Der klassische IPO ist ein langwieriges Unterfangen. Oft wird das Initial Public Offering bereits Monate, teils sogar Jahre vor dem eigentlichen Börsengang angekündigt. Es ist also Geduld gefragt. Schneller geht eine Investition über SPACs. Wir erklären die gehypte Anlage-Methode.
Für Anlegerinnen und Anleger gibt es neben IPOs eine neue und vor allem schnellere Möglichkeit, sein Geld an der Börse loszuwerden: SPACs. Sie seien der „heißeste Aktientyp an der Wall Street“, berichtet Rani Molla bei Recode.
Die sperrige Abkürzung steht für Special Purpose Acquisition Company – also eine Akquisitionsgesellschaft für besondere Zwecke. Dabei handele es sich um „einen börsennotierten Haufen Bargeld, der zum Kauf eines privaten Unternehmens bestimmt ist“, analysiert Molla.
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„SPACs sind zum Hauptmanöver geworden, mit dem Unternehmen an der Börse notieren.“ Viele Investoren würden die Option als clevere Möglichkeit feiern, um ihr Geld in börsennotierte Unternehmen zu investieren.
SPACs sind auf dem Vormarsch
Dereinst waren SPACs ein obskures Anlage-Instrument, das nun aber vermehrt auch Privatanleger auf den Plan ruft.
Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind 189 SPACs an den wichtigsten Börsen notiert, zitiert Molla den Professor und IPO-Experten Jay Ritter von der University of Florida.
Aufs Jahr hochgerechnet wären das insgesamt mehr als 1.000 SPACs – das sind mehr als es je in einem Jahr an SPACs und traditionellen IPOs zusammen gab.
Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gab es in Deutschland gerade einmal fünf Börsengänge, im Jahr davor waren es nur drei. 2018 wurden in Deutschland 16 IPOs gezählt – die größte Zahl seit 2007 (25).
Bis Anfang März 2021 sind bereits 64 Milliarden US-Dollar in SPACs geflossen, errechnet die Finanzmarktplattform Dealogic. Im Rekordjahr 2020 waren es noch 20 Milliarden mehr.
Die Zahl der SPACs hat sich von 2019 bis 2020 also vervierfacht. Und: Das Wachstum könnte sich in diesem Jahr erneut um diese Zahl vervielfachen, errechnet Jay Ritter.
Was ist überhaupt ein SPAC?
„Ein SPAC ist eine Briefkastengesellschaft, die mit dem ausdrücklichen Ziel an die Börse geht, Geld zu sammeln, um ein tatsächliches Unternehmen (oder mehrere) zu kaufen.“
Ist das Geldeinsammeln geglückt, hat der SPAC dann zwei Jahre Zeit, seinen „börsennotierten Haufen Bargeld“ tatsächlich zu investieren. Klappt das nicht, muss das Geld an die Anleger zurückgegeben werden.
Das Problem: Meist seien die geplanten Zukäufe unrentable Firmen, oft hätten sie nicht einmal Einnahmen, berichtet Molla. Jedoch können Anleger vor der eigentlichen Übernahme aussteigen und erhalten garantierte zehn US-Dollar pro Aktie.
Das Sponsoren-System hinter SPACs
Hinter einem SPAC steht immer ein Sponsor, das sei laut Molla häufig ein Branchenmanager, der für 20 Prozent Anteile am SPAC zwischen fünf und zehn Millionen US-Dollar seines eigenen Geldes auf den Tisch legt.
Die Anleger investieren bei SPACs also nicht direkt in eine Firma, sondern eher in den Sponsor – in der Hoffnung, dass dieser sie zu einer erfolgreichen Fusion führt und ihr Geld mehrt.
Bei einer erfolgreichen Fusion könne der Sponsor Hunderte Millionen US-Dollar verdienen. Aber selbst wenn das Vorhaben nicht erfolgreich ist, kann der Sponsor sich eine goldene Nase verdienen.
Michael Ohlrogge, Rechtsprofessor an der New York University, hat ausgerechnet, dass der Sponsor von Clover Health, der Anfang dieser Woche unter seinem anfänglichen Angebotspreis gehandelt wurde, immer noch ungefähr 150 Millionen US-Dollar verdient hat.
Das Geld stammt von regulären Privatanlegern, die nur auf öffentlichen Märkten in SPACs investieren können. Der Preis ist hier meist teurer als zehn US-Dollar. Haben sie also beispielsweise 20 US-Dollar pro Aktie in die Hand genommen und steigen vor der Fusion wieder aus, erhalten sie trotzdem nur die garantierten zehn US-Dollar pro Aktie zurück.
Nicht so schlimm ist das für institutionelle Anleger – denn sie dürfen sich die Anteile schon für die magischen zehn US-Dollar sichern.
Ein Schlupfloch macht es möglich
Natürlich steht hinter all dem auch ein rechtliches Schlupfloch. Anders als beim IPO können die SPAC-Sponsoren ihren Anlegern das Blaue vom Himmel versprechen. Rechtlich haften müssen sie im Falle eines Verlusts nicht.
Firmen, die über einen regulären IPO an die Börse gehen, dürfen hingegen nicht einfach so horrende Versprechungen machen. Daran hindern sie die Vorschriften der US-Börsenaufsicht SEC.
SPAC-Sponsoren müssen also am Ende einfach nur gute Verkäufer sein – und ihren Anlegerinnen und Anlegern weismachen können, dass sich die Investition lohnt.
Kritiker warnen vor einer erneuten Blase
Die Beliebtheit des Finanzinstruments sei durch die anhaltende Langeweile in der Pandemie hervorgerufen worden. Auch erfolgreiche SPACs wie Draftkings hätten das Phänomen beflügelt.
Doch das neue Anlage-Modell ruft nicht nur Liebhaber auf den Plan. Wie Molla schreibt, sei das Wort „Blase“ im Umfeld der SPACs immer wieder zu hören. Und damit kennt sich die Börse ja nun wirklich aus – denkt man nur allein an die Dotcom-Blase zurück.
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