In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Kula.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Kula aus Berlin.
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Wer steckt hinter Kula?
Die weltweite Jahresproduktion von Laufschuhen verbraucht allein soviel CO2 wie das gesamte Land Spanien in einem Jahr. Kula aus Berlin hat sich deshalb auf Sneaker und Laufschuhe aus nachhaltiger Produktion spezialisiert, die diese CO2-Belastung deutlich reduzieren.
Hinter Kula steckt Gründer Stefan Hassels. Sein Grundgedanke war: Je mehr Menschen auf nachhaltige Produkte umsteigen, desto „Kula“ bleibt auch die Erde. So entstand die Idee für ein Community- und Online-Shop-Format für ausschließlich nachhaltige Sneaker und Laufschuhe.
Kula will damit nicht nur nachhaltigen Brands mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, sondern noch dazu den übermächtigen und weniger nachhaltigen Sneaker-Marken Paroli bieten.
Der Name „Kula“ hat im übrigen viele Bedeutungen. Zum einen geht es darum, dass Menschen mit nachhaltigen Sneakern viel „Kula“ sind, als die, die noch herkömmliche Sneaker tragen.
Zum anderen heißt „Kula“ auf Kisuaheli „Essen“. Mit jedem verkauften Sneaker-Paar fördert das Unternehmen sein Projekt mit Kipepeo in Nairobi, das dabei unterstützt, eine Schuhproduktion aufzubauen, um für die dort lebenden Familien eine gute und dauerhafte Existenzgrundlage zu schaffen.
Am 8. September 2020 startete Kula eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext.com. Dort können Sneaker-Begeisterte das Unternehmen unterstützen und sich nachhaltige Sneaker bis zu 30 Prozent günstiger sichern. Karmapunkte gibt es durch den besseren CO2-Fußabdruck natürlich kostenlos dazu.
Bis zum 8. Oktober 2020 will das Start-up so 24.730 Euro sammeln. Mit der Summe plant das Unternehmen, die Sneaker-Auswahl für die Frühjahrssaison 2021 zusammenzustellen sowie die Kula.people-Community und die Kula.brands-Familie weiter auszubauen.
In der zweiten Funding-Runde sind 43.650 Euro geplant, damit sollen die Kula.popups in Großstädten entstehen.
Was macht Kula?
Hinter Kula verbirgt sich eine Plattform rein für nachhaltige Sneaker und Laufschuhe, ein Webshop und künftig auch Pop-up-Stores in verschiedenen Großstädten.
Kunden können sich so virtuell und physisch vor Ort informieren, austauschen und natürlich Schuhe kaufen. Die Modellvielfalt reicht dabei vom zeitlosen skandinavischen Sneaker über Retromodelle bis hin zu veganen Design-Klassikern.
Kula achtet bei der Auswahl der Brands auf eine ressourcenschonende Produktion, nachhaltige Materialien und fair bezahlte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Manufakturen.
Ein weiterer Vorteil laut es Unternehmens: Dafür, dass die Hersteller viel mehr Aufwand in der Produktion betreiben müssen, ist der Aufschlag gegenüber herkömmlichen Sneakern gering bis gar nicht vorhanden.
Dazu kommt, dass sie gerade im Rahmen der Kampagne zeitlich limitiert bis zu 30 Prozent günstiger als regulär angeboten werden können. Der Umstieg auf die nachhaltigen Treter schont also zusätzlich den Geldbeutel.
Was macht Kula so besonders?
Kula rückt die Liebe zum Sneaker in den Vordergrund.
Mit der Mission „We bring the best sustainable brands together, to help people to follow the sustainable path“ verfolgt das Start-up das Ziel, dass irgendwann Menschen vor den Kula Stores anstatt for Snipes oder Footlocker Schlange stehen, um die neuesten nachhaltigen Sneaker zu ergattern.
Und laut Kula lohnt sich das, da man mit dem Kauf eines Sneakers nicht nur ein großes modisches Statement setzt, sondern auch für mehr Umweltschutz, mehr Nachhaltigkeit sowie eine faire Produktion und einen fairen Handel steht.
Denn mit dem Logo auf dem Sneaker macht der oder die Trägerin deutlich, dass er oder sie sich für das Wohlergehen des Planeten interessiert und auch einsetzt.
Das Unternehmen achtet daher auch intern darauf, dass von der Lieferkette, den Herstellern bis zum Shop und zukünftig den Stores alles bestmöglich nachhaltig ist. Das Start-up setzt dabei auf Ökostrom, Shopping-Plattformen wie Shopify, die sich für kleinere Händler engagieren und versendet mit Go Green oder Fairsenden.
On top unterstützen das junge Unternehmen und die Hersteller mit dem Verkauf der Sneaker spannende soziale Projekte, die sich für die Aufforstung von Wäldern oder saubere Ozeane einsetzen.
Gibt es Kritikpunkte?
Es gibt bereits einige Plattformen und Stores, die nachhaltige Produkte anbieten. Allerdings rückt dort der Sneaker an sich eher in den Hintergrund. Und das, obwohl Sneaker wie kaum ein anderes Modeprodukt gehyped werden.
Deshalb will die Plattform mit ihrem besonderen Fokus es jedem Kunden leicht machen, schöne nachhaltige Sneaker und damit auch Alternativen zu Adidas, Nike und Co. zu finden. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die Unterstützung entsprechender Projekte.
Die Frage, die sich mir allerdings stellt, ist, wie der Preisaufschlag bei nachhaltigen Sneakern im Vergleich zu Sneakern gängiger Marken kaum bis gar nicht vorhanden sein kann.
Die Produktion ist hier schließlich deutlich aufwändiger. Das müsste sich also auch im Preis widerspiegeln. Erklärt wird das seitens Kula leider nicht.
Das junge Unternehmen selbst steht noch ganz am Anfang und ist allein deshalb auf den Erfolg der Crowdfunding-Kampagne angewiesen. Leider war trotz sehr positiver Resonanz von Kunden, Herstellern und Medien die Bereitschaft nicht so groß wie erwartet.
Deshalb hat Kula das Funding-Ziel der ersten Runde auf 10.300 Euro senken müssen.
Auf diese Weise können trotzdem alle Sneaker problemlos ausgeliefert werden. Allerdings liegt das zweite Funding-Ziel, also die Kula.pop-Stores, erst einmal auf Eis. Die Hoffnung haben Hassels und sein Team aber natürlich nicht aufgegeben und arbeiten weiter daran, Kula bekannt zu machen.
Fazit
Zugegeben: Ob das Start-up langfristig erfolgreich wird, steht noch in den Sternen. Allerdings ist der generelle Hype um Sneaker nicht zu unterschätzen. Warum also nicht diesen mit dem Trend zu nachhaltiger Fair Fashion kombinieren? Die Daumen sind also gedrückt, dass sich Kula auch weiterhin hält.
Den letzten Skeptiker – der Sneaker noch dazu eher als modisches Statement sieht – überzeugt am Ende vielleicht auch noch die Tatsache, dass er, um den CO2-Ausstoß bei der Produktion auszugleichen, rund 160 Kilometer joggen müsste.
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