Flixbus will erstmals Biogas als Antrieb für Fernstrecken testen. Obwohl der Treibstoff klimafreundlicher ist als Diesel, wird es bewusst keine Busse in Deutschland geben.
Seit Juli 2021 setzt Fernbus-Anbieter Flixbus erstmals Biogas als Treibstoff für seine Fernbusse ein. Das teilte das Unternehmen in einer entsprechenden Pressemitteilung mit.
Die Busse sollen auf der Strecke zwischen Brüssel und Amsterdam sowie auf der Strecke zwischen Oslo und Stockholm eingesetzt werden. Obwohl Erdgas eine bessere Klimabilanz habe als Diesel, möchte Flixbus die Diesel-Alternative in Deutschland ganz bewusst nicht einsetzen, sagt das Unternehmen.
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Klimafreundlicheres Biogas in Deutschland teurer als Diesel
Flixbus behauptet, dass Biogas gegenüber Diesel 75 Prozent an CO2-Emissionen einspare. Damit stützt sich das Unternehmen auf die Berechnungen der Klimaorganisation Atmosfair.
Doch obwohl Erdgas klimafreundlicher sei als Diesel, falle in Deutschland dafür eine höhere Mehrwertsteuer an. Genau deshalb hat Flixbus sich entschieden, seine ersten Erdgas-Busse im Ausland zu testen.
Für die Strecke zwischen den Niederlanden und Belgien kommt dabei komprimiertes Bio-Erdgas (Compressed Natural Gas, CNG) zum Einsatz. Für die Strecke in Skandinavien verflüssigtes Biogas.
Die Gas-Debatte
Ob Erdgas oder Biogas nachhaltiger als Diesel und Benzin sind, steht immer wieder zur Debatte. Zunächst einmal muss man aber zwischen den verschiedenen Arten von Gas unterscheiden.
CNG
CNG ist komprimiertes Erdgas (Methan). Es enthält einen hohen Wasserstoffgehalt, sodass bei der Nutzung in Fahrzeugen in der Tat etwas weniger Kohlendioxid anfällt als bei Diesel, aber auch weniger Stickstoffoxide (NOx). Dennoch stammt auch CNG normalerweise aus fossilen Quellen.
Es lässt sich aber auch aus Lebensmitteln oder Bio-Abfällen erzeugen. Dann spricht man von Biogas. CNG ist das Gas, das Erdgas-Autos in Deutschland tanken.
LPG
Liquified Petroleum Gas (LPG) wiederum ist Flüssiggas (Propan- oder Butangas). Das kennen einige vermutlich noch aus den Gaskartuschen für Campingkocher. LPG findet sich manchmal auch unter dem Namen „Autogas“. Es entsteht als Abfallprodukt bei der Erdöl- und Erdgasförderung.
LPG gilt als weniger umweltfreundlich als CNG. Auch hier gibt es aber die Möglichkeit, eine Bio-Variante aus Abfallstoffen zu gewinnen.
LNG
Schließlich gibt es auch noch LNG: Liquified Natural Gas. Dabei handelt es sich ebenfalls um Methan, das jedoch verflüssigt wird. Das Verflüssigen ist energieaufwendig, weshalb die Klimabilanz schlechter ausfällt als bei CNG.
Dennoch fällt auch LNG oft als Abfallprodukt bei der Rohölförderung an und wird oftmals nur verbrannt. Es als Treibstoff zu verwenden, ist daher eine ökologischere Lösung. Bei der Verbrennung von Methan entstehen außerdem weniger schädliche Treibhausgase als etwa bei der Verbrennung von Benzin oder Diesel.
Gleichzeitig ist Methan selbst klimaschädlich. Hier kommt es auch darauf an, wie es gefördert wird. Kommt es etwa aus dem Fracking-Prozess, ist die Klimabilanz sehr fragwürdig. Fracking benötigt nämlich viel Wasser und steht in der Kritik, weil es das Grundwasser gefährdet.
Wie „bio“ ist Biogas?
Gas-Antriebe haben gegenüber Diesel und Benzin gewisse Klimavorteile beim Emissionsausstoß und sind insbesondere dann sehr umweltfreundlich, wenn sich das Gas aus Abfällen gewinnen lässt.
Weniger positiv fällt die Klimabilanz aus, wenn das Gas aus Lebensmitteln hergestellt wird, da dies Monokulturen anregt und den Lebensmittelanbau für Kraftstoff in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stellt.
Emissionsarm vs. emissionsfrei
Warum fördert die Politik Biogas in Deutschland also nicht genauso wie Elektromobilität? Insgesamt sei der Klimavorteil zu gering, um staatliche Forderungen zu rechtfertigen, sagt das Umweltbundesamt beispielsweise in einer Untersuchung zu LKW.
Auch die Europäische Union sieht in ihrer neuen Klimarichtlinie Biogas-Fahrzeuge als „emissionsarm“, Elektrofahrzeuge dagegen als „emissionsfrei.“
Das ist aber keine unumstrittene Ansicht. In Augsburg etwa betreibt die Stadt schon länger emissionsfreie Biogas-Busse, deren Gas aus vergorenem Stroh und Bioabfall stammt. Laut EU-Richtlinie müssten sie ihre Busse aber ersetzen. Die Stadt protestierte und momentan scheint sich hier eine Ausnahmelösung abzuzeichnen.
Es ist übrigens auch möglich – genau wie bei Diesel und Benzin – Erdgas synthetisch aus Strom, Wasserstoff und CO2 herzustellen. Wenn man den Wasserstoff mittels Elektrolyse und durch Ökostrom gewinnt, ist das Verfahren sogar CO2-neutral, wenn auch sehr energieaufwendig.
So bleibt es beim Thema „Gas“ momentan bei Eigeninitiativen wie etwa bei Flixbus oder dem Erdgas-Auto-Abo „Conqar“ von Seat.
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