Vom abgelenkten Freund bis zum gequält lächelnden Rentner: Wir alle kennen diese Memes und haben sie vermutlich auch schon häufig geteilt. Doch wer sind eigentlich die Menschen auf diesen Fotos? Wie ist es, ein Meme zu sein? Und was verdienen Meme-Models eigentlich?
Fangfrage: Wie viele Memes hast du schon im Netz geteilt? Wahrscheinlich schon so viele, dass du sie gar nicht mehr zählen kannst. Es ist aber auch zu verlockend! Denn ein gutes Meme ist manchmal die perfekte Antwort auf einen Kommentar oder genau die Auflockerung, die dein Tag braucht.
Oftmals teilen wir dabei Memes, die Menschen zeigen. Einige davon werden zu viralen Hits, die jeder kennt. Besonders bekannt ist etwa der „distracted boyfriend“, also der abgelenkte Freund, oder „Hide your pain Harold“ (Verstecke deinen Schmerz Harold).
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Doch hast du dich schon mal gefragt, wer die Menschen auf den Fotos sind – und woher die Fotos überhaupt kommen? Oftmals werden die Meme-Models nämlich völlig unfreiwillig zum Internet-Phänomen und verdienen auch noch kaum Geld mit ihrer Berühmtheit.
Wie entsteht ein Meme?
Der Begriff wurde wahrscheinlich zum ersten Mal vom Biologen Richard Dawkins im Jahr 1976 verwendet. Er beschrieb damit Fotos oder Grafiken, die sich massiv in der Populärkultur verbreiten und dabei immer leicht abgeändert werden – etwas, das so ähnlich nur noch bei Genen passiert.
Die Memes, die du im Internet siehst, haben oftmals ein echtes Foto als Grundlage. Bei Memes mit Menschen sind das in der Regel Bilder von Stockfoto-Seiten wie Adobe Stock oder Shutterstock. Hier bedienen sich normalerweise Blogger, Journalisten und Influencer, um Artikel im Internet zu illustrieren.
In den Bilderdatenbanken finden sie nach Suchbegriffen geordnet Fotos zu so gut wie jedem Thema. Das reicht von „Trauer“ über „Rentner“ bis hin zum „eifersüchtigen Freund“.
Entsprechend klischeehaft sehen die Bilder auch aus. Schließlich sollen sie für Nutzer auf den ersten Blick ein bestimmtes Thema erkennbar machen.
Genau diese Fotos wirken aber natürlich besonders lustig, wenn man sie in einem neuen Licht darstellt. Genau das passiert bei Memes. So nehmen Internet-Nutzer beispielsweise den „abgelenkten Freund“ und versehen das Foto mit neuen Schlagworten.
Für uns mag das lustig sein. Doch für die Menschen, die auf den Fotos zu sehen sind, ist das nicht immer der Fall. Denn viele von ihnen werden so unfreiwillig zur Witzfigur.
Die Menschen hinter dem Meme
Für die Models ist das manchmal anstrengend, manchmal nervig, kann aber auch positive Effekte haben, wie die folgenden Geschichten zeigen.
Abgelenkter Freund: Models legen Profile still
Das Foto vom abgelenkten Freund etwa stammt vom spanischen Fotografen Antonio Guillem. Die ursprünglichen Stockfotos zeigten dabei eine Serie, in der am Ende die beiden Frauen Freundinnen werden und der Mann im Hintergrund verschwindet.
Als das erste Foto der Serie viral ging, wurden irgendwann die Namen der Models bekannt. Guillem bat Nutzer, die Fotos seiner Models nicht mehr zu teilen und ihre Privatsphäre zu respektieren. Doch sein Appell hatte keinen Erfolg. Die Models zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück und legten ihre Social-Media-Profile still.
Rentner „Harold“ wird zum Werbegesicht von Coca-Cola
Auch hinter dem schmerzhaft lächelnden Rentner „Harold“ steckt ein echter Mensch. Er kommt aus Ungarn und heißt eigentlich Andras Arato. Auch er posierte lediglich als Model für Stockfotos. Neben dem bekannten Foto, auf dem er etwas gequält lächelt, gibt es viele weitere Fotos mit ihm als Ehemann, Arzt oder Patient.
Arato bekam für sein Shooting 80 Euro. Das ist verhältnismäßig viel. Normalerweise verdienen Stockfoto-Models sehr viel weniger oder oft auch gar nichts, sagt Dittmar Frohmann, Geschäftsführer der Fotoplattform Photocase gegenüber dem Spiegel.
Häufig fänden die Aufnahmen im Tausch gegen ein Foto für die Sedcard statt oder die Fotografen selbst inszenieren sich vor der Kamera.
Die Models haben am Ende keinen Einfluss darauf, wo und in welchem Kontext ihre Stockfotos landen. Arato hat so irgendwann beschlossen, den Spieß umzukehren und mit seiner Bekanntheit Geld zu verdienen. Nun findet man ihn als „Harold“ auf Musikvideos oder in Werbeclips für Otto oder Coca-Cola.
First World Problems: Frau auf Meme ist eine Schauspielerin
Auch Silvia Bottini war zunächst nicht sonderlich begeistert davon, als Meme durchs Internet zu kursieren. Sie ist die weinende Frau auf dem Meme, das das Internet als „First World Problems“ (Erste-Welt-Probleme) kennt.
Eigentlich ist Silvia Bottini Schauspielerin. Aufgenommen hat das Foto ihr Freund auf einer Reise. Er ist Stockfotograf und wollte ein Foto mit dem Motiv „Trauer“ haben. Gegenüber der BBC sagte Bottini, dass sie für das Foto an jemanden gedacht habe, der kürzlich gestorben war.
Daher habe es sie weniger gestört, dass ihre Trauer öffentlich wurde. Als Schauspielerin sei sie das gewöhnt. Vielmehr störte sie, dass die Menschen einfach gemeine Worte wie „Bitch“ über ihr Foto einbauen und teilen konnten. Mittlerweile hat sie sich damit abgefunden und findet es ganz amüsant sich als Meme vorzustellen.
Hier kannst du dich über Memes informieren
Eine der besten Meme-Quellen im Netz ist die Website „Know your Meme“. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ursprünge von Internet-Memes herauszufinden und zu dokumentieren.
Hier findest du die Hintergrundgeschichten zum traurigen Mädchen, dem abgelenkten Freund oder Rentner „Harold“ sowie ihre Verbreitungsgeschichte.
Zum abgelenkten Freund erfahren wir so nicht nur mehr zum ursprünglichen Stockfoto von Antonio Guillem, sondern auch, wie das Meme eine Internet-Kampagne für den Film „Mission Impossible“ inspirierte.
Memes können also auch sehr positive Effekte haben, wie auch der Fall von Andras Arato, a.k.a. „Harold“ zeigt. Teilweise können achtlos geteilte Bilder Menschen auch verletzen.
Aufhalten lässt sich das Phänomen sicher nicht. Doch möglicherweise ist es keine schlechte Idee, dich vorab über die Menschen hinter den Memes zu informieren, bevor du das nächste Mal welche teilst.
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