Der Werberat spielt sich groß auf. Doch scheinbar sind seine Rügen nur eine Farce. In Oberbayern lässt ein Heizungsbauer ein sexistisches Großflächen-Plakat immer wieder aufhängen – und das seit fünf Jahren. Was sagt das über den Werberat und uns Menschen aus? Ein Kommentar.
Der deutsche Werberat kann offenbar rügen, wie er will. Am Ende hat das alles nichts zu bedeuten. Das scheint zumindest für die Firma Brunner Haustechnik aus dem niederbayerischen Massing zu gelten.
Deren Inhaber Thomas Brunner hängt nämlich seit fünf Jahren immer wieder ein Großflächen-Plakat auf, das vom Werberat 2016 als „sexistisch und Frauen diskriminierend“ gerügt wurde. Der Bayerische Rundfunk berichtet darüber.
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Konkret geht es um ein Plakat, auf dem eine leicht bekleidete Frau und ein diskriminierender Spruch zu sehen sind. „Beides heiße Geräte … eine geht mit Ihnen shoppen … eine spart Geld und ist effizient“, heißt es genau. Und damit will die Firma Brunner im Jahr 2020 ernsthaft für Heizkörper werben.
Der Werberat und seine Rügen sind nichts wert
Der Werberat und seine Rügen sind zumindest in diesem Fall also nichts wert. Vor allem, weil Thomas Brunner auch sagt, dass das Feedback zu seinen Plakaten bislang „fast nur positiv“ gewesen sei und er die Aufregung deshalb gar nicht verstehen könne.
Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunk redete der Werberat sich auch nur heraus. Brunner Haustechnik gehöre zu den seltenen Fällen von Unternehmen, die sich außerhalb seiner gesetzten Regeln bewegen.
Brunner wollte laut eigener Aussage auch niemals eine Sexismus-Debatte anregen, sondern nur eine „Hammer Werbung“ haben und das Thema Biomasse-Heizung interessanter machen. Und dass Sex sich gut verkaufe, sei eben so.
Wie tief darf die Messlatte für Werbung noch hängen?
Dass der Werberat an dieser Stelle versagt hat, dürfte klar sein. Vielleicht sollten wir uns aber auch viel eher fragen, warum wir ihn (hier) überhaupt benötigen. Warum verkauft sich Sex so gut, dass wir die Messlatte für Werbung so tief hängen?
Im Grunde liegt das Problem nämlich ganz woanders – und zwar bei den Menschen selbst. Bei denjenigen, die sich von solch einer Werbung angesprochen fühlen – aus welchen psychologischen Gründen auch immer.
In einer besseren Welt würden solche sexistischen Plakate überhaupt nicht zünden. Sex verkauft sich gut, weil es genug Menschen gibt, die Befriedigung im Privatleben nicht finden und deshalb auf anderem Weg suchen. Das hat weitergedacht viel mit Selbstliebe und Selbstwert zu tun.
Und solange diese Werte nicht verankert sind, werden triviale Werbeplakate auch ihren Sinn und Zweck erfüllen, weil sie die unbefriedigten Urtriebe der Menschen ansprechen.
Das Plakat von Brunner jedenfalls soll bald geändert werden – allerdings nicht wegen der Rüge, sondern weil laut dem Unternehmen nach fünf Jahren Plakatieren fast keine Exemplare mehr übrig sind.
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