Die Spotify-Empfehlungen sind eine gute Möglichkeit für Künstler, sich Nutzern und damit potenziell neuen Fans zu präsentieren. Nun können Musiker und Labels den entsprechenden Algorithmus manipulieren – indem sie etwas von ihren Tantiemen abgeben.
Dass Spotify seinen Künstlern mit gerade einmal 0,0038 US-Dollar pro Stream sehr geringe Tantiemen auszahlt, ist hinlänglich bekannt.
Unabhängige Musiker haben deshalb schon die Petition Justice for Spotify gestartet und mittlerweile mehr als 16.000 Unterschriften gesammelt. Sie fordern, dass das schwedische Unternehmen mindestens 0,01 US-Dollar für einen gestreamten Song an die Urheber bezahlt.
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Außerdem verlangen sie, dass Spotify öffentlich macht, wie es abseits von Abonnenten und Werbeeinnahmen noch Geld verdient.
Spotify-CEO Daniel Ek: „Künstler sollen einfach mehr arbeiten“
Spotify-CEO Daniel Ek hatte sich dazu im Sommer 2020 bereits öffentlich geäußert und mächtig Kritik geerntet. Laut ihm habe sich der Musikmarkt in den vergangenen Jahren stark verändert – so stark, dass Künstler nicht mehr „alle drei oder vier Jahre Musik“ aufnehmen und denken können, dass das genug sein wird.
Viele Künstler seien schlichtweg noch nicht im Streaming-Zeitalter angekommen. Eine Meinung dazu darf sich jeder selbst bilden, fest steht jedoch: Spotify stellt Musikern eine hervorragende Plattform zur Verfügung, um Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen – ganz ohne Marketing.
Zudem hat sich das Nutzerverhalten wirklich verändert. Spotify hat nach seinem Russland-Start im Juli 2020 nun mehr als 320 Millionen monatlich aktive Nutzer.
Das ist ein klares Indiz dafür, dass wir zumindest digital nicht mehr für einzelne Songs oder Alben zahlen, sondern lieber eine monatliche oder jährliche Pauschale für eine schier grenzenlose Musik-Mediathek entrichten wollen.
Natürlich stecken in jedem ehrlich geschriebenen Song viel Herzblut und Arbeit – und das gilt es auch, angemessen zu vergüten. Aber jeder Mensch schreibt Musik einen anderen Wert zu. Es gibt keine allgemeine Lösung dafür.
Spotify hat sich entschieden, sehr geringe Tantiemen auszuzahlen. Und das hat sicherlich Kritik verdient. Für eine Lösung müssten sich der schwedische Streaming-Dienst und ein Ausschuss an Musikern aber an einen Tisch setzen und jeweils bereit sein, sich an die Bedürfnisse der Gegenseite und die Veränderungen der letzten Jahre anzupassen.
Spotify-Empfehlungen: Künstler können sich einkaufen
Unter den aktuellen Bedingungen dürfte Spotifys neuester Schachzug bei Musikern und Labels aber erstmal wieder für Kritik sorgen. Der Dienst möchte seine große Reichweite nämlich nutzen, um Spotify-Empfehlungen zu monetarisieren.
Künstler dürfen ab sofort die Empfehlungsalgorithmen beeinflussen – indem sie einen Teil von ihren sowieso schon geringen Tantiemen abgeben, wie das Unternehmen in einem Blog-Post schreibt.
Konkret können Musiker und Labels einzelne Songs als besonders wichtig markieren. Der Algorithmus bezieht diesen Hinweis dann zusammen mit weiteren Faktoren in seine Entscheidung ein, welche Songs in die persönlichen Spotify-Empfehlungen der Nutzer landen.
Das heißt: Künstler können ihre Songs also nicht direkt in den Spotify-Empfehlungen platzieren, sondern nur den Algorithmus beeinflussen. Zuerst soll dazu ein Test in Spotifys Radio- und Autoplay-Format starten.
Dafür müssen Musiker und Labels auch nicht vorab zahlen, sondern erst dann, wenn der von ihnen beeinflusste Algorithmus zu höheren Abspielraten führt. Wie groß der Anteil von den Tantiemen ist, die Spotify dafür einbehalten will, erklärt der Dienst nicht.
Warum Künstler sich in Spotify-Empfehlungen einkaufen sollten
Dass Künstler dafür von ihren ohnehin schon niedrigen Tantiemen noch weniger erhalten sollen, klingt erstmal dreist und unverschämt. Aber gerade unabhängige und aufstrebende Musiker verdienen ohnehin kaum Geld am Streaming – ob das nun fair oder nicht ist, sei an dieser Stelle dahingestellt.
Der Punkt ist: Künstler können ihre Reichweite gezielt erhöhen, indem sie ausgewählte Songs pushen und in den Spotify-Empfehlungen verbreiten. Der Wert dafür dürfte weitaus höher sein als die ausgezahlten beziehungsweise nicht ausgezahlten Tantiemen.
Denn Musiker können auf diese Weise mehr neue Fans erreichen, die anschließend vielleicht physische Tonträger und Merchandising-Produkte kaufen und Konzerte besuchen, wenn die Corona-Krise überwunden ist. Das bringt den Künstlern deutlich mehr Geld ein.
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