Seit dem 11. Januar 2021 befinden sich die deutschen Schüler wieder im Homeschooling. Mehrere Wochen oder sogar Monate hatten die Kultusminister Zeit, die technische Struktur zu schaffen. Am ersten Tag zeigt sich: Sie sind gescheitert. Ein Kommentar.
Der 11. Januar 2021 ist nicht nur für viele Arbeitnehmer der erste Arbeitstag des neuen Jahres. Nein, dieser zweite Montag des Jahres stellt zudem den erneuten Beginn des Distanzunterrichts in Deutschland dar.
Homeschooling-Chaos durch Server-Ausfälle
Und der Restart im Homeschooling ist in den meisten Bundesländern völlig fehlgeschlagen. Bereits nach wenigen Stunden melden viele Schulen, Schüler und Eltern Probleme mit Server-Ausfällen und überlasteten Lernplattformen.
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Besonders betroffen ist beispielsweise die Lernplattform iServ, die unter anderem an den Schulen in Niedersachsen zum Einsatz kommt. Schon um 10 Uhr – also nach gerade einmal zwei Stunden – melden die ersten Eltern auf Twitter, dass die Dienste nicht mehr verfügbar sind.
Erst zum Jahreswechsel hatte dagegen der zuständige Kultusminister Grant Hendrik Tonne betont, dass es ein Konzept für Bildung und Betreuung im Lockdown gäbe. „Kein Kind und kein Jugendlicher muss und darf zurückgelassen werden in dieser schwierigen Zeit.“
Nicht einmal eine Woche später zeigt sich, dass es die Ministerien in vielen Bundesländern eben nicht geschafft haben, funktionierende Konzepte auszubauen. So melden auch Schüler aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Probleme. Einzig in Bayern scheint alles weitestgehend zu funktionieren.
Server-Betreiber sprechen von „Anwenderfehlern“
Doch warum brechen zahlreiche Server unter der Belastung zusammen? Warum kommt es überraschend, dass nach dem Ende der Weihnachtsferien plötzlich mehr als zehn Millionen Schüler aus 16 Bundesländern auf die entsprechenden Schulserver zugreifen?
Gegenüber dem Portal Regionalheute erklärt der Pressesprecher von iServ, Frank Vollmer, dass das Unternehmen auf den Ansturm vorbereitet gewesen sei. Seiner Meinung ist der Grund für die Server-Ausfälle „auch ein Anwendungsfehler bei den Schulen.“
Trotzdem gesteht auch Vollmer Fehler ein, die zur Überlastung geführt hätten. Man arbeite an einer zeitnahen Lösung.
Das Internet ist noch immer Neuland
Unabhängig davon, ob der Fehler nun bei den Betreibern, den Schulen, den Lehrern oder den Schülern liegt, ist klar: Deutschland hat weitestgehend versagt.
Nach dem ersten harten Lockdown im Frühjahr 2020 waren die Schulen in den meisten Bundesländern mehr oder weniger durchgehend geöffnet. Doch schon die steigenden Fallzahlen im Herbst 2020 haben früh verdeutlicht, dass eine Rückkehr zum Homeschooling 2021 unabdingbar ist, um das Coronavirus in den Griff zu bekommen.
Dass nun schon am ersten Schultag des Jahres 2021 nach wenigen Minuten oder Stunden die Server in weiten Teilen des Landes überlastet sind, zeigt letztendlich nur, dass sich die einzelnen Bundesländer und die zuständigen Kultusminister nicht ernsthaft auf den erwartbaren Ansturm vorbereitet haben.
Vielleicht pochen viele Politiker gerade deshalb so sehr auf Präsenzunterricht, weil das Homeschooling offenbart, was in den vergangenen Monaten (!) verschlafen worden ist.
„Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Dieser berühmte Spruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus dem Jahr 2013 ist in Deutschland auch noch acht Jahre später traurige Realität.
Im Notfall das Telefon
Wie dringend die Lage in Deutschland ist, zeigt übrigens Bayern Kultusminister Michael Piazolo, der in einem Interview am Montagmorgen davon sprach, dass das Homeschooling zur Not eben auch telefonisch stattfinden müsse.
Oder um es mit einem Tweet auszudrücken: „Jeder kostenlose Mincraft-Server von 13-Jährigen läuft besser als die Server von iServ.“ Mehr ist zum Digitalisierungsstand in Deutschland eigentlich nicht zu sagen.
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