Wie erlebst du eigentlich den Corona-Urlaub? Für die meisten ist er sicherlich gleichzeitig merkwürdig und ungewohnt. Hotelierexpertin Valerie Wagner hatte nicht nur eins, sondern gleich zwei Urlaubserfahrungen der anderen Art, einmal in Österreich, einmal in Deutschland. Die Erlebnisse hätten unterschiedlicher nicht sein können. Für sie ist aber klar: Auf einen solchen Urlaub kann sie verzichten.
Seit wir vor einigen Jahren mal mit dem Auto nach Spanien in eine Ferienwohnung gereist waren, hatten wir dem Urlaub mit dem Auto abgeschworen. Einmal im Jahr ging es für uns mit dem Flieger in den Sommerurlaub auf eine Insel oder wahlweise zu Freunden in die Hauptstadt oder nach England.
Dieses Jahr brachen wir den Schwur gegen den Autourlaub und sind zuerst nach Österreich und danach ins Allgäu zum Wandern gefahren. Wie sich zeigte: Gegensätzlicher hätten die Erfahrungen nicht sein können.
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Ein Urlaub „ohne“ Corona in Österreich
Nach Flachau im Salzburger Land reist man vorzugsweise im Winter. Dementsprechend war unser Hotel bei der Ankunft nur schwach belegt. Seit wenigen Wochen war die Maskenpflicht in Österreich abgeschafft worden. Wir konnten uns daher sehr frei, ohne Mund-Nasen-Bedeckung bewegen.
Am Empfang wurden wir durch eine Plexiglasscheibe begrüßt. Den Wellnessbereich konnten wir stundenweise buchen und hätten ihn exklusiv für uns alleine gehabt. Dieses Angebot haben wir aufgrund des tollen Wetters und des Virus nicht in Anspruch genommen.
Im Restaurant trugen die Kellner eine Maske, ebenfalls aus Plexiglas oder ein Face Shield. Im Gegensatz zur Maske aus Stoff konnten wir die Mimik und das Lächeln sehen.
Wir durften uns frei am Buffet bedienen. Einzige Vorschrift: Hände desinfizieren.
Es fühlte sich an wie ein Urlaub vor der Pandemie. Kaum Einschränkungen und dennoch diese mahnende Stimme, die zum Abstand halten rief – zumindest bei mir. Bei den anderen Gästen und Kindern schien es keine Pandemie zu geben. Kinder bedienten sich schon mal mit der Hand an der Wurst.
Am zweiten Abend schien das Hotel voller zu sein. Alle Tische waren zum Abendessen belegt. Abstandregelungen zwischen den Tischen gab es nicht.
Da ich es aus Deutschland anders kannte, das Virus immer noch vorhanden ist und sich gerade nach den Ferien wieder verbreitet, empfand ich dieses „Freiheitsgefühl“ als trügerisch. Ich konnte es nicht vollständig genießen und hätte mir in der ein oder anderen Situation eine Maske und strengere Abstandsregeln gewünscht.
Kontrastprogramm Allgäu mit AHA-Effekt
Nach vier Tagen in Österreich ging es ins Allgäu nach Oberstdorf. Dort hatten wir das südlichste Hotel Deutschlands gebucht.
Das Kontrastprogramm erwartete uns schon vor der Eingangstür: Maskenpflicht in allen öffentlichen Bereichen des Hotels. Auf einer Tafel standen die Maßnahmen, die wir zu befolgen hatten. Für kurze Zeit war das Urlaubs-Feeling vorüber. Zu hart war der Unterschied zwischen Österreich und Deutschland und wir waren wieder in der Realität angekommen. Corona ist noch nicht vorbei!
Doch zum Glück hatten wir vor zu wandern. Und draußen, wie auch auf unserem Zimmer durften wir die Maske ablegen.
Beim Abendessen wurden wir zu unserem Tisch begleitet, der die kommenden Tage fest für uns reserviert war. Die Getränke waren schnell serviert und am ersten Abend entschieden wir uns für das Buffet.
Anders als in Österreich durften wir uns nicht selbst bedienen und auch nur in Begleitung eines Kellners und unserer Mund-Nasen-Bedeckung den Tisch verlassen und zum Buffet gehen. Am Buffet wurden uns verschiedene Vorspeisen und Salate nach Wahl geschöpft. Auch beim Hauptgang und Dessert gab es wieder Begleitung.
Einerseits entschleunigt dieses Vorgehen das Abendessen und den ganzen Ablauf. Auf der anderen Seite fühlte ich mich, zumindest am ersten Abend, eingeschränkt. Denn das bin ich von Buffets nicht gewohnt und das ist eigentlich auch nicht der Sinn und Zweck von Buffets.
Das Frühstücksbuffet lief ähnlich ab. Am Tisch wurde die Bestellung für Eierspeisen aufgenommen und nach Kaffee oder Tee gefragt.
Die Hotelinhaberin erzählte mir, dass sie erst vor ein paar Tagen das Frühstücksbuffet für 15 Minuten schließen musste, weil sich Gäste und Personal gestritten hatten. Und das alles nur, weil ein Gast länger auf seinen Kaffee warten musste, als ein anderer.
Die Einschränkungen beeinflussen das Urlaubsgefühl und manch einer kommt damit nicht sehr gut zurecht. Die einfachste Möglichkeit ist es, seinen Unmut am Hotelpersonal auszulassen.
Doch die Hoteliers sind die Leidtragenden in dieser Pandemie. Neben den großen Umsatzverlusten (und teilweise Insolvenzen) müssen sie nun die Maßnahmen umsetzen. Das allein wäre nicht tragisch. Doch die Verordnung bei den Gästen durchzusetzen, ist das eigentliche Problem, wie das „Kaffeegate“ zeigt.
Fazit – Corona-Urlaub ist möglich, aber…
Uns war von Anfang an klar, dass unser „Corona-Urlaub“ dieses Mal anders sein würde. Wir waren schon immer Aktivurlauber und betätigen uns meistens sportlich mit Wandern, Radfahren oder Schwimmen.
Deshalb haben uns die Einschränkungen nicht so stark betroffen, wie vielleicht Reisende, die am Strand in Quadraten liegen müssen. Der Buffetablauf – zumindest im Allgäu – hat den Urlaub entschleunigt und der Futterneid war nicht all zu groß.
Dennoch werden wir vorerst nicht mehr in den Urlaub fahren, sondern lieber unsere Region vor der Haustür erkunden.
Zum Weiterlesen
Irgendwie wirken diese Berichte über und Aufforderungen zu Urlaub in Deutschland auf mich seltsam. Wir sind noch nie regelmäßig in den Urlaub gefahren resp. geflogen. Anstatt jedes Jahr im Ausland Urlaub zu machen, haben wir unser Geld lieber in ein Eigenheim gesteckt. Dieses inzwischen bezahlte Eigenheim wird in Kürze eine tragende Säule unserer Rente. Die Entwicklung der Rente war nämlich schon vor Jahrzehnten abzusehen. Diese Investitionen haben es natürlich verhindert, dass wir jedes Jahr Urlaub machen konnten. Im Schnitt haben wir etwa alle 4 bis 5 Jahre mal Urlaub im europäischen Ausland gemacht. Das heisst, urlaubsmäßig vermissen wir in der Corona-Zeit eigenlich Nichts. Es geht weiter wie immer. Zur Zeit eben ohne Urlaub. Für uns ändert sich kaum etwas.