Etsy ist der wohl beliebteste Online-Shop für Handgemachtes, Vintage-Artikel und Künstlerbedarf. Und wie so viele andere Online-Shops geht der 2005 gegründete E-Commerce-Anbieter als Gewinner durch die Pandemie. Doch verbotene Artikel trüben das Heile-Welt-Bild auf der Plattform.
Masken als Gewinnbringer
Als im ersten Lockdown das Tragen von Masken in Bus und Bahn oder dem Lebensmitteleinzelhandel verpflichtend wurde, waren Baumwollstoffe und Gummibänder erst einmal Mangelware. Wohl dem, der mit einem gut sortiertem Stoffdepot zuhause vorgesorgt hat. Der Masken-Näh-Boom bescherte auch Etsy einen ordentlichen Schub.
Allein im April 2020 haben Nutzer:innen auf der Plattform zwölf Millionen Gesichtsmasken für umgerechnet rund 120 Millionen Euro verkauft. Eine Million dieser selbstgenähten Masken kamen aus Deutschland – sie fanden in 80 Ländern der Welt ein neues Zuhause.
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Etsy mit Rekordquartal
Im Jahr 2019 hat die Shopping-Plattform 818 Millionen US-Dollar Umsatz gemacht, der Nettogewinn betrug 96 Millionen US-Dollar. Insgesamt gingen Waren im Wert von fünf Milliarden US-Dollar über die virtuelle Ladentheke.
Doch die Pandemie bescherte dem seit 2015 an der New Yorker Börse gelisteten Unternehmen einen Geldsegen.
Nach einem starken vierten Quartal im Jahr 2019 mit 270 Millionen US-Dollar Umsatz, kam im ersten Quartal 2020 der alljährliche, nachweihnachtliche Knick – der Umsatz fiel auf 228 Millionen US-Dollar.
Im zweiten Quartal 2020 kam dann der Knall: Der Umsatz schnellte auf rund 428 Millionen US-Dollar – ein Plus von 247 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Kundschaft kommt aus aller Welt
Viele Neukunden seien in dieser Zeit auf die Plattform gekommen, sagt Etsy-Chef Josh Silverman gegenüber dem Handelsblatt im Juni 2020. „Wir haben viele Neukunden, die Masken bestellen und uns dadurch kennen gelernt haben und nun andere Produkte kaufen.“
Deutschland sei für Etsy dabei einer der fünf wichtigsten Märkte außerhalb der USA. Seit 2018 habe sich die Zahl der Käufer:innen auf mehr als zwei Millionen verdreifacht. Die Zahl der Verkäufer:innen konnte die Plattform im gleichen Zeitraum auf 68.000 verdoppeln.
Rund die Hälfte der verkauften Artikel geht an deutsche Kund:innen. „Deutsche lieben Handarbeit“, sagt Silverman – besonders Selbstgemachtes und Bastelkits seien hier der Renner.
Zahlreiche illegale und verbotene Inhalte auf Etsy
Doch natürlich tummeln sich auch bei Etsy – wie auf so vielen Plattformen im Internet – nicht nur Menschen mit guten Absichten. Wie Business Insider berichtet, ist das Portal voll von illegalen Produkten.
Der Business Insider hat bei der Recherche rund 800 Artikel gefunden, die gegen die Richtlinien des Unternehmens für verbotene Gegenstände verstoßen. Dazu gehören Tierreste wie Elfenbein, pornografisches Material, Waffen und eine Reihe von Massenprodukten, die als handgefertigt ausgegeben werden.
Die angebotene Ware ist teilweise nicht unbedingt verboten. Jedoch verstoßen sie gegen die Richtlinien von Etsy. Demnach verbietet die Plattform „Gegenstände, die als Waffen präsentiert werden oder zur Verursachung von Gewalt verwendet werden sollen“.
Ausgenommen hiervon sind „Werkzeuge“, „unbrauchbare Dekorationsgegenstände“ und „Schaum-, Gummi- oder Kunststoff-Reproduktionswaffen für Training oder Rollenspiele“.
Etsy baut System um und Team aus
„Mindestens“ 40 Millionen US-Dollar sollen nun in die Stärkung der Systeme zur Durchsetzung von Richtlinien fließen. Das gibt Etsy nach Veröffentlichung der Recherchen bekannt.
Der E-Commerce-Anbieter wolle seine Content-Review-Teams bis Ende des Jahres um das Zehnfache erweitern und neue automatisierte Tools für Bilderkennung und geobasiertes Targeting einführen, kündigt „Trust & Safety“-Chefin Corinne Pavlovic in einem Blog-Beitrag an.
Produkte sind weiterhin verfügbar
Nach der Veröffentlichung der Recherche-Ergebnisse hat Etsy die betroffenen Produkte von der Plattform genommen. Jedoch sind ähnliche Artikel weiterhin auf der Website verfügbar. So berichtet unter anderem Gizmodo von weiteren verbotenen Produkten.
„Innerhalb weniger Minuten“ seien „eine Reihe verbotener Produkte“ zu finden – darunter Waffen und ein Elfenbeinarmband, das erst seit März 2021 zum Verkauf steht.
Das ist besonders traurig, wenn man sich das Geschäftsmodell von Etsy vor Augen führt. Denn die E-Commerce-Plattform verdient ihr Geld mit Gebühren. Zum einen werden Einstellgebühren fällig. Und auch wenn ein Produkt verkauft wird, wandert ein bestimmter Prozentsatz in die Tasche von Etsy.
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