Seit Kurzem ist das Satelliteninternet von SpaceX auch in Deutschland in der Beta-Version verfügbar. Doch: Lohnt es sich wirklich, insbesondere wenn jetzt schrittweise schnelles Glasfaser-Internet ausgerollt wird? Was ist besser, Glasfaser oder Starlink? Ein Vergleich.
Deutschland gilt im internationalen Vergleich nicht unbedingt als Internet-Oase. Auf dem Vergleichsportal Speedtest liegt Deutschland aktuell (Stand: März 2021) mit einer mittleren Downloadgeschwindigkeit im Breitbandnetz von 115.83 Megabits pro Sekunde (Mbps) weltweit auf dem 33. Platz.
Selbst im Europa-Vergleich liegt Deutschland damit weit hinter Ländern wie der Schweiz (Platz 10), Dänemark (Platz 6) oder Rumänien (Platz 4). Und die Geschwindigkeit von 115 Mbps wird in Deutschland auch nicht konstant erreicht – erst recht nicht in ländlicheren Regionen.
Starlink verspricht Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbps
So mag es nicht überraschen, dass das Versprechen von Starlink für viele Nutzer:innen attraktiv ist. In der Beta-Version sollen die Download-Speeds bei über 100 Mbps liegen, und die Latenz, also die Verzögerung, bei rund 33 Millisekunden.
Erste Nutzerberichte aus den USA scheinen dies zu bestätigen. Hier nutzten im Februar 2021 rund 10.000 Menschen das Starlink-Internet.
Set dishy on the ground for now until the pipe adaptor arrives.
1. Dishy
2. One of the first speed tests
3. Fastest speed test so far (standing next to the router) pic.twitter.com/kQVR3CyFwo— Anthony Iemole 🇺🇦 (@SpaceXFan97) February 21, 2021
Starlinks Internet, das von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zur Verfügung gestellt wird, wird über Satelliten aus einem erdnahen Orbit übertragen, was die hohen Geschwindigkeiten ermöglicht. Seit Kurzem können auch Deutsche Nutzer:innen die Beta-Version testen.
Preislich liegt das Starlink-Internet aktuell bei 99 Euro im Monat. Hinzu kommen noch rund 500 Euro Erstanschaffungskosten.
Das Unternehmen verspricht für Deutschland künftig Geschwindigkeiten von etwa 150 Mbps. Sobald die komplette Flotte der Starlink-Satelliten im All ist, sollen sich die aktuellen Geschwindigkeiten nochmals auf etwa 200 Mbps im Download erhöhen.
Glasfaser oder Starlink: So sieht der Vergleich aktuell aus
Das klingt vielversprechend. Doch wie schneidet Starlink im direkten Vergleich zum Glasfaser-Internet ab?
Glasfaser oder Starlink: Preis und Geschwindigkeit
Starlink verspricht also aktuell Download-Geschwindigkeiten von rund 100 Mbps für 99 Euro im Monat. Künftig sollen es aber rund 200 Mbps für 99 Euro im Monat werden – und das bei unbegrenztem Datenvolumen.
Demgegenüber steht das Glasfaser-Internet in Deutschland. Hier liegen die monatlichen Preise aktuell zwischen 25 und 80 Euro pro Monat – je nach Datenvolumen. Oftmals ist darin allerdings noch ein Zusatzservice wie etwa die Festnetz-Telefonie mit enthalten.
Die Geschwindigkeiten beim Glasfasernetz können bis zu 200 Mpbs im Download und 100 Mbps im Upload erreichen. Beim Speed fällt der Vergleich zwischen Starlink oder Glasfaser also sehr ähnlich aus, wenn man davon ausgeht, dass SpaceX wirklich die versprochene Geschwindigkeit erreichen kann.
Glasfaser oder Starlink: Datenvolumen
Wer generell kein hohes Datenvolumen benötigt, kommt somit aktuell mit einem Glasfaser-Tarif deutlich günstiger weg. Der Tarif Magenta Zuhause M Fiber der Deutschen Telekom kostet zum Beispiel lediglich 39,95 Euro im Monat und bietet bis zu 50 Megabits.
Bei höherem Datenverbrauch wird Starlink dann aber wieder interessant. Das Glasfaser-Paket von bis zu 1.000 Megabits kostet nämlich bei der Telekom 79,95 Euro im Monat. Hier kann Starlink durchaus konkurrenzfähig sein.
Hier würde es dann im Endeffekt vermutlich auf Zuverlässigkeit und Kundenservice ankommen und auch darauf, ob Verbraucher:innen bereit sind, die für Starlink erforderliche Satellitenschüssel zu installieren.
Glasfaser oder Starlink: Standort
Im ländlichen Raum könnte der Vergleich zwischen Glasfaser oder Starlink dann nochmals besser für Starlink ausfallen. Denn für Nutzer:innen in Regionen, die (noch) nicht ans schnelle Internet angebunden sind, ist das Starlink-Angebot natürlich sehr attraktiv.
Dies zeigen auch erste Erfahrungsberichte aus den USA und Kanada. Hier sind in abgeschiedenen Regionen Glasfaser-Anschlüsse noch mindestens fünf Jahre entfernt. Teilweise gibt es also nur sehr langsames Internet oder auch gar keinen Internetanschluss, sodass Einwohner:innen hier auf Mobilfunk setzen müssen.
Selbst mit den noch im aktuellen Anfangsstadium erwartungsgemäßen Ausfällen des Starlink-Internets (teilweise kann es Ausfälle von wenigen Sekunden bis zu 20 Minuten geben), sind die meisten mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis sehr zufrieden, wie eine Umfrage unter 50 Nutzer:innen in den USA und Kanada von CNBC zeigt.
Ob in Deutschland aber Glasfaser oder Starlink vorteilhafter ist, lässt sich nicht pauschal beurteilen. Vielmehr kommt es auf den individuellen Bedarf sowie auf das vorhandene Angebot an.
Problematisch: Lichtverschmutzung von Satelliten
Darüber hinaus mag es aber einen weiteren Nachteil des Starlink-Internets gegenüber dem Glasfaser-Angebot geben: die Umwelt.
Denn wie eine aktuelle Studie zeigt, sorgt die steigende Zahl von Satelliten am Nachthimmel für eine zunehmende Helligkeit. Dies ist sowohl für den Lebensrhythmus verschiedener Lebewesen problematisch. Die wachsende Lichtverschmutzung kann aber auch gesundheitliche Probleme für Menschen verursachen.
Dafür sind selbstverständlich nicht nur die Starlink-Satelliten von SpaceX verantwortlich.
Doch die Unternehmungen von SpaceX haben auch dazu geführt, dass mehrere Unternehmen, wie zum Beispiel auch Jeff Bezos Firma Blue Origin, an ähnlichen Weltraum-Internet-Projekten arbeiten und in absehbarer Zeit ebenfalls ihre Satelliten ins All schicken werden.
Dies wiederum macht nicht nur die Lichtverschmutzung schlimmer, es erhöht auch das Kollisionsrisiko von Satelliten im Orbit deutlich. Und das kann dann wiederum auch das Internet beeinträchtigen.
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