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Das steckt hinter dem Boom der „With me“-Videos auf YouTube

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Was fasziniert Menschen so sehr an den "With me"-Videos? (Foto: Screenshot / YouTube)
geschrieben von Marinela Potor

„With me“-Videos sind stundenlange Live-Videos einer alltäglichen Aktivität, wie Lernen oder Malen. Das klingt langweilig, begeistert aber Millionen von YouTube-Nutzern weltweit. Wir schauen uns das Phänomen der Mitmach-Videos genauer an. 

Du kannst vom Filmen übers Editieren bis hin zum Algorithmus-freundlichen Titel Stunden damit verbringen ein erfolgreiches YouTube-Video zu erstellen. Oder du kannst dich einfach stundenlang bei einer alltäglichen Aufgabe aufnehmen und live streamen und damit Millionen von Views generieren.

Genau so funktioniert ein „With me“-Video, ein sehr besonderes Genre von YouTube-Videos. Das Phänomen ist nicht neu, hat in diesem Jahr aber einen Boom erlebt.


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„With me“-Videos: Trend startete mit „Study with me“

Erstmals gesichtet wurden die „With me“-Videos im Jahr 2007. Lange dominierte hier die Kategorie der „Study with Me“-Videos (deutsch: Lern-Mit-Mir-Video).

Dabei filmen sich Schüler oder Studenten beim Lernen – entweder am eigenen Schreibtisch, in einer Bücherei oder einem Café, mal mit, mal ohne Hintergrundgeräusche oder Musik.

Das Ganze wird dann meist einfach direkt live übertragen und kann auch mal acht Stunden dauern. Anderen Menschen stundenlang beim Bücherwälzen zuschauen, klingt nicht unbedingt nach einem Erfolgsrezept.

Doch die Videos begeistern hunderttausende Zuschauer. Diese wiederum schauen diese Videos, während sie selbst lernen. Wenn man den Kommentaren unter diesen Videos glauben darf, sorgen diese Lern-Videos bei den Viewern für einen besseren Fokus, mehr Motivation und eine höhere Produktivität beim Lernen.

Tatsächlich zeigen Studien, dass das Umfeld die Produktivität beeinflussen kann. In einer britischen Studie mit rund 3.700 Grundschulkindern fanden Wissenschaftler heraus, dass das Umfeld im Vergleich mit anderen äußeren Faktoren einen Einfluss von 16 Prozent auf die akademische Leistung der Schüler hat. Gleiches gilt für den Arbeitsplatz.

Es ist also möglich, dass ein „Study with me“-Video für die Viewer eine angenehme Lernatmosphäre erzeugt, wie sie etwa in einer Bücherei herrscht, und sie so tatsächlich konzentrierter und produktiver arbeiten.

Motivation ist ansteckend

Bei einem „Study with me“-Video könnte zudem noch das Phänomen der Gefühlsansteckung mitspielen. Simple Beispiele dafür sind: Dein Gegenüber lächelt oder gähnt – und du imitierst das Verhalten unbewusst, indem du auch lächelst oder gähnst.

Auch in Filmen kann dies vorkommen. Wenn ein Charakter, mit dem du dich stark identifizierst, weint, weinst du vor dem Bildschirm mit.

Es gibt zwar keine fundierten wissenschaftlichen Studien zur Produktivität von „Study with me“-Videos, aber es ist denkbar, dass ein ähnlicher Effekt von Gefühlsansteckung von ihnen ausgehen könnte.

Ähnliches passiert etwa beim Sport. Wenn andere beim Sport motiviert sind, ist man in diesem Motivationsklima selbst motivierter – und produktiver. Während die Nachfrage nach „Study with me“-Videos also durchaus nachvollziehbar sein mag, ist daraus in diesem Jahr ein neuer Mega-Trend entstanden: das „With me“-Video.

Im einsamen Lockdown entdecken Zuschauer die „With me“-Videos

Dabei geht es nicht mehr nur um gemeinsames Lernen, sondern um Mitmach-Videos im Allgemeinen. Diese Videos haben Titel wie „Craft with me“ oder „Color with me“, bei denen eine Person wirklich lediglich etwas bastelt oder ausmalt.

Auch das sind oftmals einfach stundenlange Live-Videos und das meist ohne, dass gesprochen wird. Die Videos sind sehr populär und verzeichnen teilweise mehr als 100.000 Views. Selbst die „Study with me“-Videos wurden dadurch stark gepusht. Einige verzeichnen mittlerweile sogar über sechs Millionen Views.

YouTube vermeldete allein von Mitte bis Ende März 2020 ganze 600 Prozent mehr Zuschauer bei „With me“-Videos. So ganz unbeteiligt ist die Plattform daran nicht. Mit dem ersten weltweiten Lockdown regte YouTube seine Creator nämlich dazu an, Content zu Hashtags wie #stayathome zu posten.

Das generierte wiederum die Wieder- und Neuentdeckung der „With me“-Videos. Denn ein „With me“-Video anzuschauen und zeitgleich vor dem eigenen Bildschirm die gleiche Aktivität auszuführen, erzeugt auch ein Gefühl von Gemeinschaft.

Man lernt oder bastelt nicht allein, sondern mit einer anderen Person – in schweigender Zweisamkeit. Das kann sogar einen beruhigenden, meditierenden Effekt haben. Das ist etwas, was in stressigen Pandemie-Zeiten sicherlich auch nicht schadet.

Die „With me“-Videos mögen ein seltsames YouTube-Phänomen sein und werden sicherlich auch nicht jeden begeistern. Doch solange Nutzer daran Spaß haben, sich weniger einsam fühlen und sogar produktiver sind, gibt es daran eigentlich nichts auszusetzen.

Wie effektiv sie für dich sein mögen, lässt sich nur auf einen Weg testen: einfach ausprobieren.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.