Tesla wird an den Börsen und in der Mobilitätsbranche für seine Innovationen gefeiert. Nur in Deutschland kommt keine Begeisterung auf. Die Stellenanzeigen für die Gigafactory in Grünheide finden keine Abnehmer. Doch warum ist Tesla als Arbeitgeber so unbeliebt?
Hunderte Stellen für Teslas Gigafactory unbesetzt
Eigentlich will Elon Musk ab dem Sommer 2021 im brandenburgischen Grünheide im Südosten Berlins jedes Jahr bis zu eine halbe Million Modelle der Reihen „Model 3“ und „Model Y“ fertig lassen.
Das Problem daran: Für die sich im Aufbau befindende Gigafactory Berlin-Brandenburg finden sich offenbar keine (geeigneten) Mitarbeiter. Aktuell schreibt Tesla auf dem Karriere-Portal mehrere Hundert Stellen in Deutschland aus. Ein nicht zu unterschätzender Anteil stammt aus dem Jahr 2020.
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Fehlendes Know How in Deutschland
Das wirft unweigerlich die Frage auf: Warum ist Tesla als Arbeitgeber in Deutschland so unattraktiv oder unbeliebt? Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig.
Auf der einen Seite zeigt ein Blick auf die ausgeschriebenen Stellenanzeigen, dass Tesla-Chef Elon Musk auf der Suche nach Spezialisten ist. Das beginnt bei klassischen Ingenieursaufgaben und reicht gleichzeitig schnell und tief in die Software- und Batterie-Technologie.
Vor allem wenn es um die Technologie- und Antriebstechnik geht, sind die Spezialisten in Deutschland offenbar rar gesät. Selbst die oftmals begehrten Management-Positionen sind in vielen Fällen noch unbesetzt.
Trotzdem äußert sich ein Tesla-Sprecher gegenüber dem Handelsblatt verhalten optimistisch. Zugleich stellte er klar: Zur Besetzung von Führungspositionen für die Gigafactory Berlin-Brandenburg gebe es keine offiziellen Aussagen.
Lex Tesla? Wie VW und Co. ihre Manager im Wechsel hindern
Dass sich nach Monaten trotzdem kaum Managerinnen und Manager für Tesla in Brandenburg finden, liegt auch an den deutschen Autobauern.
Zwar spüren VW, BMW und Co. einerseits die Krise und andererseits die Herausforderungen der Mobilität der Zukunft. Zugleich verdienen die deutschen Konzerne noch so viel Geld, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen gut zu entlohnen.
Wer beispielsweise seit mehreren Jahren bei VW in Wolfsburg tätig ist, verdient laut Handelsblatt durch optionale Gehaltsergänzungen so viel Geld, dass ein Wechsel unattraktiv ist.
Außerdem gibt es offenbar seit einiger Zeit eine unausgesprochene „Lex Tesla“ in Wolfsburg. Was bedeutet das? Wer während einer Freistellung von VW zu Tesla wechselt, hat offensichtlich sehr schlechte Chancen auf eine Rückkehr, wenn es bei Elon Musk doch nicht so gut läuft.
Kündigungsschutz sticht Aufstiegschancen aus
Und auch für die Ingenieure und Fachkräfte in mittleren Ebenen und Positionen bietet Volkswagen einen Vorteil, mit dem Tesla nicht mithalten kann: Bis 2029 – also noch fast ein Jahrzehnt – sind bei VW betriebsbedingte Kündigungen durch eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften verboten.
Die besseren Aufstiegschancen, höhere Eigenverantwortlichkeit und schnellere Entscheidungen reichen für Tesla als Arbeitgeber offenbar nicht, um die Sicherheit des Kündigungsschutzes auszustechen.
Zumal Elon Musk als Unternehmer nicht gerade dafür bekannt ist, bei Führungskräften, die hinter seinen Erwartungen zurückbleiben, viel Geduld aufzubringen. Das hat die Geschichte von Tesla schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Was Tesla als Arbeitgeber in Brandenburg und Deutschland braucht
Selbstverständlich ist Tesla in Brandenburg bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kein unattraktives Pflaster. Damit sich das Unternehmen jedoch auch in Deutschland zum Magneten für Jobsuchende entwickelt, muss Elon Musk noch auf die Eigenheiten des deutschen Arbeitsmarktes eingehen.
Ein erster Schritt in diese Richtung könnte beispielsweise ein Tarifvertrag mit der IG Metall für das Werk in Grünheide sein – wenn es denn einmal fertig ist.
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