Arztrechnungen sind nervig. Das gilt insbesondere für Privatversicherte. Schließlich gehen diese in der Regel in Vorleistung und müssen sich ihr Geld im Anschluss (mühsam) zurückholen. Das will Hi Health ändern. Das Wiener Start-up geht kostenlos in Vorleistung – noch.
Mehr als 35 Millionen Privatversicherungen in Deutschland
Obwohl das System der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland historisch erwachsen ist und zu den besten Systemen der Welt gehört, suchen immer mehr Deutsche zusätzlichen Schutz.
So hatten im Jahr 2020 immerhin 8,7 Millionen Menschen in Deutschland eine private Krankenversicherung (PKV). Zu dieser Gruppe zählen unter anderem die meisten Beamten in der Bundesrepublik. Hinzu kommen dann nochmal 26,8 Millionen private Zusatzversicherungen.
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Erst in Vorkasse gehen, dann Geld zurück
Mehr als ein Viertel der Deutschen ergänzt also die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung durch private Zusatzversicherungen. Das liegt auch daran, dass beispielsweise im Bereich der Zähne und der Augen die Zuschüsse der gesetzlichen Krankenversicherungen sehr gering ausfallen.
Während die PKV die Arztrechnungen in der Regel komplett oder zu einem sehr großen Prozentsatz übernehmen, bieten sie einen Nachteil: Die Patient:innen müssen in den allermeisten Fällen die Rechnungen zuerst bezahlen und sich das Geld im Anschluss von ihrer privaten Krankenversicherung zurückholen.
Arztrechnungen digital einreichen? Fehlanzeige!
Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest stören sich die meisten Privatversicherten daran, dass die Einreichung der Arztrechnungen unnötig kompliziert ist. So ist es trotz voranschreitender Digitalisierung längst nicht immer möglich, die Rechnungen digital einzureichen.
Stattdessen müssen die Versicherten ihre Rechnungen postalisch verschicken. Das wiederum erhöht die Bearbeitungszeit und sorgt dafür, dass es noch länger dauert bis das Geld wieder auf dem Konto ist.
Hi Health bietet digitales Gesundheitskonto für Privatversicherte
Genau an dieser Stelle setzt das Start-up Hi Health mit seiner App an. Der Gedanke dahinter ist simpel: Interessierte mit einer privaten Kranken- oder Zusatzversicherung registrieren sich in der App und legen somit ein Gesundheitskonto an.
Sobald du eine neue Arztrechnung erhalten hast, kannst du sie in der App hochladen. Dabei ergeben sich zwei Möglichkeiten für dich.
1. Die Arztrechnung ist bereits bezahlt
Wenn du deine Arztrechnung schon bezahlt hast, lädst du die Rechnung einfach in der App hoch. Im Anschluss kümmert sich Hi Health um die Rückerstattung der Summe bei deiner Krankenkasse. Sobald das Geld da ist, siehst du den Eingang in deinem Gesundheitskonto.
Das heißt: Hi Health minimiert den bürokratischen Aufwand in diesem Fall für dich enorm.
2. Die Arztrechnung ist noch offen
Besonders spannend ist jedoch die zweite Funktion. Diese betrifft offene, noch nicht bezahlte Rechnungen. Auch diese kannst du in der App hochladen. Anschließend geht Hi Health für dich in Vorkasse und holt sich das Geld dann von deiner PKV zurück.
Sollte deine PKV eine Rechnung nicht komplett übernehmen, bucht Hi Health den Fehlbetrag erst nach der Bearbeitung von deinem verknüpften Konto ab. Somit wird aus einer Vorauszahlung eine bequeme und automatisierte Abbuchung.
Aktuell liegt das Limit für die erste Einreichung allerdings noch bei 100 Euro.
Service ist (noch) kostenlos
Wer sich nun fragt, wie Hi Health mit diesem Geschäftsmodell selbst Geld verdient, wirft eine berechtige Frage auf. Aktuell befindet sich das Wiener Start-up laut Gründer Fredrik Debong in der Wachstumsphase.
Seit der Gründung im Jahr 2019 hat Hi Health laut eigenen Angaben über zehn Millionen Euro für Arztrechnungen zurückerstattet. Und seit dem Deutschland-Start habe das Unternehmen bereits 20.000 neue Kund:innen gewonnen.
Allerdings betont der Gründer in einem Interview, dass der Service nicht immer kostenlos bleibt. Zukünftig soll für die automatisierte Abwicklung und Bezahlung der offenen und bezahlten Arztrechnungen eine prozentuale Provision anfallen, die sich an der Rechnungshöhe bemisst.
Wann es soweit ist und wie hoch die Provision letztendlich ausfallen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Wenn man jedoch das Briefporto und den zeitlichen Aufwand und den persönlichen Stress mit einkalkuliert, könnte das Geschäftsmodell von Hi Health auf lange Sicht sogar funktionieren.
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