Clubhouse erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit – immer wieder auftretende Mängel in Sachen Datenschutz stören die Anhängerinnen und Anhänger der App offenbar nicht. Nun werden jedoch erneut kritische Stimmen laut – diesmal zur chinesischen Infrastruktur von Agora.io, auf die Clubhouse setzt.
Nach einer Abmahnung durch den Verbraucherschutzverband VZBV und einer eingehenden Datenschutz-Analyse durch Stiftung Warentest steht nun auch die Infrastruktur hinter der beliebten Audio-App Clubhouse heftig in der Kritik.
Clubhouse läuft mit chinesischem Backend von Agora
Denn hinter der Anwendung steht nicht etwa die eigene Technologie von Clubhouse. Die Macher der App kümmern sich nur um Inhalte und Marketing. Der eigentliche Kern der Anwendung basiert auf der Live-Audio-Plattform der Firma Agora.io mit Sitz in Shanghai.
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Das chinesische Unternehmen zählt unter anderem auch Tech-Schwergewichte wie Lenovo und Tik-Tok-Mutter Bytedance zu seinen Kunden, schreibt Tech-Analyst Richard Chu in einem Blog-Beitrag.
Dank der Agora-Infrastruktur habe Clubhouse innerhalb nur einer Woche entstehen können, berichtet Chu weiter.
Das Stanford Internet Observatory meldet nun Sicherheitsbedenken an. SIO-Chef Alex Stamos, der zuvor Sicherheitschef von Facebook war, kritisiert, „Clubhouse kann keinerlei Datenschutz-Versprechen für Gespräche auf der ganzen Welt abgeben“.
Das steckt hinter Agora
Der ehemalige Webex-Entwickler Tony Zhao hat Agora 2013 im Silicon Valley gegründet. Kurz zuvor wurde die Firma auf den Cayman Islands angemeldet. Sie ist inzwischen in mehr als 100 Ländern aktiv.
Ihren Hauptsitz hat die Firma in Shanghai, was nicht verwunderlich ist, da sie 2019 satte 80 Prozent ihres Gesamtumsatzes in China erwirtschaftet hat.
Clubhouse in China
In China selbst ist Clubhouse seit dem 8. Februar 2021 gesperrt. Zuvor hatten sich während eines Boom-Wochenendes viele Chinesinnen und Chinesen in der App zu kritischen Themen geäußert. Dazu zählten unter anderem der Umgang mit den Uiguren, das Verhältnis zu Hongkong und Taiwan oder das Massaker auf dem Tiananmen-Platz.
Da Agora gesetzlich zur Zusammenarbeit mit den chinesischen Sicherheitsbehörden verpflichtet ist, gehen die Forscherinnen und Forscher von der Standford University von einer Gefahr für die Clubhouse-Nutzerinnen und -Nutzer in China aus.
In einem Dokument, das der US-Börsenaufsicht SEC vorliegt, begründet Agora die Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden. Die Firma sei verpflichtet, „die nationale Sicherheit zu schützen oder bei der Ermittlung krimineller Handlungen zu helfen.“
Sammeln oder nicht sammeln, das ist hier die Frage
Agora speichert keine Daten von Nutzerinnen und Nutzern. Das zumindest sagt Mitgründer Tony Wang der Hongkonger Zeitung South China Morning Post.
Eine Verordnung des chinesischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit schreibt jedoch etwas anderes vor. Unternehmen, die Dienste im Internet anbieten, müssen einige Daten der Nutzerinnen und Nutzer mindestens 60 Tage speichern.
Laut der Stanford-Analyse sei der Datentransfer außerdem nicht ausreichend verschlüsselt – es sei also möglich, dass die chinesische Regierung kritische Clubhouse-Runden mitgeschnitten hat.
Clubhouse selbst lässt verlauten: „Wir verpflichten uns, unsere Produkte so sicher wie möglich zu machen.“ Aber das Beispiel der Hype-App zeigt – so sicher wie möglich muss noch lange nicht sicher genug bedeuten.
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