Das bislang sehr geheime Luftschiff-Projekt von Google-Mitgründer Sergey Brin soll noch dieses Jahr abheben – und Luftfahrtgeschichte schreiben.
Sergey Brin ist kein Mann von vielen Worten. Das gilt jedenfalls für das Nebenprojekt des Google-Mitgründers, ein Unternehmen namens LTA Research and Exploration.
Zum ersten Mal hörte man so wirklich 2019 davon, als das Unternehmen ein Luftschiff verkaufte. Das war nach sechs Jahren geheimer Forschung.
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Das 19-Dollar-Luftschiff
Und wer denkt, Brin hätte mit dem Verkauf ein großes Geschäft gemacht, irrt auch. Tatsächlich verkaufte er sein Luftschiff für 18,70 US-Dollar. Das berichtet das Magazin Spectrum IEEE und beruft sich dabei auf interne Dokumente, die es von der US-Luftfahrtbehörde FAA erhalten habe.
Gekauft hat es Nicholas Garafolo, Professor für Maschinenbau an der University of Akron im US-Bundesstaat Ohio. Der Verkaufspreis ist damit auch kein Zufall. Die Fakultät für Ingenieurswissenschaften gründete sich 1870.
Auch der Standort Akron ist als Forschungsstandort (LTA hat einen zweiten Standort in Kalifornien) nicht ganz zufällig gewählt. Hier entwickelte in den 1930er Jahren die US Navy schon Luftschiffe.
Und genau mit diesem Verkauf und diesem Standort beginnt nun die Geschichte des geheimen Luftschiff-Projekts von Sergey Brin.
Luftschiff aus dem 3D-Drucker
Brins symbolischer Verkauf an Garafolo hat nämlich einen konkreten Hintergrund: Gemeinsam mit Studenten soll Garafolo an der nächsten Generation von Luftschiffen für LTA arbeiten – und diese hat es in sich, wie ein erstes Patent zeigt.
Darin erklärt LTA zum Beispiel, dass man die Bauweise von Luftschiffen verändern möchte. Derzeit werden Luftschiffe so gebaut, dass ihr Rahmen bei der Montage stationär auf dem Boden bleibt. Um Konstruktionen am oberen Teil durchzuführen, müssen Arbeiter also in großen Höhen arbeiten, was nicht ganz ungefährlich ist.
Das will LTA mit einer Art drehbarem Zahnrad ändern. Der Rahmen soll darin festgemacht werden, sodass man die Konstruktion drehen kann. Damit könnte man alle Arbeiten am Boden verrichten.
Darüber hinaus denkt Sergey Brin offenbar auch darüber nach, Teile des Luftschiffs im 3D-Drucker zu fertigen, etwa um Gießformen aus Kohlenfaserstoff zu drucken. Doch das wirklich Besondere an dem Luftschiff ist der Antrieb, beziehungsweise der Kraftstoff.
Warum LTA keine Angst vor Wasserstoff hat
Hier möchte LTA künftig auf Brennstoffzellen setzen, angetrieben durch Wasserstoff. Eigentlich ist Wasserstoff, das leichteste aller Gase und reichlich vorhanden, das ideale Gas für die Luftschifffahrt.
Die Tragödie der Hindenburg
Doch das Gas hat seit der Explosion der Hindenburg im Jahr 1937 eine tragische Vergangenheit bei Luftschiffen. Darum setzen moderne Luftschiffe auf das sicherere Helium. Nur ist Helium viel seltener und auch teurer als Wasserstoff.
Könnte man Luftschiffe sicher mit Wasserstoff antreiben, würde dies große Vorteile bieten.
Wasserstoff-Luftschiffe und ihre Probleme
Zum einen wäre dies mit Brennstoffzellen ein emissionsfreier Antrieb und somit nachhaltig. Zweitens könnte man damit viel bessere Reichweiten herausholen als mit elektrischen Akku-Motoren.
Doch es gibt, neben der Brennbarkeit von Wasserstoff, noch weitere Gründe warum das Gas in Luftschiffen nicht zum Einsatz kommt.
In Form von Brennstoffzellen lädt man sich damit erstens viel Gewicht an Bord, was Reichweite und Energie kostet. Zweitens muss auch das Wasser irgendwie transportiert werden. Drittens müsste man dafür sorgen, dass der Wasserstoff sicher transportiert werden kann. Und viertens muss auch das Problem der Abwärme gelöst werden.
LTA sucht Brennstoffzellen-Experten
Wie LTA dies alles genau tun wird, ist noch unklar. Der Prototyp „Pathfinder 1“ soll entsprechend noch mit Akkus betrieben werden. Pathfinder 1 ist 75 Meter lang, nutzt zwölf Elektromotoren und bietet Platz für 14 Personen.
Erst im nächsten Schritt ist dann eine 750 Kilowatt Brennstoffzelle von einem Drittanbieter geplant. Helium soll bei LTE aber zum Abheben zum Einsatz kommen.
Dann sucht das Unternehmen aber bereits nach Expertinnen und Experten, um eine 1,5 Megawatt-Brennstoffzelle zu entwickeln. Das ist schon eine Hausnummer, wenn man bedenkt, dass die bislang leistungsfähigste Brennstoffzelle für Luftschiffe eine Leistung von 250 Kilowatt hat. Mit 1,5 Megawatt könnte ein Luftschiff über einen Ozean fliegen.
Übrigens will Sergey Brin es nicht bei dem einen Luftschiff belassen. Am Ende soll eine ganze Flotte entstehen.
Luftschiff-Flotte soll Waren und Menschen transportieren
Damit sollen beispielsweise, so präsentiert es LTA auf seiner Website, Luftschiffe für die Katastrophenhilfe in abgelegene Krisengebiete entsendet werden. Einen ersten Abnehmer hätte Brin schon, seine eigene Hilfsorganisation Global Support and Development.
Doch Brin denkt schon weiter. So möchte er langfristig Menschen und Waren mit seinem Brennstoffzellen-Luftschiff nachhaltig transportieren. Damit erinnern die Pläne schon fast an Amazons verrücktes Luftschiff-Patent.
Bis es aber soweit ist, muss erstmal der Prototyp abheben. Das wird möglicherweise noch in diesem Jahr passieren. Spätestens dann ist es wohl mit der Geheimniskrämerei vorbei. Denn ein riesiges Luftschiff am Himmel lässt sich nur schwer verstecken.
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