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Der große Irrtum bei den Klimaschutz-Zertifikaten

Klimaschutz, Umwelt, Erde, Planet, Naturschutz, Nachhaltigkeit in Unternehmen
Der Kauf von Klimaschutz-Zertifikaten genügt nicht. (Foto: Pixabay.com / geralt)
geschrieben von Gerold Wolfarth

Nachhaltigkeit in Unternehmen wird immer wichtiger. Auch ich bin überzeugt, dass wir uns noch mehr engagieren müssen. Doch es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied, ob eine Firma wirklich in die Zukunft unserer Erde investiert oder sich der Nachhaltigkeit nur für die positive Außendarstellung verschreibt.

„Herr Wolfarth, wie sieht denn der 10-Punkte-Plan für mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen aus?“ Dieser Satz hat mich vor fünf Jahren auf den Boden der Tatsachen geholt. In einem Kundengespräch wusste ich auf diese Frage keine Antwort – und das war genau der Anstoß, den ich gebraucht habe.

Denn vier Wochen später konnte ich genau diesen Plan vorlegen. Und seitdem treibe ich in meinem Unternehmen das Streben nach mehr Nachhaltigkeit in verschiedensten Bereichen aktiv voran.


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Das Zauberwort Klimaschutz-Zertifikat

Es gibt einen einfachen Weg, Klimaneutralität zu erreichen. Und den gehen mittlerweile viele Unternehmen. Das Zauberwort heißt „Klimaschutz-Zertifikat“. Ein Unternehmen kauft Zertifikate und unterstützt damit ein Klimaschutzprojekt an einem anderen Ort der Welt, vornehmlich in einem Entwicklungsgebiet.

Dort wird CO2 eingespart und diese Last kann sich der Käufer der Zertifikate bei seinen eigenen Emissionen gegenrechnen lassen. Grundsätzlich eine gute Sache, so ist es auch im Kyoto-Protokoll vorgesehen. Und wer mich und mein Unternehmen kennt weiß, auch wir haben Klimaschutzzertifikate erworben.

Der folgenschwere Gedankenfehler der Klimazertifikate

Doch ich möchte hier auf einen Gedankenfehler hinweisen, der leider häufig gemacht wird. Ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen kann problemlos mehrere Zertifikate erwerben. Doch bringt das allein wirklich etwas für den Umweltschutz? Ich sage nein.

Was bei diesem Vorgang leider oft fehlt, ist der echte Wille selbst etwas zu tun. Und die Einsicht, dass Klimaschutz auch mit Konsequenzen verbunden ist. Dass es eben nicht reicht, eine Überweisung zu tätigen, um sich von „seinen Klimasünden reinzuwaschen“, sondern dass auch eine Änderung der eigenen Verhaltensmuster notwendig ist.

Intensive Bemühungen

Einem Zertifikatserwerb müssen intensive Bemühungen und klimabewusstes Handeln vorangehen. Jeder muss bei sich selbst anfangen – also am eigenen Standort, im eigenen Projektablauf und im eigenen Alltag.

Unternehmen sollten zunächst an den lokalen Emissionen arbeiten. Das heißt: Auch wenn es zu Mehrkosten kommt oder vielleicht sogar etwas Komfort verloren geht – fangt bei euch selbst an. Ansonsten wird das Konzept eines „nachhaltigen Unternehmens“ ad absurdum geführt.

Aller Anfang ist schwer

Ich persönlich war geschockt, als ich die Zahl der ersten Berechnung des CO2-Ausstoßes meines Unternehmens erfahren habe. 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr! Spätestens hier war klar, wir müssen die Umsetzung unseres Maßnahmenkatalogs stark priorisieren.

Dieser reichte von kleineren Maßnahmen, wie der Abschaffung von 50 Prozent unserer Drucker und dem Einführen von doppelseitigem Druck, über größere Prozessveränderungen bei der Baustellenorganisation und der Installation einer PV-Anlage, bis hin zu einem Neubau, bei dem wir Erdwärme und Regenwasser nutzen, sowie der schrittweisen Umstellung auf E-Mobilität.

Das Ergebnis nach vier Jahren: Eine Reduktion der Emissionen auf 925 Tonnen – und das bei 40 Prozent mehr Belegschaft. Wachstumsbereinigt wären wir bei 420 Tonnen angelangt.

Die Restlast, die wir aktuell nicht weiter senken können, haben wir mit Klimaschutzzertifikaten nicht nur ausgleichen, sondern sie sogar überkompensiert und gelten damit als klimapositiv.

Nicht auf dem Status „klimaneutral“ ausruhen

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Niemand sollte sich auf solchen Zertifikaten und dem Status „klimaneutral“ oder „klimapositiv“ ausruhen. Wir alle müssen uns stetig weiterentwickeln und ständig hinterfragen, wo wir noch weitere Stellschrauben drehen können.

Das sollte so weit gehen, dass auch Partner-Unternehmen hinterfragt und Klimaschutzkonzepte eingefordert werden. So wie ich vor fünf Jahren wachgerüttelt wurde, sollten wir auch andere wachrütteln. Denn wir haben nur einen Planeten.

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Über den Autor

Gerold Wolfarth

Gerold Wolfarth ist Gründer und CEO der bk Group AG, dem Marktführer im Bereich Ladenbau und technisches Facility Management. Als Gründer und CEO der bk World Holding GmbH revolutioniert er das Langstreckenreisen mit dem Elektroauto. Er ist Gesellschafter der NIXDORF KAPITAL AG und Impact-Investor. Seine Themen sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Visionen. Zudem ist er Autor des Buches „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt“.