Wie bekommt man Radfahrer dazu freiwillig Fahrradhelme zu tragen? Indem man Helme vertreibt, die nicht nur sicher, sondern auch noch schick und sexy sind. Genau mit diesem Konzept hat das US-Start-up „Thousand“ einen Nerv getroffen. Die Retro-Helme verkaufen sich wie warme Semmeln und sind so beliebt, dass das Unternehmen sie mittlerweile auch in Europa verkauft.
Warum trägst du einen Fahrradhelm? Weil es sicherer ist? Wahrscheinlich. Weil du deinen Kindern ein Vorbild sein möchtest? Möglich. Doch weil es sexy aussieht? Definitiv nicht! Genau hier liegt das Problem, findet Gloria Hwang.
Helmpflicht führt zu weniger Radfahrern
Die Kalifornierin war schon immer begeisterte Radfahrerin. Doch einen Helm trug sie so gut wie nie. Zu umständlich. Zu unpraktisch. Zu futuristisch im Design. Da ihr aber gleichzeitig durch den tödlichen Fahrradunfall eines Freundes klar war, dass man sich ohne Helm schlimme Verletzungen zuziehen kann, fuhr sie immer seltener Rad.
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„Die Tatsache, dass ich mich mit dem Helm so unwohl gefühlt habe, mir aber klar war, dass ich ihn tragen sollte, hat im Endeffekt dazu geführt, dass ich immer seltener mit dem Fahrrad unterwegs war“, erzählt sie im Gespräch mit Mobility Mag.
So wie ihr geht es vielen, vermutet sie. Daher glaubt sie auch nicht, dass eine Helmpflicht zielführend sei. „Helme verpflichtend zu machen, führt nicht dazu, dass mehr Leute mit Helmen unterwegs sind. Studien haben vielmehr gezeigt, dass dann Menschen seltener Rad fahren.“
Das gelte insbesondere in den USA, wo Radfahren eher als Freizeitsport gesehen wird. Um mehr Menschen mit Helm aufs nachhaltigere Fahrrad zu bringen, wählte Gloria daher einen anderen Ansatz. Sie begann an einem neuartigen Helm-Design zu arbeiteten und gründete das Start-up „Thousand“.
Thousand: Emotionaler Bezug zum Helm
Der Name steht für das Ziel des Unternehmens, tausend Leben durch die eigenen Helme zu retten. Das dürfte um ein Vielfaches gelungen sein. Zumindest hat Thousand dafür gesorgt, dass bereits mehr als 100.000 Menschen einen von Glorias Helmen tragen.
Und wer die Kommentare auf der Website liest, merkt schnell: Die Menschen kaufen die Helme vor allem, weil sie sie schick finden. Tatsächlich scheint das Retro-Design der Helme einen Zeitgeist getroffen zu haben.
„Die Inspiration kam von Helmen, die wir allgemeinhin als stylisch empfinden. Das sind vor allem die älteren Motorradhelme aus den 19050er und 1960er Jahren“, verrät Gloria.
Auch die Farbpalette, von Türkis bis Gold signalisiert: Die Helme von Thousand sind eher ein Mode-Accessoire als ein Sicherheitsfeature. Selbstverständlich erfüllen sie aber auch die erforderlichen Sicherheitsstandards. Durch die Kombination aus Stil und Schutz haben ihre Kunden einen emotionalen Bezug zu den Helmen, berichtet Gloria.
Neben dem ansprechenden Look haben die Helme aber noch ein paar clevere Features.
Helm am Fahrrad abschließen
Dazu gehört der magnetische Verschluss, der das Auf- und Absetzen einfacher macht. Gleichzeitig haben die Helme einen kleinen Schutzschirm wie bei einer Kappe, der den Einfall von grellem Licht reduziert und somit für bessere Sichtbarkeit sorgt. Eine Lampe am Helm sorgt zudem für bessere Sicht bei Nacht und Regenwetter.
Insbesondere das Sicherheitsschloss sticht aber hervor. Damit kannst du den Helm mit Diebstahlschutz am Fahrrad abschließen. Der große Vorteil: Du musst den lästigen Helm nicht mehr mit dir herumschleppen. Gleichzeitig scheint der schicke Helm am Rad nicht besonders viele Diebe anzulocken. Thousand ersetzt in dem Fall den Helm. Das sei aber bislang weniger als ein Dutzend Mal vorgekommen, versichert die Gründerin.
Interessanterweise sind es aber nicht nur Fahrradfahrer, die die Helme kaufen. Mehr als 50 Prozent der Verkäufe gehen mittlerweile an E-Scooter-Fahrer und Skateboarder. Angesichts der bedenklichen Unfallzahlen von E-Scooter-Fahrern in den USA ist das ein gutes Zeichen.
Dabei hat Gloria nie mit so viel Erfolg gerechnet. Als sie ihr Unternehmen 2015 über Kickstarter launchte, hatte sie daneben noch einen Vollzeit-Job. Thousand war eher ein Nebenprojekt. Das zeigte sich schließlich so erfolgreich, dass sie mittlerweile ihren alten Job an den Nagel gehängt hat.
Schnell war auch klar: Eine sehr große Resonanz kam für Thousand aus Europa. Deutschland gehört hier mittlerweile zu den größten ausländischen Märkten des Start-ups. In Deutschland kosten die Helme 97,38 Euro.
Neben Helmen vertreibt Thousand mittlerweile auch andere Gadgets für urbane Mobilisten, wie etwa Handschuhe, Fahrradklingeln (viele Fahrräder in den USA haben keine Klingel) und Sticker.
Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell
Es sind aber nicht unbedingt die reinen Verkaufszahlen, die Gloria antreiben. Vielmehr war Thousand für sie von Anfang an auch ein Herzensprojekt, nicht nur um Leben zu retten, sondern auch, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.
„Abgesehen von Corona ist der Klimawandel das dringendste Problem, das die Menschheit lösen muss“, sagt sie. Daher reicht es ihr auch nicht aus, mit ihren Helmen mehr Menschen zum Radfahren zu bringen.
So folgt das Start-up dem Motto „110 Prozent“ . Das bedeutet, dass das Unternehmen sich dazu verpflichtet hat, 110 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen auszugleichen und damit klimapositiv zu sein. Gleichzeitig ist Thousand schon seit der Gründung Teil der Bewegung 1% For The Planet, einer Mission, bei der Unternehmen ein Prozent ihres Bruttoumsatzes an Umweltorganisationen spenden.
„Das haben wir schon gemacht, bevor wir überhaupt schwarze Zahlen geschrieben haben“, berichtet Gloria. Will heißen: Nachhaltigkeit war von Anfang an ein wichtiges Anliegen für Thousand.
Auch beim Produkt selbst achtet Thousand auf Nachhaltigkeit. Die Helm-Riemen beispielsweise sind aus veganem Material und das Start-up achtet genau auf seine Zulieferer und sucht hier nach der nachhaltigsten Lösung. Bei der Verpackung hat das Unternehmen mittlerweile eine Methode gefunden, um das Material um 50 Prozent zu reduzieren.
Das scheint aber nur der Anfang zu sein. Gloria Hwang möchte am liebsten dazu beitragen, dass Menschen in den USA nachhaltiger unterwegs sind. Niederländische Verhältnisse wären dabei der Traum. Doch realistisch gesehen wünscht sie sich in erster Linie eine bessere Infrastruktur und mehr Platz für Radfahrer.
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