In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Ceretai.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Ceretai aus Stockholm und Hamburg.
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Wer steckt hinter Ceretai?
In den letzten Wochen und Monaten hat sich unser Medienkonsum – bedingt durch die Corona-Pandemie – deutlich erhöht. Doch was bleibt davon bewusst oder auch unterbewusst bei uns hängen? Und vor allem: Welche gesellschaftlichen Rollenbilder werden dabei präsentiert?
Antworten auf diese Fragen liefert Ceretai. Das Start-up wurde Anfang 2018 von Matilda Kong und Lisa Hamberg mit der Idee gegründet, ein automatisiertes Tool zur Erkennung von Stereotypen in Popkultur und Medien zu entwickeln.
Ceretai leitet sich dabei von Laura Cereta, einer feministischen Schriftstellerin aus dem 15. Jahrhundert, und AI (Künstliche Intelligenz) ab.
Mit den von der Lösung generierten Daten wollen die Gründerinnen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie beispielsweise Frauen, BIPOC oder queere Menschen in Filmen, TV-Shows und anderen Kultur- und Medienprodukten dargestellt oder eben nicht dargestellt werden.
Diese automatisierte Diversitätsanalyse soll Menschen diejenigen Dinge sehen lassen, denen sie ansonsten nur wenig Aufmerksamkeit schenken würden. Außerdem zeigen die Gründerinnen auf, wie unbewusst voreingenommen unsere Gesellschaft eigentlich ist.
Ceretai hat aktuell Standorte in Stockholm und Hamburg. Das Unternehmen befindet sich in der Seed-Phase. Finanziert wird das junge Unternehmen durch Venture Capital sowie weitere Zuschüsse der schwedischen und deutschen Regierung.
Preise konnten die Gründerinnen zwar noch nicht abräumen. Allerdings hat es Ceretai in die allererste Runde des Media Motor Europe geschafft. Dabei erhalten Deep-Tech-Start-ups und Scale-ups aus ganz Europa Unterstützung durch Coaches.
Zu den primären Kunden zählen europäische Medienhäuser wie öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten oder Filmschaffende. Zum erweiterten Kreis gehören aber alle Medien-Unternehmen, Radiosender oder Veranstalter von Konferenzen.
Was macht Ceretai?
Ceretai hat mit dem Diversity Dashboard eine Software entwickelt, die mittels Künstlicher Intelligenz zu audiovisuellen Daten jeglicher Art Analysen zu Diversität und Vielfalt erstellt – darunter der Anteil der Bildschirmpräsenz oder der Redeanteil nach Geschlecht sowie eine Aufteilung des Alters der zu sehenden Personen.
Des Weiteren kann die Software analysieren, in welchem Verhältnis Geschlechter über bestimmte Key-Wörter sprechen.
Ceretai hat zudem den „Smile-Factor“ entwickelt. Das ist eine Kennzahl, die zeigt, in welchem Verhältnis Frauen öfter lächelnd gezeigt werden als Männer. Als weiteres Produkt bietet Ceretai detailliertere und ausführliche Diversity-Reports, die kundenindividuell erstellt werden sowie Consulting.
Was macht Ceretai so besonders?
Ceretai vereint das technische Know-how und die Beratungskompetenz im Bereich Diversity, um mit den Produkten und Dienstleistungen die Medien-Industrie zu beraten und zu verändern.
Während ähnliche Analysen von Medien-Unternehmen meist auf manuellen, zeitlich sehr aufwendigen Analysen beruhen, können die Gründerinnen mit ihrem programmierten Tool beispielsweise automatisiert belegen, wie ungleich verteilt Männer- und Frauenstimmen in Bewegtbildformaten vorkommen.
Es gibt im europäischen Markt aktuell kein vergleichbares Unternehmen, das dies möglich macht.
Ceretai arbeitet außerdem an einer technischen Erweiterung, die durch Gesichtserkennung und Textanalyse Informationen zu Alter und Ethnizität erstellen soll. Zudem soll künftig ermittelbar sein, welche Rollen verschiedene Menschen haben und über welche Themen sie sprechen.
Gibt es Kritikpunkte?
Gerade in Zeiten von #MeToo und #BlackLivesMatter ist es eindrucksvoll, dass die Gründerinnen ihre Passion für das Thema Diversity mit ihrem Interesse an Technologie und Künstlicher Intelligenz kombiniert haben, um eine Lösung auf den Markt zu bringen, die dem Mediensektor den Spiegel vorhält.
Europäische Medien-Unternehmen profitieren damit von Ceretai als wertvollem Diversitätspartner. Denn die Gründerinnen zeigen den Akteuren und Gestaltern in der Film- und Medienbranche, wie wichtig es ist, Vielfalt und Gleichheit zu berücksichtigen.
Das Ziel: Der Aufbau einer toleranten und vielfältigen Gesellschaft, die auch in den Medien, die wir tagtäglich konsumieren, gezeigt wird.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist per se natürlich keine Seltenheit mehr. Allerdings rangiert das Thema Analyse der Diversität in der Medienbranche dabei wohl eher auf den hinteren Rängen.
Gut, dass es passionierte Gründerinnen wie Matilda Kong und Lisa Hamberg gibt, die sich speziell auf diese Art der Analyse in Medien und Popkultur fokussieren.
In der Produktentwicklung sollen künftig sogar noch mehr Diversitätsmerkmale in die Analysen einfließen, um die Möglichkeiten der Software sukzessive weiter auszubauen.
Fazit
Ich werde Ceretai in Zukunft sicherlich weiter im Auge behalten – erst recht, weil ich denke, dass wir uns an die Stereotypen in den Medien schlichtweg gewöhnt haben.
Aber gerade die Medien spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, sich eine Meinung zu bilden und Ungleichheiten zu normalisieren – egal, welche Hautfarbe oder ob Mann, Frau, hetero oder LGBTQ.
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