Oppo veröffentlichte das erste Reno vor rund 14 Monaten – das Gerät war ein High-End-Smartphone mit damals branchenführenden Features wie der Pop-up-Kamera und 10-fachem Zoom. Mittlerweile richtet sich die Reno-Reihe aber an eine andere Zielgruppe – beim Reno 4 Pro handelt es sich nun um ein Smartphone, das in der oberen Mittelklasse spielt.
Das Reno 4 Pro ist deutlich dünner und leichter als die meisten anderen Smartphones – an der dicksten Stelle misst es gerade einmal 7,7 mm und das Gewicht liegt bei federleichten 161 g.
Der Qualcomm Snapdragon 700 und der Sony IMX586 ermöglichen es den Geräten in dieser Preisklasse auch so manche High-End-Features zu unterstützten. Zusammen mit dem 90 Hz Super AMOLED-Display mit 180 Hz Gaming-Modus dürfte das Oppo Reno 4 Pro viele Käufer begeistern.
Das wohl interessanteste Feature ist der „Color Retention“-Modus. Dabei nimmt die Kamera Videos auf, bei denen nur Personen in Farbe dargestellt werden, der Hintergrund bleibt schwarzweiß.
Im „Colour Retention“-Modus lassen sich auch nur Farben wie Rot, Blau oder Grün hervorheben, während der Rest in Graustufen abgebildet wird. All das geschieht dank fortschrittlichen Software-Algorithmen übrigens in Echtzeit – ihr seht die Vorschau also direkt in der Kamera-App. Soweit ich weiß bieten momentan nur einige Flagship-Smartphones von Huawei wie das Mate 30 oder P40 dieses Feature. Das Reno 4 Pro setzt die Funktion meiner Meinung nach sogar noch benutzerfreundlicher um.
Ein weiteres Flagship-Feature sind die Videoaufnahmen mit 960 fps – auch das sieht man bei Mittelklasse-Smartphones eher selten. Die Videostabilisierung funktioniert ebenfalls sehr gut, weshalb die Kamera sowohl auf technischem Level als auch im Hinblick auf das kreative Potenzial einiges bietet.
Der Qualcomm Snapdragon 720G ist ein leistungsstarker Prozessor, der auch mit KI-Algorithmen und grafikintensive Apps zurechtkommt, nur 5G wird leider nicht unterstützt. Er ist nur minimal langsamer als der Snapdragon 765 und Snapdragon 865. Die Performance ist gut, nur beim Wechseln zwischen Apps oder den Kameras kommt es gelegentlich zu Rucklern.
Das Reno 4 Pro hat ein auffälliges vertikales Kameramodul. Die Hauptkamera hat einen 48 Megapixel Sony IMX-Sensor, mit dem sich großartige Videos aufzeichnen lassen. In Sachen Fotos bietet die Kamera neben schnellem Autofokus auch eine gute Farbdarstellung.
Die beiden 2-MP-Sensoren für Makro- und Monochromaufnahmen erfüllen ihre Funktion, wir fragen uns aber, ob tatsächlich zusätzliche Sensoren dafür notwendig sind. Viele andere Smartphones schaffen das nämlich auch ohne zusätzliche Kameras ganz gut. Es sieht fast so aus, als hätte Oppo die Kameras nur verbaut, um sich von anderen Geräten in dieser Preisklasse abzuheben.
Zu guter Letzt verfügt das Reno 4 Pro über eine Ultraweitwinkelkamera mit 8 MP 1/4-Zoll-Sensor und f2/,2-Blende – damit lassen sich bei Tag ganz ordentliche Fotos machen. Bei Nacht gehen aber einige Details verloren. Glücklicherweise lassen sich dank des fortschrittlichen Stacking-Features auch bei Nacht brauchbare Ergebnisse erzielen.
Bei Nacht ist die Ultraweitwinkelkamera nicht meine erste Wahl. Die Weitwinkelkamera macht realitätsgetreue Aufnahmen, doch die Standardkamera macht im Dunkeln wirklich beeindruckende Fotos. Die Ergebnisse lassen sich mit denen von Huawei aus den letzten Jahren vergleichen – jetzt lassen sich also auch mit einem Mittelklasse-Gerät großartige Nachtaufnahmen knipsen. Die Fotos der Weitwinkelkamera sind gut, aber etwas zu weichgezeichnet.
Hier zwei Fotos, die mit der Standardkamera im Nachtmodus aufgenommen wurden – mit dem bloßen Auge konnte ich all diese Details gar nicht erkennen!
Würde dieses Smartphone mehr als 900 US-Dollar kosten, würde ich es als eher unterdurchschnittlich einstufen, doch in dieser Preisklasse übertrifft es jede Konkurrenz. Im Vergleich mit teureren Geräten lassen die Low-Light-Fotos etwas zu wünschen übrig, doch für ein Mittelklasse-Smartphone fallen die Ergebnisse überdurchschnittlich aus. Fotos und Porträtaufnahmen sehen bei Tag hervorragend aus und die Videofeatures liegen ebenfalls über dem Durchschnitt dieser Preisklasse.
Selfies
Die Selfiekamera ist ziemlich gut, tut sich im Dunkeln aber etwas schwer. Der Beautymodus sieht auf niedriger Stufe ziemlich natürlich aus – auf den Fotos sehe ich damit richtig ausgeschlafen aus!
ColorOS 7.2 basiert auf Android 10 – die Benutzeroberfläche reagiert schnell und fühlt sich insgesamt flüssig an, und das trotz der durchschnittlichen Hardware. Zwar sind auch bei Oppo eine Reihe von Apps vorinstalliert, doch das Nutzererlebnis kommt Stock-Android ziemlich nahe.
„Fast Charging“ ist eine Untertreibung
Oppo hat vor kurzem eine 125 W Fast-Charging-Technologie angekündigt – wenn sie hält, was sie verspricht, dürfte sie ziemlich schnell sein. Doch selbst die aktuelle Fast-Charging-Technologie mit 65 W ist blitzschnell.
In meinem Praxistest lädt das Reno 4 Pro den Akku in nur 10 Minuten von 15 auf 53 % auf.
Selbst ohne Fast Charging bietet der 4000 mAh Akku des Reno 4 Pro ganztägige Akkulaufzeit, zumindest für Durchschnittsnutzer. Und falls ihr einmal vergessen solltet, das Smartphone über Nacht aufzuladen, ist das dank der Fast-Charging-Technologie überhaupt kein Problem.
Hier sind meine Accubattery-Statistiken nach einer Woche – wie ihr sehen könnt, bietet das Reno 4 Pro auch bei Dauernutzung ganztägige Akkulaufzeit.
Das Oppo Reno 4 Pro ist in Deutschland noch nicht offiziell erhältlich, bei CECT SHOP könnt ihr es aktuell für 479 Euro bestellen – in den USA kostet es 470 USD. Das Reno 4 Pro bietet unserer Meinung nach ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
*Wir haben das globale Modell getestet – nicht das Gerät für den deutschen Markt –, weshalb es keine 5G-Unterstützung gab. Das ist aber auch der einzige Unterschied zwischen den beiden Modellen.