Die EM 2020 war als länderübergreifendes Turnier geplant, das die Vielfalt des europäischen Kontinents zeigen sollte. Mit den Verboten und umstrittenen Aussagen zu den Regenbogenfarben zeigt die UEFA allerdings, dass sie nicht viel von Diversity hält. Somit verkommt das Event zum Eigentor.
Die EM 2020 als Zeichen für Vielfältigkeit
Zum 60-jährigen Jubiläum der Fußball-Europameisterschaft hat sich der europäische Fußballverband UEFA ein besonderes Konzept überlegt. Ein paneuropäischer Wettbewerb in mehreren Ländern soll zum Geburtstag die Vielseitigkeit Europas in den Vordergrund rücken.
Mit einem Jahr Verspätung aufgrund der Corona-Pandemie findet die EM 2020 nun im Sommer 2021 tatsächlich statt. Einzig der ursprüngliche Gedanke der Diversity findet keinen Platz im Konzept. Das liegt daran, dass sich die UEFA mit allen Mitteln gegen Gleichberechtigung und Regenbogenfarben wehrt.
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UEFA vs. Regenbogenfarben: Ein Streit spitzt sich zu
Dabei wird der Fußballverband schon seit dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft mit den Regenbogenfarben als Zeichen für Toleranz und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt konfrontiert. Das liegt auch daran, dass der Juni traditionell der Pride Month ist.
1. Die Regenbogenbinde von Manuel Neuer
Während der EM 2020 hat sich die Diskussion rund um die LGBTQ-Community immer weiter zugespitzt. Seinen Anfang hat die Diskussion mit Manuel Neuer genommen. In den ersten Vorrundenspielen der EM 2020 hatte der deutsche Kapitän eine Binde in Regenbogenfarben getragen.
Eigentlich sieht die UEFA eine einheitliche Binde mit der Aufschrift „Respect“ vor. Diesen Schritt hatte der Fußballverband gerade noch geduldet.
2. Die Beleuchtung der Allianz Arena in Regenbogenfarben
Vor dem dritten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter einen Antrag gestellt, die Allianz Arena während der Partie in Regenbogenfarben leuchten zu lassen.
Damit wollte man als Veranstalter ein Zeichen gegen ein geplantes Gesetz in Ungarn setzen, das die Informationsrechte von Jugendlichen rund um Homo- und Transsexualität einschränkt.
Doch die UEFA stellte sich quer. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es dazu lapidar, dass es ein einheitliches Stadiondesign gebe, an das sich alle Spielstätten halten müssen. Es sei allerdings möglich, die Allianz Arena an spielfreien Tagen zu beleuchten.
3. UEFA verbietet Werbung in Regenbogenfarben
Vor den Viertelfinalspielen in St. Petersburg (Russland) und Baku (Aserbaidschan) hat die UEFA nun auch ins Sponsoring eingegriffen.
So habe sie gegenüber Hauptsponsor Volkswagen erklärt, dass es „Bedenken im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen an den Spielorten in Russland und Aserbaidschan“ gibt. Dementsprechend mussten die bunten Werbebanner neutralen Alternativen weichen.
Lediglich in München und Rom hat die UEFA die Werbung in Regenbogenfarben gestattet. Das gilt auch für die Halbfinals und das Finale in London. Schließlich ist Diversity in Deutschland, Italien und England gesellschaftlich akzeptiert. Dann wird sie auch von der UEFA akzeptiert.
4. Ordner entfernen Regenbogenfarben
Der (bislang) letzte Vorfall ereignete sich vor dem Viertelfinale zwischen Dänemark und Tschechien in Baku. Dort hatten zwei Ordner vor der Partie mit dänischen Fans über eine Regenbogenfahne diskutiert und diese letztendlich entfernt.
Als Grund wurde angeführt, dass die dänischen Fans angeblich stark alkoholisiert gewesen seien. Dem jedoch widerspricht der dänische Fußballverband deutlich. Vielmehr meinte es die UEFA mit ihrer Erlaubnis von Regenbogenfahnen wohl doch nicht so ernst.
UEFA beruft sich auf politische Neutralität
Als Grund für die ablehnende Haltung gegenüber (fast) allen Aktionen rund um die LGBTQ-Community schiebt die UEFA das Argument vor, dass sie eine neutrale Organisation sei, die sich nicht politisch instrumentalisieren lassen will und deshalb auf jegliche Ausnahmen verzichtet.
Zugleich wurde der Twitter-Account des europäischen Fußballverbands nach der Debatte rund um die Allianz-Arena plötzlich bunt eingefärbt. Während im Text von politischer Neutralität gesprochen wurde, erleuchtete das Logo in den Farben des Regenbogens. Ein Schelm, wer dabei an Heuchelei denkt.
Der Einsatz für die Grundrechte ist keine politische Haltung
Letztendlich ist es doch so: Wer sich für die Rechte und die Gleichstellung von allen Menschen unserer Gesellschaft einsetzt, setzt eben kein politisches Statement. Gleichberechtigung ist im Grundgesetz verankert und somit die Grundlage unserer Demokratie.
Umso wichtiger ist es, dass wir die Toleranz auch fernab des Pride Month und unabhängig von Großveranstaltungen wie der EM 2020 leben und uns dafür einsetzen. Denn auch in Deutschland ist noch viel zu tun.
So gibt es trotz zahlreichen Initiativen im Jahr 2021 noch keinen einzigen offen homosexuellen Fußballspieler in den deutschen Profi-Ligen der Männer. Es ist bezeichnend, dass der frühere Nationalspieler Philipp Lahm in seinem Buch sogar von einem Outing während der aktiven Karriere abrät.
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