Gaia-X ist ein Projekt, mit dem deutsche und französische Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit weiteren Partnern eine europäische Daten-Cloud der nächsten Generation schaffen wollen. Doch was steckt genau dahinter? Das sehen wir uns im Portrait an.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat das Projekt Gaia-X in Stellvertretung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erstmalig beim Digital-Gipfel im Oktober 2019 vorgestellt.
Das Projekt soll einen offenen, digitalen Datenraum für Europa schaffen. Konkret lautet das Ziel, sich unabhängig von US-amerikanischen Riesen wie Amazon, Microsoft und Google zu machen.
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Daten sollen nämlich sicher und vertrauensvoll verfügbar sein und innerhalb von Europa zusammengeführt und geteilt werden können, ohne dass US-amerikanische Unternehmen beteiligt sind.
Gaia-X: Ein sicherer europäischer Raum für die Datenspeicherung- und verarbeitung
Karliczek bezeichnete Gaia-X auf dem Digital-Gipfel in Dortmund als „eines der wichtigsten Digital-Projekte, um die Spitzenposition der deutschen und europäischen Wirtschaft international zu verteidigen“.
Es sei dringend notwendig, einen „sicheren europäischen Raum für die Datenspeicherung und -verarbeitung“ zu schaffen. „Denn die Macht über die Daten in Europa soll nicht mehr in den Händen einiger weniger internationaler Konzerne liegen.“
Bislang ist die Europäische Union abhängig davon, sensible Daten bei US-amerikanischen Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud zu speichern. Das Handelsblatt hat dazu eine anschauliche Grafik erstellt.
Damit Unternehmen aus Europa aber weltweit wettbewerbsfähig sein können, ist eine offene, digitale Datenplattform notwendig. Und diese soll Gaia-X schaffen.
Gaia-X: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie spricht Einladung zur Mitarbeit aus
Das System ist laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von Offenheit und Transparenz geprägt. Es basiert auf auf einem Open-Source-Ansatz, an dem im Jahr 2020 bereits mehr als 300 Organisationen aus verschiedenen Ländern beteiligt sind.
Gaia-X ist aber vor allem auch für „neue europäische Interessierte offen“, um es gemeinsam weiterzuentwickeln und aufzubauen. Das BMWi lädt auch Marktteilnehmer außerhalb von Europa dazu ein, mitzuwirken – vorausgesetzt, sie teilen die gesteckten Ziele der Datensouveränität und Datenverfügbarkeit.
So funktioniert Gaia-X
Doch wie funktioniert Gaia-X nun konkret? Zuallererst soll das Projekt laut BMWi die technischen Voraussetzungen für Anbieter von Rechenzentren, Cloud-Lösungen, High Performance Computing (HPC) und sektorspezifischen Cloud– und Edge-Systemen stellen, damit diese sich aufeinander abstimmen können.
Das Konzept richtet sich dabei nach den Prinzipien von Security by Design und Privacy by Design, um „höchste Sicherheitsanforderungen und den Schutz der Privatsphäre“ zu gewährleisten.
Zusätzlich sollen durch Gaia-X souveräne nutzerfreundliche Daten-Services entwickelt werden, welche die Identität von Datenquelle und Datenempfänger gewährleisten. Diese Services sollen auch vertrauenswürdige Zugriffs- und Nutzungsrechte sicherstellen.
Und auch auf die folgenden Bereiche konzentriert sich das Projekt laut BMWi:
- Integration von bestehenden Standards, um die Interoperabilität und Portabilität zwischen Infrastruktur, Anwendungen und Daten sicherzustellen
- Einführung von Compliance Regeln sowie von Zertifizierungs- und Akkreditierungsangeboten
- Bereitstellung von Open-Source-Software und Standards, um Anbieter bei der Migration in eine sichere, föderierte und interoperable Infrastruktur zu unterstützen.
Gaia-X stellt keine Konkurrenz zu US-amerikanischen Clouds dar
Der neue Datenraum soll allerdings keine Konkurrenz zu US-amerikanischen Clouds darstellen. Gaia-X möchte vielmehr eine Ergänzung sein, um Europa wieder mehr Freiheit und Souveränität zu verschaffen.
Laut Karliczek werde Europa „damit die Souveränität über die sichere wirtschaftliche Nutzung von Daten durch den Aufbau eigener Strukturen auf Cloud-Servern gewinnen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Unternehmen stärker bereit sein werden, die Chancen der Digitalisierung voll zu nutzen.“
Denn nur wer sicher sei, dass er selbst vollständig bestimmen kann, wie seine Daten verwendet werden, werde auch bereit sein, diese in Clouds zu speichern und sie mit anderen zu teilen.
Das bedeutet, dass Gaia-X auch Datenhoheit für jeden Anwender gewährleisten will. Jeder Nutzer soll selbst entscheiden können, wo er seine Daten speichert und wer sie zu welchem Zweck einsehen und verarbeiten darf.
Deutschland und Frankreich führen das Projekt an
Der deutsche und französische Staat nehmen bei der Projektentwicklung eine führende Rolle ein. Sie verfolgen ein gemeinsames gesamtwirtschaftliches Interesse nach Sicherheit und Souveränität. Schließlich wollen sie innovativ und wettbewerbsfähig sein – und das auch bleiben.
Deutschland und Frankreich treten also sozusagen als Regulierer und Anwender auf und stellen die Weichen für Gaia-X.
Um das neue System nun auch in feste Strukturen zu bringen, haben die beiden Staaten bereits damit begonnen, eine Internationale Vereinigung nach belgischem Recht aufzubauen – und zwar ohne die Absicht, Gewinn zu erzielen. Diese Vereinigung soll künftig weitere technische Lösungen und Regelwerke erarbeiten.
Bis Anwender von einem US-amerikanischen Cloud-Anbieter zu Gaia-X wechseln können, soll es aber noch bis Anfang 2021 dauern. Dann soll eine prototypische Implementierung der ersten Dienste erfolgen.
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