Am heutigen 9. Februar feiern wir schon im 17. Jahr den Tag des sicheren Internets. In dieser Zeit hat sich das Internet massiv verändert. Zum Safer Internet Day 2021 blicken wir daher auf vier brandaktuelle Lektionen, die wir alle für ein sichereres Internet beherzigen sollten.
Wer an Sicherheit im Netz denkt, dem fallen zunächst sicher Begriffe wie Hacker, Trojaner, Viren oder Blockchain ein. Das sind auch nach wie vor natürlich wichtige Themen für ein sicheres Surfen im Internet. Doch es drohen auch verstärkt neue Gefahren.
Safer Internet Day 2021: Neue Gefahren im Netz
Je mehr sich das Internet zu einer Plattform für unsere sozialen Interaktionen entwickelt – und das lässt sich nach fast zwölf Monaten Coronavirus, Lockdowns und Massendigitalisierung unseres Lebens nicht mehr leugnen – desto wichtiger ist es auch, die gesellschaftlichen Gefahren zu erkennen, die vom Internet ausgehen.
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So hat uns das vergangene Jahr vier wichtige Lektionen gelehrt, die wir (nicht nur) zum Safer Internet Day 2021 beherzigen sollten.
1. Wir müssen Falschmeldungen erkennen – und bekämpfen
Falschmeldungen im Netz sind ein riesiges Problem. Dies ist keine neue Erkenntnis zum Safer Internet Day 2021. Wir haben aber im vergangenen Jahr so deutlich wie nie zuvor gemerkt, wie gefährlich Falschmeldungen, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien im Netz sein können.
Dabei wird es selbst für geschulte Digital Natives immer schwieriger, verlässliche Informationen von Manipulationen zu unterscheiden, wenn zum Beispiel selbst scheinbar echt erscheinende Videos sich nachher als Deepfakes herausstellen.
Umso wichtiger ist es, uns ständig in der kritischen Auseinandersetzung mit Informationen aus dem Netz weiterzubilden.
Internetnutzer sollten darin geschult werden, fehlerhafte Berichte oder Social-Media-Posts schnell erkennen zu können. Am besten, bevor sie diese aus Unwissen heraus auch noch weiterverbreiten.
Plattformen wie die Bundeszentrale für politische Bildung oder das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg stellen dafür beispielsweise gute Ressourcen zur Verfügung. Doch die Aufklärungsarbeit muss breiter werden, sodass der schnelle Faktencheck auf Social Media für alle gang und gäbe wird.
Hier stehen auch Journalisten, Blogger und Influencer in der Verantwortung. So müssen wir sowohl unseren Lesern immer wieder hilfreiche Tools zur Seite stellen, damit das Erkennen von Fehlinformationen im Netz für sie leichter wird.
Gleichzeitig müssen wir transparent zeigen, woher wir unsere Informationen beziehen und noch mehr Augenmerk auf das Prüfen unserer eigenen Darstellung, vom Faktencheck bis zum Prüfen eigener Vorurteile, legen.
2. Soziale Netzwerke brauchen Moderation
Vom Angriff auf das US-Kapitol bis hin zum Börsenchaos um die Gamestop-Aktie: Soziale Netzwerke mögen digitale Plattformen sein, doch sie haben reale Konsequenzen.
Denn genau hier treffen und organisieren sich Menschen. Auf Social Media bilden sich Meinungen und Trends. Hier formen sich aber auch Verschwörungstheorien, extremistische Ansichten und Hass.
Umso wichtiger ist daher Content-Moderation. Social-Media-Plattformen dürfen sich nicht mehr hinter ihrer angeblich neutralen Rolle als Infrastruktur-Anbieter verstecken. Automatisierte Faktenchecks, Löschen von Hate-Posts oder das Sperren von hetzerischen Nutzern müssen proaktiver geschehen.
Gleichzeitig darf auch dies nicht allein den Unternehmen überlassen werden. Eine gesetzliche Grundlage, und damit auch ein gesellschaftlicher Konsens dazu, ist fast noch wichtiger. Es wird natürlich immer Grenzfälle geben. Doch das bedeutet nicht, dass wir die sozialen Medien sich selbst überlassen dürfen.
Ein gesetzliches Gerüst zur Meinungsäußerung im Netz könnte für ein faireres und sichereres Internet sorgen.
3. Tödliche Challenges und Self-Harm: Jugendschutz im Netz wichtiger den je
Der Safer Internet Day 2021 steht auch im Zeichen des Jugendschutzes im Netz, und das aus gutem Grund. Kinder und Jugendliche verbringen sehr viel Zeit im Internet und sind hier besonderen Gefahren ausgesetzt.
In seinem aktuellen Selbstgefährdungsbericht, warnt der Jugendschutz etwa davor, dass Social Media bei jungen Menschen verstärkt zu Self-Harm führen kann. Dies kann von unterschätzten Risiken bei Challenges über Suizid-Versuche reichen bis hin zum Unterstützen von gefährlichem Suchtverhalten.
So finden sich beispielsweise auf Netzwerken wie Instagram unter den Hashtags #Ana und #Mia junge Menschen, die sich in ihren Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa = Ana) und Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa = Mia) noch gegenseitig pushen.
Auch Internet-Challenges können teilweise dramatische Formen annehmen, wie etwa bei der Blackout-Challenge auf Tik Tok, die vermutlich die zehnjährige Antonella aus Palermo dazu anregte, sich mit einem Gürtel selbst zu würgen und dabei tragischerweise ums Leben kam.
Diese sehr realen Gefahren für junge Menschen müssen ebenfalls viel proaktiver von Plattformbetreibern unterbunden werden. Auch sollten direkt auf den Plattformen selbst mehr und bessere Hilfsangebote für Jugendliche existieren.
4. Datenschutz muss öffentlich diskutiert werden
Wer hat wann Zugang zu unseren Daten und darf was damit machen? Das sind Fragen, die nicht einheitlich zu beantworten sind.
Bei einer Corona-Warn-App wird die Antwort dabei auch vermutlich anders ausfallen als bei einem Messenger-Dienst und dann wieder anders, wenn es um Sprachassistenten geht. Sie mag auch von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich ausfallen.
Dennoch müssen wir sie immer wieder stellen und hierbei auch rechtliche Grenzen ziehen. Das ist eine Lektion, die wir spätestens nach dem Facebook-Datenskandal um Cambridge Analytica gelernt haben.
Die Gefahr für Nutzer besteht dabei vornehmlich darin, dass Applikationen oder Web-Dienste sehr undurchsichtig sind, wenn es um ihre Handhabe mit unseren Daten geht.
Klar ist natürlich auch: Wer das Internet in irgendeiner Form nutzt, gibt natürlich auch Informationen über sich preis.
Einen perfekten Datenschutz gibt es also nicht. Selbst, wenn Unternehmen sich sogar bemühen, sind Daten mittlerweile so wertvoll, dass auch Hacker sie stehlen.
Die harte Lektion daraus ist, dass die Debatte um den Datenschutz nicht aufhören darf. Wir sollten nicht naiv sein und uns natürlich auch entsprechend informieren. Gleichzeitig müssen wir aber auch Unternehmen weiterhin kritisch hinterfragen.
Safer Internet Day 2021: Arbeit hört nie auf
In vieler Hinsicht ist das Internet genauso wie unsere reale Gesellschaft. Was erlaubt und was verboten ist, was wir als fair und unfair empfinden, was okay ist zu sagen und was nicht, verändert sich ständig.
Genau wie wir uns als Gesellschaft verändern und entwickeln, tut es auch das Internet. Entsprechend ist ein sicheres Internet keine einmalige Angelegenheit, die dann irgendwann erledigt ist.
Es ist vielmehr ein andauernder Prozess, aber vor allem ist es eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe, für die wir alle zusammen verantwortlich sind.
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