Das Influencer-Dasein hatte bisweilen viel mit Selbstdarstellung und Daniel-Wellington-Uhren zu tun. Durch die Corona-Impfung bekommen sie jetzt endlich eine sinnvolle Aufgabe. Ein polemischer Kommentar mit einem Augenzwinkern.
Das Leben als Influencer ist echt einfach. Du machst am Tag ein paar Selfies oder nimmst ein paar kurze Videos auf. Dabei hältst du dann entweder deine neue Hautcreme, eine schicke Uhr oder den hippen Fitnessriegel in die Kamera und erzählst, wie toll doch alle die Produkte sind.
Und wenn es gerade einmal nichts zu bewerben gibt, hältst du einfach dein Gesicht in die Kamera. Dann redest du über die kleinen und großen Sorgen in deinem Leben. Und wenn du gerade einmal keine Lust auf ein Gespräch hast, zeigst du einfach (viel) Haut und beglückst damit deine Fans.
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Corona-Impfstoff von Pfizer und Biontech vor Zulassung in Europa
Doch die entspannten Zeiten sind vorbei, denn endlich bekommen alle Influencer eine sinnvolle Aufgabe: Sie können wichtige Aufklärungsarbeit rund um die Corona-Impfung leisten.
In Europa plant die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung des Covid-19-Impfstoffs der beiden Pharma-Unternehmen Biontech und Pfizer für den 21. Dezember 2020. Wenn es nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, erfolgen die ersten Impfungen in Deutschland dann noch in diesem Jahr.
In Großbritannien und in den USA haben die Regierungen und die zuständigen Behörden eine Notfallzulassung für der Pfizer-Biontech-Impfstoff schon Mitte Dezember abgesegnet. Dementsprechend haben in diesen beiden Ländern auch schon die Impfungen begonnen.
Sandra Lindsay ist die erste Corona-Influencerin
So ist beispielsweise am Montag, den 14. Dezember 2020, im Long Island Jewish Medical Center im New Yorker Stadtteil Queens die Krankenschwester Sandra Lindsay als erste US-Amerikanerin mit dem Corona-Impfstoff behandelt worden.
Das entsprechende Bild verbreitete sich schnell über die sozialen Medien. Die Reaktionen darunter waren größtenteils sehr positiv – was nicht unbedingt zu erwarten war.
Schließlich zeigt eine aktuelle Umfrage der Meinungsforscher von Kantar in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und den USA, dass die Bereitschaft sich gegen das Sars-CoV-2-Virus impfen zu lassen, in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen ist.
Während im Juni 2020 in den USA beispielsweise noch 47 Prozent gesagt hatten, dass sie sich „definitiv“ impfen lassen, waren es im Dezember nur noch 30 Prozent. Und auch die Anzahl der Menschen, die eine Impfung als „wahrscheinlich“ bezeichnet haben, sinkt. In den USA ist sie von 36 auf 23 Prozent zurückgegangen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Deutschland ab – auch wenn der Rückgang insgesamt geringer ist. So kommen unter anderem die COVID-19 Snapshot Monitoring-Studie der Universität Erfurt, des Robert-Koch-Instituts und der Bundeszentrale für politische Bildung sowie eine Umfrage der Barmer-Krankenkasse auf Zustimmungswerte um 50 Prozent.
Die Rolle der Influencer bei der Corona-Impfung
Umso wichtiger ist es, dass möglichst viele Menschen über die Chancen und Risiken der Corona-Impfung aufgeklärt werden. Deshalb haben beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Ad Council erste Kampagnen mit Influencern gestartet.
Die beiden Organisationen hatten in den 1950er-Jahren bereits gemeinsam für eine Polio-Impfung geworben und sich in den 1990er-Jahren gemeinsam für AIDS-Prävention eingesetzt. Im Jahr 2020 geht es also um das Coronavirus. Dafür stehen zum Start 50 Millionen US-Dollar zur Verfügung.
Neben Sandra Lindsay planen derweil auch zahlreiche Prominente und Politiker sich in der Öffentlichkeit mit dem Pfizer-Biontech-Impfstoff impfen zu lassen. Dazu gehören beispielsweise die ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton.
Doch das wird nicht reichen. Denn fernab der Polemik zu Beginn spielen Influencer eine wichtige Rolle für den Erfolg und die Akzeptanz der Corona-Impfung. Schließlich sind Influencer für viele Jugendliche und junge Erwachsene die erste Anlaufstelle, Vertrauensperson und Vorbild in einem.
Positive Beispiele sind dafür unter anderem die deutsche Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihrem prämierten Kanal „maiLab“ oder der Chef-Virologe der Berliner Charité Christian Drosten.
Die Gefahr der Hassrede und der Desinformation
Wenn Influencer jedoch als Sprachrohr im Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich sein sollen, brauchen sie Material und Informationen. Das muss direkt von den zuständigen Regierungen und Gesundheitsbehörden kommen. Gerade im Gesundheitsbereich ist die Chance groß, dass ein gut gemeinter Post das Gegenteil bewirkt.
Zudem setzen sich Corona-Influencer dem scheinbar unbändigen Hass und den Anfeindungen von Corona-Leugnern und Impfgegnern aus. Um mit diesem Druck umzugehen, brauchen Influencer die Unterstützung von offizieller Seite und von den Netzwerken selbst.
Die University of Florida hat beispielsweise einen offiziellen Kommunikationsguide rund um den Covid-19-Impfstoff veröffentlicht. Daraus geht beispielsweise hervor, dass die Influencer nicht allzu medizinische Fakten verbreiten sollen, sondern vielmehr ein allgemeines Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfung schaffen.
„Wenn ich dabei helfen kann, dass sich eine andere Person dazu entscheidet, sich impfen zu lassen und über die sozialen Medien ein Leben retten kann, ist das phänomenal“, sagt beispielsweise Jennifer Arnold gegenüber Recode.
Je mehr Menschen und auch Influencer diese Einstellung verinnerlichen und mit ihren Fans und Followern teilen, desto schnell werden wir gemeinsam diese Pandemie überstehen.
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