Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie entdecken immer mehr junge Menschen die Börse für sich. In Facebook-Gruppen wie der „Trade Republic Community“ tauschen sie sich aus. Wir haben mit einem Moderator über die Herausforderungen und Gefahren gesprochen.
Ralf Gosner arbeitet als Enterprise Architect bei einem Stadtwerk und hat an der Hochschule Biberach seinen Master of Science gemacht. In seiner Freizeit ist er einer der Moderatoren der Facebook-Gruppe „Trade Republic Community“ (TRC) mit knapp 25.000 Mitgliedern, die überwiegend junge und unerfahrene Trader sind.
Vom Enterprise Architect zum Facebook-Admin einer Trading-Community
BASIC thinking: Ralf, wie bist du als Enterprise Architect zum Moderator einer Trading-Gruppe geworden?
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Rald Gosner: Tatsächlich hat mein hauptberuflicher Job wenig mit meiner Moderator-Tätigkeit für die Trade Republic Community zu tun. Die einzige Gemeinsamkeit ist das Interesse für Plattformen, neue Technologien und Start-ups.
Da ich als Mitglied ziemlich aktiv war, wurde das Admin-Team auf mich aufmerksam. Ich bin wohl durch sachliche und differenzierte Antworten aufgefallen. Durch das starke Wachstum waren die Administratoren sehr beschäftigt und ich wurde gefragt, ob ich Lust habe, Moderator zu werden.
Da ich mich für die App selbst, Börse und Märkte interessiere, ist es für mich also eine schöne Tätigkeit. Ich habe nicht lange gezögert und zugesagt.
Seit wann bist du bei der TRC an Bord?
Die TRC gibt es seit dem 31. Dezember 2019. Bei Trade Republic habe ich mich im Januar registriert. Ich bin auch in diversen anderen Facebook-Gruppen – zum Beispiel in BMW-Foren oder im Haustierforum – und so war ich dann auf der Suche nach einer Gruppe. Etwa im Februar 2020 bin ich der TRC beigetreten.
Wie hat sich die Gruppe in den vergangenen Monaten zahlentechnisch entwickelt?
Ich glaube damals waren es noch unter 1.000 Mitglieder. Der erste große Mitgliederansturm kam im März und April 2020. Die Kurse sind eingebrochen und die Leute hatten großen Bedarf sich auszutauschen. Danach sind wir ziemlich kontinuierlich weiter gewachsen. Seit Januar 2021 hat das Tempo nochmal zugenommen.
Wie groß ist euer Moderatorenteam?
Es sind zwei Administratoren und drei Moderatoren. Es gibt also reichlich zu tun für alle. Zudem sind wir alle berufstätig.
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Interne Regeln der Trade Republic Community
Wer sich bei Trade Republic registrieren möchte, wartet aktuell zum Teil mehrere Stunden. Der Andrang ist einfach zu groß. Spürt ihr dieses gesteigerte Interesse auch in der Gruppe?
Ja, man merkt das sehr deutlich. Ich habe leider keinen Zugriff auf die genauen Statistiken, aber ich merke es am deutlichsten an der Anzahl der Beiträge und an der Antwortzeit.
Sehr viele Beiträge werden sehr schnell beantwortet. Was wir aber auch merken, ist wie aktiv unsere Mitglieder sind. Das hängt natürlich auch vom aktuellen Börsengeschehen ab.
Gerade finanzpolitische Themen sind oftmals heikel. Darauf weist ihr auch schon in euren Gruppenregeln hin. Welche internen Regeln habt ihr als Moderatoren festgelegt? Welche Richtlinien gelten für euch?
Die grundsätzliche Regel ist natürlich Freundlichkeit und Höflichkeit. Wir tolerieren keine Diskriminierung jeglicher Art. Das sind mal die Grundregeln, die ja für alle Gruppen gelten sollten.
Durch unsere große Reichweite achten wir auch auf Spam und Affiliate-Links. Diese sind nicht willkommen und sollen unsere Neutralität sicherstellen.
Beiträge sollen den Mitgliedern zudem einen Mehrwert liefern. Das bedeutet, dass immer zumindest ein eigener Gedanke zu einem Artikel oder Wertpapier hinzugefügt werden soll. Es klingt zwar banal, aber wir legen auch Wert darauf, die ISIN in einer Diskussion zu einem speziellen Wertpapier zu nennen.
Das erleichtert es allen Beteiligten über etwas zu reden und Verwechslungen auszuschließen. Vor allem die Regel mit dem Liefern des Mehrwerts lässt natürlich auch eine subjektive Meinung der Moderatoren zu. Das verlangt Erfahrung und im Zweifel lassen wir auch mal einen Beitrag zu viel als zu wenig zu.
Der Umgang mit dem Gamestop-Hype
Mit dem unfassbaren Hype um Gamestop gab es Ende Januar sogar ein Thema, das Broker und Politiker überfordert hat. Wie seid ihr damit umgegangen?
Die Schwemme der Beiträge stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Auch wir waren hier nahe an der Überforderung. Es ist immer wieder ohne tiefe Recherche schwer herauszufinden, ob ein Artikel relevant ist oder nur Spam und Fake News. Ein Mittel, das in der Vergangenheit bereits oft geholfen hat, sind Sammelthreads.
Dann können alle zusammen in einem großen Thread zu einem Thema diskutieren. Natürlich ist es auch ein sehr emotionales Thema. Wir haben uns bemüht, das Thema sehr neutral zu betrachten und zugleich auch noch anderen Themen genügend Raum zu geben.
Es hilft auch nicht, wenn ein Thema völlig das Forum überlagert. Wir sind uns bewusst, dass wir es nicht jedem Recht machen können, hoffen aber, dass der Großteil der Mitglieder zufrieden ist.
Welche Konsequenzen drohen Mitgliedern, die immer wieder gegen eure Regeln verstoßen oder sogar zur Marktmanipulation aufrufen?
Wir haben verschiedene Mittel. Beiträge, die die Regeln nicht erfüllen, werden einfach nicht freigegeben. Ansonsten kommt es fast täglich vor, dass wir Kommentare löschen oder Mitglieder entfernen müssen.
Ich muss aber dazu sagen, dass es meistens generell verhältnismäßig ruhig zugeht und die Mitglieder sehr hilfsbereit sind! Den letzten Punkt müssen Gerichte beurteilen. Dazu kann ich nicht sagen. Wir tun aber alles dafür, dass bei uns zum Beispiel keine Spambots zum Zuge kommen.
Vielen Dank für das Gespräch, Ralf!
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