Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Thomas Weber und der Beruf des Brand Ambassador.
Der Start in den Tag als Brand Ambassador
Thomas, du arbeitest als Brand Ambassador bei Turbine Kreuzberg. Beschreibe uns doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf neuen Freunden erklärst.
Wenn ich Menschen von meinem Beruf erzähle und meinen Titel fallen lasse, sehe ich häufig, wie es kurz in ihnen rattert – und dann fragt jemand, was denn ein Markenbotschafter den ganzen Tag macht.
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Die meisten kennen diesen Begriff aus dem Sport. Die Assoziation trifft zwar ein Stück weit zu, deckt sich aber nur mit einem kleinen Teil meines Jobs. Bei Turbine Kreuzberg bin ich für alles verantwortlich, was externe Kommunikation angeht.
Das heißt: Ich repräsentiere die Agentur nach außen und steuere die Unternehmenskommunikation. Ganz oben steht dabei die Koordination der Pressearbeit. Dazu kommen sämtliche Kommunikationskanäle des Unternehmens und viel, was man herkömmlicherweise unter „digitales Marketing“ einsortieren würde.
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus?
„Normale“ Tage gibt es nicht, weil das Aufgabenfeld so vielfältig ist. Über den Tag verteilt arbeite ich an ganz unterschiedlichen Projekten – ob ich nun intern die Themen für die Pressearbeit koordiniere, eine neue LinkedIn-Kampagne vorbereite, ein Whitepaper schreibe oder eine neue Landing Page texte.
Und im „New Normal“ des Working-from-Home-Alltags hat es sich natürlich auch nochmal ein gutes Stück verändert. Vor allem gilt es, den Tag noch aktiver zu planen als früher und das eigene Timeboxing noch strenger zu betreiben.
Und womit startest du in den Tag?
Mit einer großen Tasse guten Kaffee. Dabei Presseschau und Social Timelines scannen, Aufgaben planen und für den Tag einteilen.
Die Aufgaben als Brand Ambassador
Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich?
Mein Aufgabenbereich ist sehr breit abgesteckt. Dazu zählen einerseits die typischen Kommunikationsaufgaben – die Koordination der Pressearbeit, das Schreiben und Koordinieren von Texten, Artikeln und Whitepapers sowie die Kampagnenplanung und Durchführung.
Andererseits verantworte ich aber auch die Werbebudgets, arbeite an Videodrehs, Schnitt- und Animationsaufgaben mit und gestalte visuelle Assets der Unternehmenskommunikation.
Außerdem fallen noch Aufgaben wie die Betreuung unserer Turbine-Kreuzberg-Website und die Bespielung der Social-Media-Kanäle in meinen Bereich. Schlussendlich stehe ich den Kolleg:innen auch intern bei kommunikativen Themen beratend zur Seite.
Wie definierst und interpretierst du deinen Job als Brand Ambassador persönlich?
Meinen Job als Brand Ambassador sehe ich einerseits als Spiegel davon, was innerhalb von Turbine Kreuzberg passiert. Ich versuche aufzusaugen, was unsere Teams Tag für Tag leisten. Das transportiere ich dann nach außen.
Das Ziel: Aufmerksamkeit für die technologischen Themen, an denen die Kolleg:innen arbeiten.
Zugleich umfasst mein Job häufig eine Art Rundum-Sorglos-Paket in Sachen Kommunikation. Dabei bin ich weniger Spezialist in nur einem bestimmten Feld, sondern leiste im Grunde alles, was kommunikativ gerade notwendig ist.
Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Das heißt: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?
Ich profitiere bei Turbine Kreuzberg von weitgehender Entscheidungsfreiheit. Bei uns definiert sich Hierarchie über fachliche Expertise und nicht über den jeweiligen Titel.
Das führt dazu, dass ich in der Praxis zwar an die Geschäftsführung berichte, im Tagesgeschäft aber mit allen Unternehmensbereichen eng zusammenarbeite. Das reicht vom Consulting über die Developer Teams bis zu HR.
Spaß und Dankbarkeit in deinem Beruf
Selbstverständlich wird die Rolle eines Brand Ambassador in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgelegt. Welche Perspektiven kommen bei dir zu kurz, die grundsätzlich zum Berufsbild gehören?
Bei der Fülle an Aufgaben kommt sicherlich manchmal der Botschafter im Titel zu kurz. Sprich: selbst nach außen zu kommunizieren. Ich arbeite lieber daran, die Kolleg:innen zu enablen. Die machen das viel authentischer, gerade weil es ja um ihre Themen geht.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Ich bin liebend gern Problemlöser und Autodidakt.
Das heißt: Wenn wir uns von einer Idee viel versprechen, für die konkrete Umsetzung aber noch ein Baustein fehlt, selbst loszugehen und zu schauen, wie ich das Problem lösen kann. Und im Zweifel schlicht auszuprobieren, auch wenn wir etwas noch nie gemacht haben – oder ich es selbst noch gar nicht bis ins letzte Detail kann.
Wenn ich dann doch Unterstützung brauche, hole ich sie mir bei meinen Kolleg:innen. Bei uns gibt es nur wenig feste Rollen. Niemand kann und will nur eine Sache machen. Jedes Teammitglied ist natürlich zu einem bestimmten Zweck hier, aber sucht sich seine Aufgabenfelder auch selbst.
Außerdem habe ich großen Spaß am Texten. Das liegt vor allem an der Vielfalt der Themen – aber gerade auch daran, dass die Arbeit mit Sprache einerseits kreativ, dann aber auch wieder sehr pragmatisch sein kann, ob nun für einen Fachartikel in Langform oder den Claim für eine neue Kampagne.
Wofür bist du besonders dankbar?
Dankbar bin ich insbesondere für den Freiraum, neue Ideen entwickeln zu können, dann aber auch selbst an der Umsetzung beteiligt zu sein – in jedem Fall zumindest in der ersten Iteration.
Dabei macht es mir besonders Spaß, wenn Kolleg:innen mit einem kommunikativen Problem oder einer Fragestellung auf mich zukommen – ganz gleich ob zur medialen Positionierung oder der Aufbereitung einer Landing Page – und wir dann einfach starten.
Darüber hinaus bin ich sehr dankbar, dass ich meine Aufgaben selbst definieren kann. Vor meinem Start meinte Christopher Möhle, unser CEO, zu mir, dass es meine Stelle so bei Turbine Kreuzberg noch nicht gebe, ich sie selbst definiere und festlege, was die Turbine braucht.
Dabei habe ich eigentlich noch nie oder nur ganz selten ein „Nein“ gehört. Wenn, dann nur ein „Ja, und …“
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Und wie wird man jetzt Brand Ambassador?
Insbesondere in der Digital-Branche gibt es häufig nicht mehr die klassische Ausbildung. Wie bist du zu deiner Stelle gekommen?
Ich habe eine vergleichsweise klassische Ausbildung in Kommunikationswissenschaft und strategischer Kommunikation. Das hat sicherlich geholfen. Ich behaupte aber, dass alles, was drumherum passiert ist, viel stärker ausschlaggebend ist.
Sprich: Dass ich mich nie auf das eine Studium und ein klares, dazu passendes Berufsbild beschränken wollte, sondern eher generalistisch unterwegs bin. Aufgaben und Lösungsansätze verändern sich permanent. Da zahlt es sich aus, Generalist:in zu sein. Meine Einstellung ist: Wenn ich gerade etwas zwingend brauche und es selbst nicht kann, dann versuche ich erstmal, es zu lernen.
Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Brand Ambassador werden will?
Das Wichtigste ist, sich möglichst breit aufzustellen. Man sollte nicht nur auf eine Fähigkeit setzen, sondern so viel wie möglich ausprobieren, zumindest grundsätzlich verstehen und anwenden können. Und man darf keine Angst davor haben, einfach mal zu machen.
Vielen Dank, Thomas!
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