Nach Norwegen soll ein digitaler Führerschein auch in Deutschland kommen. Einige meckern schon. Marinela Potor sagt aber – endlich! Ein Kommentar.
Manchmal kann man es den Leuten auch nicht recht machen, ist mein Eindruck. Auf der einen Seite regen sich alle darüber auf, dass Deutschland noch im digitalen Mittelalter lebt. Auf der anderen Seite meckert dann wieder die halbe Nation, wenn etwas digitalisiert wird. Beispiel: digitaler Führerschein.
In Norwegen gibt es ihn schon, nun soll er auch in Deutschland kommen. Gemeint ist eine digitale Version unseres Führerscheins fürs Smartphone. Wer bei einer Verkehrskontrolle seinen physischen Führerschein nicht dabei hat, kann dann entsprechend den Führerschein auf dem Smartphone vorzeigen.
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Digitaler Führerschein: Deutsche nicht begeistert
Die Initiative für den digitalen Führerschein geht von den EU-Verkehrsministern aus – darunter auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.
Das Thema wird auf EU-Ebene beraten, weil ein digitaler Führerschein EU-weit kompatibel sein muss. So liegt der Entwurf für den digitalen rosa Lappen beim EU-Verkehrsministerium, das die entsprechende Richtlinie auswertet.
Die Zeichen aus Brüssel scheinen dabei stark in Richtung papierlos zu zeigen. Doch während die EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean von einer papierlosen Zukunft spricht und Andreas Scheuer sich freut, weil dieser Schritt „den Menschen die Vorteile der Digitalisierung klar vor Augen“ führt, meckern die Deutschen schon wieder.
In einer aktuellen Umfrage von Autoscout 24 und Innofact unter 1.000 Autofahrern und Autofahrerinnen in Deutschland, zeigten sich einige Gruppen wenig begeistert von der Idee.
Insbesondere Frauen und Befragte, die älter als 50 Jahre alt waren, sehen das Konzept skeptisch. Sie sorgen sich vor allem um den Datenschutz, fragen sich, wie fälschungssicher ein digitaler Führerschein sein kann – und bemängeln auch, dass nicht jeder ein Smartphone habe.
All das sind berechtigte Einwände. Dennoch finde ich: Es wird Zeit, dass wir zumindest eine digitale Option haben.
Fördern statt blockieren
Es ist ja nicht so, als würden unsere Daten aus dem Plastik-Kärtchen nicht ohnehin schon überall digital eingelesen und gespeichert. Und wer will, kann ja nach wie vor seinen Führerschein zum Anfassen dabeihaben.
Sicherlich wird es irgendwann darauf hinauslaufen, den Plastik-Führerschein abzuschaffen oder nur noch für bestimmte Ausnahmefälle zu erlauben. Der Aufwand für zwei sichere Versionen ist langfristig vermutlich zu hoch. Auch spielt der Nachhaltigkeitsgedanke dabei sicher eine Rolle.
Das wird aber bestimmt noch einige Jahre dauern und spätestens dann muss man wahrscheinlich darüber diskutieren, ob ein Smartphone zur persönlichen Grundausstattung gehören muss, die notfalls staatlich gefördert wird. Andernfalls benachteiligt man wirklich bestimmte Bevölkerungsgruppen.
Doch die Digitalisierung zu blockieren, wäre meiner Ansicht nach der falsche Weg. Es ist ein Problem, wenn die digitale Alphabetisierung einige Gruppen übergeht. Da muss man nachbessern. Die Lösung kann aber nicht sein: Dann lassen wir das halt mit der Digitalisierung.
Sturheit ist der falsche Weg
Natürlich muss ein digitaler Führerschein sicher sein. Doch es wird natürlich Lücken geben, die Hacker finden werden. Da müssen wir uns auch nichts vormachen. Kriminelle wird es immer geben. Doch das ist kein rein digitales Problem.
Auch Geldscheine wurden schon vor jeglicher Digitalisierung gefälscht, genauso wie Dokumente. Tatsächlich haben es digitale Methoden schwieriger gemacht, diese Dinge zu fälschen.
Wir müssen daher aufhören so zu tun, als sei die Welt vor der Digitalisierung wattebauschsicher gewesen und jetzt sei plötzlich alles gefährdet. Natürlich: Vieles ist neu und das kann beängstigend sein. Es ist ganz klar eine gesellschaftliche Herausforderung.
Doch deshalb wirklich praktische Maßnahmen wie den digitalen Führerschein zu blockieren, ist für mich der falsche Weg. Ich sehe es so, dass wir zwei Optionen haben. Wir können stur sein und uns gegen den Wandel wehren, was wenig bringen wird, weil er ohnehin kommt. Oder wir können ihn mitgestalten. Ich bevorzuge die zweite Variante.
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