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Warum alle über Apples neue App Tracking Transparency reden

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Warum reden alle über Apples App Tracking Transparency? (Foto: Apple)
geschrieben von Marinela Potor

Apples Update zum iOS 14.5 ist da, und damit auch ein lange erwartetes neues Datenschutz-Feature: die App Tracking Transparency. Die neue Funktion könnte verändern, wie Privatsphäre künftig im Internet gehandelt wird. 

Das Apple-Update zum Betriebssystem iOS 14.5 ist live gegangen und damit auch die neue Funktion der App Tracking Transparency (ATT). Sie verspricht Nutzer:innen mehr Privatsphäre und Kontrolle über Werbeanzeigen.

ATT könnte eine neue Ära für den Datenschutz bei Apps einleiten. Für entsprechend viel Gesprächsstoff sorgt das Feature. Datenschützer:innen freuen sich, App-Entwickler:innen entsprechend weniger und Anwender:innen haben bislang weniger von der Funktion als sie erwarten mögen.

App Tracking Transparency: So funktioniert es

Du hast bestimmt schon erlebt, wie unheimlich hellseherisch Anzeigen zu deinem Surf-Verhalten passen. Etwa, wenn du dir Mitgliedschaften für örtliche Fitnessstudios angesehen hast und plötzlich Anzeigen für Joggingschuhe ausgespielt bekommst.

Dahinter steckt aber keine Magie, sondern das Ad-Tracking, das viele Apps betreiben.

Die App-Entwickler:innen schauen dabei auf deine Surf-Gewohnheiten, wie etwa auf die Inhalte, die du dir in den Apps anschaust, und ziehen daraus Informationen, die sie für personalisierte Anzeigen nutzen. Zum Beispiel: Wer sich Fitnessstudios anschaut, interessiert sich möglicherweise für Sportschuhe.

Oftmals schicken Betreiber von mehreren Apps oder Unternehmen diese Informationen auch untereinander weiter, sodass die Tracking-Informationen auch App-übergreifend zur Verfügung stehen.

Genau diese Form von Tracking möchte die neue App Tracking Transparency von Apple nun stoppen, beziehungsweise transparenter gestalten. Denn vielen Nutzer:innen ist gar nicht klar, dass Apps dies überhaupt tun.

Bevor du also künftig eine App aus dem App Store installierst, wirst du über ATT ab sofort gefragt, ob du das App-übergreifende Tracking zulassen möchtest.

ATT nicht so umfangreich wie viele denken

Anwender:innen sollen somit mehr Transparenz über das App-Tracking erhalten und es entsprechend auch ablehnen können. Damit würde sich die Häufigkeit der „hellseherischen“ Anzeigen auf iPhones künftig reduzieren.

Die Unternehmen hinter den Apps sind natürlich wenig begeistert über das neue Feature. Schließlich bietet Ad-Tracking ihnen die Möglichkeit den Nutzer:innen relevantere Anzeigen auszuspielen und somit ihre Einnahmen aus Werbeanzeigen zu erhöhen.

Für viele ist das keine unwichtige Einnahmequelle, vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten Apps ja gratis zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig muss man auch sagen, dass Apples App Tracking Transparency auch gar nicht so weitreichend ist, wie viele vermuten mögen.

Zum einen geht es explizit um das Teilen von Tracking-Informationen zwischen Apps. Das heißt: Innerhalb einer App wird das Tracking weiterhin stattfinden. Nur werden die Apps die Daten nicht mehr untereinander teilen dürfen.

Auch funktioniert die App Tracking Transparency explizit nur für Apps. Das Teilen von Informationen auf anderen Geräten wird also ebenfalls weiterhin stattfinden.

Und: Wer es schon ausprobiert hat, wird auch schon gemerkt haben, dass ATT nur für die wenigsten Apps anspringt.

Das liegt daran, dass die App-Hersteller:innen selbst entscheiden, wann sie die Funktion aktivieren möchten. Offenbar gab es keine Vorgabe, dass dies zum Launch von iOS 14.5 sein musste. Ob Apple dafür eine Frist gesetzt hat, ist unklar.

Logisch ist aber, dass sich die Apps damit so viel Zeit lassen werden, wie sie können.

So kannst du Tracking jetzt schon abstellen

Du hast dennoch schon jetzt die Möglichkeit das Tracking abzustellen. Dies ist über den Pfad Einstellungen, Privatsphäre, Tracking und schließlich das Ausschalten der Option „Apps Anfrage auf Tracking erlauben“ möglich.

Dies verhindert das Tracking der installierten Apps, aber nicht das Tracking von Apple selbst, das das Unternehmen über die betriebseigenen Apps betreibt.

Das lässt sich aber auf Wunsch ebenfalls über die Privatsphären-Einstellungen über den Pfad Apple Werbeanzeigen finden, wo sich dann die personalisierten Anzeigen abstellen lassen.

App Tracking Transparency von Apple nicht selbstlos

Apples neuer Fokus auf die Privatsphäre ist nicht ganz uneigennützig. Insider vermuten, dass Apple sich bewusst ein Image als Unternehmen, das für Datenschutz steht, aufbauen möchte, um sich somit von Wettbewerbern wie Google abzugrenzen.

Diese höhere Privatsphäre wiederum könnte Apple später nutzen, um seine Geräte teurer zu verkaufen.

Apple selbst hat solche Gerüchte bislang nicht bestätigt. Doch die Entwicklung wird mit Spannung erwartet. Denn Apples Ansatz könnte neu definieren, wie Privatsphäre im Netz künftig gehandelt wird.

Es könnte zum Beispiel zum Normalfall werden, dass Nutzer:innen für mehr Datenschutz auch mehr zahlen müssen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.