Elektroautobauer Tesla will ein grünes Unternehmen sein. Doch nun setzt Tesla ausgerechnet auf Bitcoin – und prompt hagelt es Kritik. Denn Bitcoin-Mining hat einen massiven CO2-Abdruck. Ist Tesla ein Umweltsünder?
Erst vor wenigen Monaten wollte Elon Musk noch das Klima retten. Für die innovativste Technologie zur CO2-Speicherung direkt aus der Luft heraus hat er 100 Millionen US-Dollar gespendet. Grün zu sein, ist Tesla-Chef Elon Musk offenbar wichtig.
Darum baut er ausschließlich reine Elektroautos. Deshalb vertreibt er Solaranlagen für Hausbesitzer. Darum will er knappe oder umstrittene Ressourcen in seinen Fahrzeugen ersetzen. Und darum bemüht er sich auch darum, die nötige Energie für die Produktion seiner Fahrzeuge nachhaltiger gestalten – zum Beispiel über Solarenergie in seinen Gigafabriken.
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So erhält Tesla in der grünen Investment-Bewertung des Finanzunternehmens MSCI noch die sehr gute Note „A“.
Doch seitdem Tesla angekündigt hat, 1,5 Milliarden US-Dollar seiner Reserven in Bitcoin zu investieren und auch Zahlungen für Fahrzeuge in der Kryptowährung zu akzeptieren, hagelt es Kritik.
Tesla, Bitcoin und das Umweltproblem
Der Vorwurf: Bitcoin-Mining, also das Schürfen der Kryptowährung, sei alles andere als klimafreundlich. Denn Bitcoin-Mining erfordert sehr viel Energie. Und diese kommt selten aus erneuerbaren Quellen.
Bitcoin energiehungriger als die Niederlande
Die Judge Business School der Cambridge University misst seit einiger Zeit den Energieverbrauch von Bitcoin in Echtzeit.
Derzeit liegt die Hochrechnung für den Jahresverbrauch bei 138,75 Terrawattstunden (TWh). Zum Vergleich: Die Jahresstromproduktion in den Niederlanden lag nach Informationen der Deutsch-Niederländischen Handelskammer 2020 bei 123 TWh.
Der Energiebedarf für eine einzige Bitcoin-Transaktion entspricht dem von 536.494 Visa-Transaktionen. Hinzu kommt, dass Bitcoin-Miner überwiegend Strom aus Kohleproduktion für ihre Transaktionen nutzen.
Geringer Anteil an erneuerbaren Energien für Bitcoin-Mining
Im aktuellen Krypto-Asset-Bericht der Judge Business School haben die Forscher festgestellt, dass, obwohl die große Mehrheit der Miner (76 Prozent) nach eigenen Aussagen auch erneuerbare Energien (überwiegend Wasserkraft) nutzen, am Ende lediglich 39 Prozent der Energie fürs Hashing aus erneuerbaren Quellen kommt.
Dies bezieht sich auf Kryptowährungen insgesamt, nicht nur auf Bitcoin. Bitcoin ist derzeit aber die mit Abstand am meisten genutzte Kryptowährung.
Wenn die Forscher die Umfragedaten mit ihren eigenen Erhebungen zusammenlegen, ergibt sich am Ende global sogar nur ein Anteil von 29 Prozent an erneuerbaren Energien fürs Hashing.
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Mehrheit der Miner agiert in China (in der chinesischen Provinz Xinjiang) und Mongolei sowie in Kasachstan oder auch Iran. Der Strom ist in diesen Regionen besonders günstig, kommt aber überwiegend aus Kohleproduktion.
Mining und Strompreise
Es stimmt zwar, dass ein ebenfalls bedeutsamer Teil der Miner im Südwesten Chinas (in den Provinzen Sichuan und Yunnan) sitzen. Hier gibt es nämlich in der Regenzeit überschüssigen Strom aus Wasserkraft.
Tatsächlich sind chinesische Miner offenbar sehr mobil und migrieren sozusagen mit dem günstigsten Strom. Denn der Strompreis ist – neben den Ausgaben für Hardware – einer der wichtigsten Kostenfaktoren für die Miner.
Entsprechend wollen sie dort sein, wo die Stromkosten am niedrigsten sind. Theoretisch könnte sich damit sogar eine interessante Symbiose zwischen Krypto-Mining und Energieüberschüssen aus erneuerbaren Energien ergeben, die man so effizient nutzen könnte.
Aktuell sieht es aber eher so aus, dass Miner in China nur in der Regensaison diesen nachhaltigeren Strom aus Wasserkraft nutzen, weil er dann besonders günstig ist und dann wieder die Mehrheit des Jahres in die günstigeren Kohlestrom-Regionen ziehen.
So ist am Ende die CO2-Bilanz auch über China hinaus negativ, schlussfolgern die Cambridge-Forscher.
So viele Emissionen wie Sri Lanka
In der Studie „The Carbon Footprint of Bitcoin“, die 2019 im Fachmagazin Joule erschienen ist, wird der jährliche Treibhausgasausstoß von Bitcoin auf 22 bis 22,9 Megatonnen CO2-Äquivalente geschätzt. Dabei gehen die Forscher von einem Jahresenergieverbrauch von 45,8 TWh aus.
Das entspricht in etwa den Jahresemissionen von Ländern wie Sri Lanka oder Jordanien.
Genau hier setzt schließlich die Kritik an Teslas Bitcoin-Strategie an. Denn sie treiben den Handel und das Mining von Bitcoin weiter an. Dies erhöht den Energieverbrauch und somit auch die Emissionen.
Tesla: Bitcoin nicht einziges Klimaproblem
Doch Bitcoins sind derzeit nicht das einzige Klimaproblem von Tesla. Seit längerem kritisieren Umweltschützer, dass die Herstellung von Elektro-SUVs bei Tesla alles andere als gut fürs Klima sei.
Große Elektroautos, großer CO2-Abdruck
Schließlich benötigen große Autos größere Akkus. Das macht die Fahrzeuge nicht nur schwerer, sodass sie an ihrer eigenen Reichweite zehren und somit ineffizienter sind als kleinere E-Fahrzeuge. Die größeren Akkus benötigen darüber hinaus auch mehr Rohstoffe.
Kritik an Giga Berlin
In Deutschland wiederum schlagen Umweltschützer seit längerer Zeit Alarm gegen die in Brandenburg geplante Gigafabrik. Kritikpunkte hier:
- der hohe Wasserverbrauch in einer Region, die ohnehin durch den Klimawandel mit Dürre zu kämpfen hat
und:
- mögliche langfristige Umweltschäden, bei den an die Giga Berlin angrenzenden Naturschutzgebieten
Tesla hat zwar einen verbesserten Wasserverbrauchsplan vorgelegt und weist die Vorwürfe auch immer wieder zurück. So sagte Elon Musk vor einigen Tagen sogar dem ZDF, der Sender solle sich für eine kritische Reportage zur Gigafactory in Berlin schämen.
Wenn Tesla aber wirklich ein rundum nachhaltiges Unternehmen sein möchte, gibt es eindeutig sehr viel Luft nach oben. Auch mag es momentan aus Umweltsicht nicht so klug von Tesla sein, auf Bitcoin zu setzen.
Tesla, Bitcoin – und was ist mit den anderen?
Gleichzeitig gibt es durchaus Bemühungen, Bitcoin-Mining nachhaltiger zu gestalten und verstärkt auch hier auf erneuerbare Energien zu setzen.
Auch könnte man provokativ fragen, wie viel besser (oder schlechter) andere Autobauer wie Daimler, Fiat oder Ford im Vergleich zu Tesla dastehen. Genauso hat sich Elon Musk persönlich stärker als so manch andere Führungskraft für Umweltschutz stark gemacht.
Produktiver und besser für das Klima wäre es daher, wenn wir uns alle öfter an die eigene Nase fassen würden, auch Tesla, und kontinuierlich daran arbeiten würden, unseren CO2-Fußabdruck signifikant zu senken.
Wie nachhaltig ist Kapitalismus?
Ein weiterer interessanter Gedankenanstoß kommt in diesem Zusammenhang auch von Roger Huang, einem Kryptowährungsexperten, der für das Magazin Forbes schreibt.
Er fragt sich, warum wir in der Nachhaltigkeitsdebatte von Kryptowährungen nicht die Nachhaltigkeit des Kapitalismus stärker hinterfragen. Schließlich könne Kapitalismus nur durch dauerhaften Konsum existieren und durch ständige Anreize, immer mehr zu konsumieren. Und das sei alles andere als nachhaltig.
Also alle aktuellen Finanzsysteme und den Kapitalismus abschaffen? Damit hätte vielleicht auch Elon Musk ein Problem. Wer würde dann noch seine Teslas kaufen?
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