Das ikonische rote Logo bleibt, aber der Streaming-Dienst wird grüner. Netflix setzt auf mehr Nachhaltigkeit – mit großem Engagement. Ziel sei es, bis Ende 2022 und darüber hinaus jährlich Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Zum Personal von Netflix gehört seit Oktober 2020 auch eine erfahrene Nachhaltigkeitsbeauftragte: Emma Stewart (Ph.D.). Die Doktorin möchte dem Unternehmen zu einem grüneren Image verhelfen. Dafür stößt Netflix in Zukunft weniger CO2 aus und mehr Nachhaltigkeitsprojekte an.
Stewart war als Wissenschaftlerin in Kenia, Brasilien, Mexiko und anderen Ländern tätig. Sie studierte die natürlichen Ökosysteme und sprach mit den dort lebenden Menschen. In diesem Zuge formte sich ein Bewusstsein für nachhaltige Themen, die sie jetzt im Multi-Milliarden-Unternehmen Netflix einbringt.
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Emma Stewart scheint – hinsichtlich ihrer Vita – prädestiniert für den Job. Weil sie die nötige Erfahrung hat und den Eindruck erweckt, die Aufgaben sehr insistent anzugehen. Die frühere Direktorin des World Resources Institute sagt:
Heute bin ich in der glücklichen Lage, meine Liebe zur Wissenschaft und zum Geschichtenerzählen bei Netflix kombinieren zu können, wo es unser Ziel ist, die Welt zu unterhalten. Aber dafür brauchen wir eine bewohnbare Welt, die man unterhalten kann. Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind sich einig, dass wir das Klima bei einem Temperaturanstieg von maximal 1,5 Grad Celsius stabilisieren müssen.
Die Pläne veröffentlichte die Nachhaltigkeitsbeauftragte von Netflix im hauseigenen Blog.
Netflix: Nachhaltigkeit im Streaming
Netflix hat eine klare Nachhaltigkeitsstrategie: Bis zum Ende des Jahres 2022 möchte der Streaming-Anbieter Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen erwirken. Danach gilt das Ziel in jedem Jahr. Der dreistufige Plan nennt sich „Netto-Null-Emissionen + Natur“.
Im ersten Schritt möchte Stewart im Auftrag von Netflix die Emissionen reduzieren. Hierfür richtet sich der Dienst nach dem Pariser Übereinkommen, das eine Minderung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad vorsieht.
In Anlehnung an die „Science-Based Targets“-Initiative (STBi) sollen die Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent schrumpfen. Das konkrete primäre Ziel lautet: eine umfassende Neutralisierung der internen Emissionen bis Ende 2021.
Dazu zählen auch die indirekten Emissionen (Scope 3), die Teil der Wertschöpfungskette sind. Dafür investiert Netflix in passende Projekte und trägt zur Erhaltung gefährdeter tropischer Wälder und anderer Naturschutzgebiete bei. So der Plan.
Reduzierung von CO2 in der Atmosphäre
Weitere Investitionen erfolgen in regenerative Maßnahmen in Bezug auf natürliche Ökosysteme, um die Reduzierung von in der Atmosphäre befindlichem Kohlenstoffdioxid anzutreiben. Der ganzheitliche Nachhaltigkeitsansatz verdeutlicht den von Netflix kommunizierten Natur-Aspekt.
Diese Projekte unterstützt Netflix unter anderem:
- Lightning Creek Ranch
- Kasigau Corridor REDD+
Ergänzend zur federführenden Aktivität von Stewart setzt das Streaming-Unternehmen auf die Expertise einer unabhängigen, siebenköpfigen Gruppe, die beratend agiert.
Transparenz und Distanzierung
Im Jahr 2020 hinterließ Netflix laut eigener Aussage einen 1.100.000 Tonnen großen CO2-Fußabdruck. 50 Prozent davon fallen auf physische Originalproduktionen und 45 Prozent gehen auf Unternehmensbezogenes wie Büros und Marketing zurück. Die restlichen fünf Prozent verbuchen Cloud-Lösungen.
Neben der transparenten Darstellung beinhaltet die Strategie der Netflix-Nachhaltigkeit auch eine direkte Abgrenzung. Denn von den Emissionen durch die Internet-Übertragung distanziert sich Stewart unter dem STBi-Verweis. Kritiker würden anmerken, dass genau hier aber das Kerngeschäft von Netflix liegt.
Auch die Nutzung von Elektrogeräten gehöre nicht in den Zuständigkeitsbereich des Streaming-Dienstes. Es fehle schlichtweg die Kontrolle, so Stewart. Die läge bei den Internet-Anbietern und Herstellern – wie auch die entsprechende Verantwortung.
Noch mehr Transparenz liefert die Erwähnung des Forschungsprojekts DIMPACT der University of Bristol, die einen Messstandard entwickelt, um den kontextuellen Streaming-Einfluss zu ermitteln.
Für Netflix und das Jahr 2020 wurde Folgendes berechnet: Wer 60 Minuten gestreamt hat, fabrizierte weniger als 100 Gramm CO2.
Gern Wort halten, Netflix!
Dass die Pläne nicht nur gut klingen, sondern echtes Potenzial haben, zeigen externe Meinungen. So sagt der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, beispielsweise:
Netflix zeigt der Welt, wie man die Reduzierung von Treibhausgasen – schwarzem Kohlenstoff – mit der Wiederherstellung natürlicher Kohlenstoffsenken – grünem Kohlenstoff – auf wissenschaftlich fundierte Weise kombinieren kann. Ich bin inspiriert von dem potenziellen transformativen Wandel, den das Unternehmen mit seinem Beispiel sowohl hinter als auch vor der Kamera bewirken kann.
Die Theorie erscheint vielversprechend. Doch noch sind es Pläne und Netflix steht hinsichtlich der konsequenten Umsetzung in der Beweispflicht. Ein konzeptionelles Vorbild, wie der CO2-Fußabdruck im relevanten Unternehmenskontext verkleinert werden kann, ist Netflix aber allemal.
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