnahmen könnten gehören:
- Subventionen für Investitionen in und Herstellung von SAFs
- Gesetzliche Mindestquoten für eine garantierte Abnahme des synthetischen Kerosins
- CO2-Besteuerung, die synthetisches Kerosin wettbewerbsfähig macht.
Bis 2030 werde die Flugindustrie etwa 15 Prozent der globalen Öl-Nachfrage ausmachen, schätzt die IEA. Das würde wiederum bedeuten, dass Flugzeuge bis 2030 für etwa 3,5 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich wären.
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Das stimmt so nicht. Es gibt viele Menschen, die gerne fliegen, aber sich jetzt aufgrund des Klimawandels in keinen Flieger mehr trauen, und die gerne sogar das Dreifache zahlen würden, wenn sie nur klimafreundlich fliegen könnten.
Diese Menschen gibt es sicherlich auch, vermutlich aber mindestens genauso viele (wenn nicht mehr), die auf den Preis achten – auch wenn, in Europa, ein Umdenken stattfindet. Für Airlines scheint es aber momentan wirtschaftlich noch zu riskant zu sein, derart hohe Ticket-Preise anzubieten. Daher gibt es eher die freiwillige CO2-Abgabe.