Die COVID-19-Pandemie führt zu vielen Problemen in den Lieferketten von Branchen. So auch in der Automobilindustrie. Akut kämpfen Hersteller vor allem damit, dass ihnen die Halbleiterindustrie zu wenig Chips für ihre „Computer auf Rädern“ liefern können. Softeq hat sich mit dem Thema beschäftigt und ein paar Strategien entwickelt, die der Automobilindustrie helfen können, mit diesem Chipmangel umzugehen.
Zu Beginn der Coronakrise rechneten viele Automobilhersteller mit einem Rückgang der Nachfrage. Sie bestellten weniger Chips bei den Chipsherstellern. Die überzähligen Chips waren aber schnell aufgebraucht, denn die Nachfrage aus der Unterhaltungselektronik stieg zum gleichen Zeitpunkt an: Logisch, denn im Lockdown brauchten die Menschen eben eher ein neues Tablet als ein neues Auto.
Man könnte meinen: Eine Win-win-Situation für die Automobilindustrie und die Halbleiterhersteller der Chips – wenn die Nachfrage tatsächlich wie erwartet zurück gegangen wäre.
Einschätzung der Automobilindustrie nicht korrekt
Tatsächlich stieg die Nachfrage nach innovativen Autos aber nach einer kurzen Phase der Zurückhaltung. Nun sind zu wenig Chips auf dem Markt, sie sind bis zu 10 Prozent teurer und aufgrund der langwierigen Produktionszyklen für die spezifischen Chips im Automobilbereich stehen die Hersteller nun vor einem echten Problem: Es fehlen elektronische Teile, um die Autos fertig zu bauen.
Da die Halbleiterhersteller aber mit der Unterhaltungselektronik vollkommen ausgelastet waren, ist ein komplizierter Prozess entstanden, um die Chips wieder an die Automobilhersteller zu liefern.
Was den Prozess nicht einfacher gemacht hat: Aufgrund der hohen Nachfrage sind die Preise für viele Komponenten um bis zu zehn Prozent gestiegen.
4 Tipps: Mangel an elektronischen Teilen entgegenwirken
Softeq unterstützt unter anderem Zulieferer in der Automobilindustrie, um komplexe IT-Lösungen vom Autonomen Fahren bis zum Infotainment-Board umzusetzen. Wie dramatisch der Chipmangel ist, kann das IT-Entwicklungsunternehmen also gut beurteilen.
Softeq selbst nutzt beispielsweise seine guten Kontakte zu der Halbleiterindustrie, um seinen Kunden bei Engpässen zu helfen und nutzt den aktuellen Chipmangel auch dafür, besonders innovative Konzepte zu entwickeln – also schon die Lösungen für die nächste Generation Autos vorzudenken und seinen Kunden eine bessere Startposition zu verschaffen.
Außerdem hat Softeq einige Strategien für die Automobilhersteller, um den Chipmangel zu kompensieren. Was hilft den Automobilherstellern also aus dieser Bredouille?
1. Produkte mit weniger Features launchen
Falls der Chip nicht verfügbar ist, sollten Hersteller, anstatt nichts zu launchen, einen älteren Chip einsetzen. Dann wird das Auto möglicherweise mit weniger Features gelauncht – also ein agiles Vorgehen, wie beispielsweise bei Tesla.
2. Andere Designs entwerfen
Kreative Entwickler sind auch kurzfristig in der Lage, das Fehlen einer bestimmten Komponente zu umgehen. Das Wichtigste dabei ist die Balance zwischen Kosten und Design-Effizienz zu erhalten. So können beispielsweise analoge Schaltungen Aufgaben einiger einfacher Mikrochips erfüllen, aber sie sind viel weniger kompakt. Denn es gilt: Je kleiner der Chip, desto teurer ist er.
3. Grauzonen vermeiden
Der sogenannte „Graue Markt“ bezeichnet inoffizielle Kanäle und Lieferanten, die (beliebte) elektronische Bauteile zu deutlich höheren Preisen als normal weiterverkaufen. Das bedeutet aber nicht in erster Linie, dass sie nicht gesetzeskonform handeln – trotzdem ist hier Vorsicht geboten.
Denn der Graue Markt ist leider bekannt für fehlende Qualitätskontrollen. Daraus resultiert, dass in einigen Fällen gefälschte Chips mit geringerer Qualität verkauft wurden.
Der Graue Markt kann eine Option sein, wenn es sich um eine kleinere Auflage, weniger preisempfindliche Produkte oder Produkte mit breiter Qualitätstoleranz handelt.
4. An Programmen teilnehmen
Es gibt Halbleiterunternehmen, wie beispielsweise Microchip, die Preferred Customer Programs anbieten, um Lieferungen über sechs Monate hinaus zu garantieren.
Unternehmen verschaffen sich durch die Teilnahme an diesen Vorzugsprogrammen eine langfristige Bindung mit dem Lieferanten, oft ein Jahr oder darüber hinaus. Dadurch bekommt die Planung mehr Sicherheit, für Händler und Lieferanten.
Automobilindustrie muss flexibler werden
Grundsätzlich ist der Chipmangel auch eine Chance für die Automobilindustrie und ihre Hersteller: Sie sind auf viele Chips angewiesen und je flexibler und agiler sie Produktion und Lieferketten organisieren, desto resilienter werden sie in der Zukunft.
Chips sind aufgrund der seltenen und teuren Rohstoffe auch in normalen Zeiten ein umkämpftes Gut. Je flexibler man also mit Chipmangel umgehen kann, desto besser ist man gerüstet.