Die Glücksspiel-App Sky Bet sammelt sehr viele Daten von Nutzerinnen und Nutzern. Ihr Ziel? Angeblich will sie damit gezielt Spielsüchtige ausfindig machen und sie dazu bringen, ihr Geld auf der App zu verspielen.
Was wäre, wenn eine Wett-App ganz bewusst Nutzerinnen und Nutzer an sich binden würde, die besonders labil oder gar spielsüchtig wären? Und dafür sogar ganze Ordner mit persönlichen Daten zu Spielverhalten, Schulden, ausstehenden Ratenzahlungen sowie Bankeninformationen angelegt hätte?
Das wäre nicht nur ethisch problematisch, sondern auch datenschutzrechtlich bedenklich. Genau das wirft aber ein Nutzer der Wett-App Sky Bet vor.
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Sky Bet wirbt angeblich bewusst um Spielsüchtige
Wie die New York Times berichtet, liegen der Redaktion nun aber Dokumente vor, die dies belegen. Sie wurden der New York Times von einem betroffenen Nutzer aus Großbritannien selbst zugespielt.
Gregg (der Betroffene möchte seinen vollen Namen nicht in den Medien sehen) hegt nämlich den Verdacht, dass Sky Bet ihn bewusst als leichtes Opfer herausgepickt hat.
Gregg ist spielsüchtig und hat hohe Schulden, die sich zum Teil durch sein exzessives Wett-Verhalten auf Sky Bet noch vermehrt haben. 2018 beschloss er schließlich, mit dem Wetten und Spielen aufzuhören und nutzte auch die Glücksspiel-App ganz bewusst nicht mehr.
Genau in diesem Moment, so der Vorwurf, habe Sky Bet nun aber gezielte Marketing-Versuche gestartet, um ihn als Nutzer zurückzugewinnen. Der Verdacht: Für Sky Bet war das suchthafte Verhalten sichtbar und das Unternehmen habe gerade deshalb versucht, Gregg wieder zum Spielen zu bewegen.
Das ist kein leerer Verdacht. Gregg heuerte nämlich einen Anwalt an, Ravi Naik, der mithilfe der Datenschutzbestimmung zur Offenlegung von Daten entsprechend Informationen über Gregg beziehen konnte.
Informationen zu Kontostand und Schulden
In diesen Dokumenten zeigt sich, dass Sky Bet so gut wie alles über Gregg wusste, von seinem Spielverhalten auf der App und seinem liebsten Wett-Sport (Fußball) bis hin zu sehr persönlichen Konto- und Schuldeninformationen.
Das Erschreckende daran: Sky Bet gibt sogar zu, diese Informationen beschaffen zu haben, auch wenn das Unternehmen sagt, man habe keinen direkten Zugriff zu den Finanzinformationen gehabt, sondern lediglich andere Firmen mit der Datenbeschaffung beauftragt.
Das gibt zu denken. Denn wenn es schon nervig ist, wenn Amazon weiß, was wir kaufen wollen und Facebook weiß, was wir lesen wollen, dann sind diese Informationen in Händen von Apps, die Suchtverhalten fördern, besorgniserregend.
Diese Daten sammelt Sky Bet
Ein Blick auf die AGB von Sky Bet zeigt, welche Daten die App sammelt. Dazu gehören:
- das Spielverhalten in der App
- bevorzugte Sportarten und Wett-Typen
- das Alter der Nutzerinnen und Nutzer
- die Browser-Geschichte
- Informationen zu Geräten
- finanzielle Informationen, um Betrug zu vermeiden
Diese Informationen nutzt Sky Bet wiederum, um Nutzerinnen und Nutzern individualisierte Angebote zu machen. Damit unterscheidet sich Sky Bet tatsächlich nicht sonderlich von anderen Anwendungen, die ähnliche Daten ebenfalls zu Marketing-Zwecken sammeln.
Und es wäre auch nicht so schlimm, wenn Glücksspiel-Apps diese Informationen lediglich beziehen und dann bestimmte Nutzerinnen und Nutzer aufgrund von Spielsucht-Verdacht sperren würden. Doch für Apps wie Sky Bet sind genau diese Nutzerinnen und Nutzer lohnende Ziele. Schließlich lassen sie sehr viel Geld auf ihren Plattformen.
Dann, so zeigt der Fall von Gregg, sind die Unternehmen hinter den Apps sogar bereit, digitale Fallen zu stellen, um vermutlich süchtige Spieler wieder zum Wetten zu bringen.
Mit diesen Tricks lockte die Wett-App Spielsüchtige
So wusste Sky Bet, dass Gregg besonders zugänglich für Las-Vegas-Anzeigen war und offenbar regelmäßig nach dem Ansehen dieser Anzeigen eine Wette abgab. So bekam Gregg nach seinem Ausstieg Vegas-Werbung zugespielt.
Auch war klar, dass er am liebsten auf Fußballspiele wettete. Auch diese Information nutzte die App, um ihn wieder zum Wetten zu bewegen.
Sicher: Für die meisten sind Wett-Apps lediglich ein netter Zeitvertreib und solche Anzeigen würden nicht viel bewirken. Doch Spielsüchtige verwetten hier teilweise ihre Existenzen. Da hilft es nicht, dass die Apps so nutzerfreundlich sind und man so einfach damit spielen und wetten kann.
Noch problematischer ist es natürlich, wenn Spielsüchtige ganz gezielt umworben werden. Sky Bet bestreitet dies allerdings. Gegenüber der New York Times sagte das Unternehmen, dass man niemals bewusst Spielsüchtige mit Marketing-Kampagnen ansprechen würde.
Braucht es mehr Regulierung?
Sky Bet ist dabei vermutlich keine Ausnahme. Die Glücksspiel-Apps haben einen wachsenden Marktanteil. Einem Marktanalyse-Report von Grand Review Research zufolge lag der Marktwert der Online-Glücksspiele 2019 bei 53,7 Milliarden US-Dollar. Erwartet wird ein jährliches Wachstum von 11,5 Prozent.
Es geht also um viel Geld.
Genau deshalb fordern Experten striktere Regulierungen. Sie wollen nicht unbedingt, dass die Apps die Daten nicht mehr sammeln. Doch sie wünschen sich, dass bei einem Verdacht auf Spielsucht, strenge Auflagen gelten sollen.
Es geht also weniger darum, dass Wett-Apps keine Daten mehr sammeln sollen, sondern vielmehr darum, was sie dann damit machen dürfen – und was nicht.
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