Ja, es gab sie! Eine Zeit vor Smartphones, WLAN und Google, als wir noch Handys mit Tasten hatten und Kassetten hörten. In unserer Nostalgie-Serie erinnern wir uns bei BASIC thinking an diese „alten“ Zeiten – mal mit Wehmut, mal mit Erleichterung, dass die Technologie fortgeschritten ist. Diesmal blicken wir auf einen vergessenen Internet-Giganten zurück: AOL.
„You’ve got mail!“ Dies war nicht nur der Titel eines sehr beliebten Kinofilms mit Tom Hanks und Meg Ryan, sondern auch ein Satz, den Millionen von Menschen täglich hörten, wenn sie ihre E-Mails bei AOL checkten.
Lange bevor es Gmail gab, war AOL nämlich in den 90ern DAS E-Mail-Programm, insbesondere in den USA. So nutzten zu Hochzeiten rund 3,5 Millionen Menschen den E-Mail-Anbieter. Und in den frühen Tagen des Internets galt AOL in den USA sogar als die wertvollste Internet-Marke mit dem höchsten Wiedererkennungswert.
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Der Name, America Online, wofür das Kürzel eigentlich steht, war also wirklich sehr passend.
Der unschlagbare Vorteil von AOL
Das lag nicht nur an den E-Mails und der unvergesslichen Ansage: „Du hast Mail.“
Das lag tatsächlich vor allem daran, dass AOL auch die damals gängigen Einwahl-Modems lieferte. In der Regel zahlte man für das gesamte Paket: Modem und Internet, E-Mail-Programm und andere Dienstleistungen.
Das könnte man am ehesten mit den frühen Telekom-Diensten in Deutschland vergleichen. So ist es vielleicht auch ein wenig „Zwang“, der hinter der Beliebtheit der America-Online-Dienste steckte.
Dennoch hatte AOL noch ein Angebot, das extrem beliebt war: Chats.
Wer keinen AOL-Chat hatte, existierte nicht
Es gab nicht nur sehr gut moderierte Gruppenchats, sondern viele nutzten das Chat-Programm wie einen Messenger.
Wie wichtig AOL für die Kommunikation damals war, stellte ich in meinem Austauschjahr sehr unmittelbar fest. Wer nicht auf AOL chattete, existierte nicht.
Man kann sich das heutzutage in etwa so vorstellen, als hätten wirklich alle Freunde WhatsApp, und wirklich nur WhatsApp. Denn außer ICQ oder vielleicht noch Yahoo-Chat gab es damals auch keine großen Alternativen in Sachen Messenger oder Chatprogramme.
Entsprechend kommunizierte wirklich jeder über den Chat. Wer würde am nächsten Tag die Fahrgemeinschaft zur Schule übernehmen? Um wie viel Uhr startet die Party am Wochenende und was soll man mitbringen? Wer lädt wen zum Abschlussball ein? All das klärten wir damals über den AOL-Chat.
Ein Leben ohne dieses Programm? Das konnte sich damals wirklich keiner vorstellen!
Der Niedergang
Und doch ging es ab 2001 steil bergab für das Unternehmen. Daran war in der Tat weder das Mail-Programm noch der Chat Schuld. Vielmehr rollte man ab diesem Zeitpunkt das Breitband-Internet in den USA aus, sodass niemand mehr die langsamen Einwahl-Modems kaufte.
Und so kaufte das Telekommunikationsunternehmen Verizon schließlich im Jahr 2015 America Online. Mit der Entscheidung sich von seiner Mediensparte zu trennen, hat Verizon aber dieses Jahr AOL gemeinsam mit Yahoo an die Beteiligungsgesellschaft Apollo für fünf Milliarden US-Dollar abgetreten.
Verizon zahlte ursprünglich neun Milliarden US-Dollar für den Kauf beider Unternehmen.
Jüngere Generationen interessiert das sicherlich kaum. Doch für uns ältere Anwender:innen geht damit auch ein großes Stück Internet-Geschichte verloren.
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