Nachdem das beliebte Audio-Schnittprogramm Audacity vor einigen Tagen seine AGB geändert hat, wurden schnell Vorwürfe laut, dass Audacity jetzt praktisch Spyware sei. Stimmt das?
Jetzt auch noch Audacity? Dass große Technologie-Konzerne wie Google, Facebook oder Amazon mit Datenschutzskandalen zu kämpfen haben, ist man schon beinahe gewohnt. Doch nun gibt es Spionage-Vorwürfe gegen das Audio-Schnittprogramm Audacity.
Nachdem Audacity vor einigen Tagen seine AGB geändert hat, werfen viele dem Unternehmen vor, Audacity sei nun zu Spyware verkommen.
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Neue AGB lassen viele aufhorchen
Hintergrund für die Änderung der AGB ist die Übernahme der Open-Source-Software durch die Unternehmensgruppe Muse im April 2021.
Seit der Übernahme war deutlich, dass Muse vorhatte, mehr Daten über die Audacity-Nutzer:innen zu sammeln. Allerdings schien es zunächst nur um eine gängige Opt-In-Möglichkeit für typische Datenanalysen zur Verbesserung der App und der User-Erfahrung zu gehen.
Doch als die neuen AGB schließlich in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, horchten viele auf. Die Datensammlung geht für viele Kritiker über das typische Maß hinaus. Das gilt insbesondere, wenn man in Betracht zieht, dass Audacity eine Applikation ist, die, einmal heruntergeladen, offline zum Einsatz kommt.
So nannte das Tech-Portal Fosspost Audacity direkt Spyware.
Audacity als Spyware? Daten könnten mit Russland und den USA geteilt werden
Insbesondere folgende Passage veranlasste Fosspost zu dieser Aussage.
Darin heißt es unter anderem, dass Audacity in bestimmten Fällen persönliche Daten auch mit Gesetzesbehörden teilen würde – und zwar dort, wo das Unternehmen seinen Sitz habe. Das umfasst neben der Europäischen Union auch die USA und Russland.
Fosspost schreibt, dass dies den genannten Regierungen eine direkte Identifizierung von Nutzer:innen ermöglichen würde, da IP-Adressen angeblich einen Tag auf Audacitys Servern bleiben.
All dies sollte eigentlich für ein Offline-Audio-Schnittprogramm gar nicht möglich sein, schreibt Fosspost.
Verstößt Audacity gegen Lizenzauflagen?
Darüber hinaus gibt es eine Passage, in der Audacity schreibt, dass es persönliche Daten mit „Drittanbietern“, „Beratern“ und „potenziellen Käufern“ teilen könne. Theoretisch könnte das Unternehmen damit sensible Informationen mit sehr vielen Parteien teilen.
Ein weiterer kritischer Abschnitt in den neuen AGB von Audacity ist die Alterseinschränkung für die Nutzung. Demnach darf das Mindestalter für das Herunterladen und Nutzen der Software 13 Jahre nicht unterschreiten.
Das wäre aber möglicherweise ein Verstoß gegen die GPL-Lizenz, unter der Audacity vertrieben wird. Diese verbietet ausdrücklich eine Altersbeschränkung.
Audacity weist Spyware-Vorwürfe zurück
Audacity wiederum hat die Spyware-Vorwürfe im Gespräch mit BBC News zurückgewiesen. Das Unternehmen sagte, die einzigen Daten, die man mit Nutzer:innen austauschen werde, seien Software-Updates und Fehlermeldungen.
Die Formulierungen in den neuen AGB seien die typischen rechtlichen Aussagen, die man im Fall einer Software machen müsse, wenn es irgendeine Form von Datenaustausch gebe.
Auch die Altersbeschränkung habe man nur eingefügt, um Auflagen aus Datenschutzgesetzen zu folgen.
Anonymisierte Daten liegen in Europa
Daten sammle und speichere das Unternehmen in der EU. Sie könnten zwar eventuell mit dem Hauptquartier in Russland geteilt werden. Dies sei aber nur für Fälle von Distributed Denial of Service (DDOS) vorgesehen – also wenn Angreifer eine Plattform bewusst mit zu vielen Anfragen überfluten, um den Service lahmzulegen.
Individuelle IP-Adressen anonymisiere Audacity außerdem per Hashing-Technologie. Man wolle Audacity nicht monetarisieren, sondern lediglich modernisieren.
Die neuen AGB seien vor allem deshalb erforderlich gewesen, weil das Unternehmen viel häufiger Updates vornehmen wolle, um die Software auf dem neuesten Stand zu halten und Nutzer:innen künftig den besten Service zu bieten.
Audacity ist als Open-Source-Programm eine beliebte Editing-Software für Podcaster und Musiker und weist aktuell rund 100 Millionen User weltweit auf.
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Guten Tag,.
Ich bin ein bisschen enttäuscht, der Artikel listet zwar Fakten auf und lässt Audacity erklären, dass alles ganz harmlos ist, aber eine Bewertung oder Einordnung des Ganzen, aus dem der Leser einen Nutzen ziehen könnte fehlt leider.
Hallo Georg,
danke für deine Anmerkung. An der Stelle ging es in der Tag weniger um eine Einordnung, sondern um eine aktuelle Übersicht der Lage (Situation, Vorwürfe und Reaktion von Audacity). Wie würdest du denn das Ganze einordnen?