Wer E-Bike fährt, ist faul, unsportlich und verschmutzt die Umwelt. E-Bike-Fahrer müssen sich so Einiges anhören, wenn sie mit Motorunterstützung unterwegs sind. Wir zeigen dir, wie du auf die häufigsten Vorurteile gegen E-Bikes kontern kannst.
Egal, was du tust, es wird immer Hater geben. Das ist vielleicht eine zynische, aber auch realistische Erkenntnis. Das heißt natürlich nicht, dass du dein eigenes Verhalten nicht hin und wieder auch kritisch hinterfragen solltest. Doch oftmals entsteht Kritik aus Unwissen oder weil etwas einfach neu und anders ist – und das gefällt nicht jedem.
Als E-Bike-Fahrer bekommt man das sehr häufig zu spüren. Wir nehmen uns daher mal die häufigsten Vorurteile gegen E-Bikes vor, schauen, inwiefern sie überhaupt zutreffen – und zeigen dir, wie du auf die Vorwürfe reagieren kannst.
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E-Bike-Fahrer sind faul
Das ist eins der Vorurteile gegen E-Bikes, das sich extrem hartnäckig hält. Vielleicht liegt es daran, dass sich so mancher missgünstiger Wanderer oder Radfahrer dann einfach besser fühlt, wenn er sagen kann: „Ich habe mehr gemacht als du.“
Schön für dich – und ein großes Lob an alle, die ihren inneren Schweinehund überwinden, regelmäßig Sport machen und fit bleiben.
Doch das gibt eigentlich niemandem das Recht, andere Menschen zu verurteilen, nur weil sie einen anderen Sport gewählt haben oder angeblich nicht so viel für ihre Muskeln tun wie man selbst. Die persönliche Fitness ist doch kein Wettbewerb!
Zumal es in diesem Fall auch nicht stimmt.
Natürlich wendet man weniger Muskelkraft auf, wenn eine Motorunterstützung hilft. Doch Studien haben gezeigt: E-Bike-Fahrer sind öfter auf ihrem Zweirad unterwegs als Radfahrer und fahren meist längere Strecken.
Für viele ist es eine größere Überwindung aufs Fahrrad zu steigen als aufs E-Bike. Das kann man verurteilen. Man kann aber auch einfach anerkennen, dass jemand mit dem E-Bike statt mit dem Bus oder dem Auto unterwegs war.
Möglicher Konter: „Es ist wirklich bewundernswert, dass du zweimal die Woche 50 Kilometer mit dem Rad fährst. Ich bleibe einfach bei meiner täglichen Pendelstrecke von zwanzig Kilometern.“
E-Bikes sind nur für Senioren
Dieser Vorwurf ist eigentlich sowohl eine Beleidigung für E-Bikes als auch für Senioren. Als ob eine Motorunterstützung etwas sei, für das man sich schämen sollte und nur dann zu entschuldigen sei, wenn man ein gewisses Alter habe.
Es stimmt zwar, dass es anfangs überwiegend ältere Menschen waren, die mit E-Bikes unterwegs waren. Doch das ist eigentlich eher erstaunlich und bewundernswert. Denn selten werden Trends von der älteren Generation losgetreten.
In dem Fall liegt es natürlich auch daran, dass man häufig mit dem Alter nicht mehr ganz so mobil ist und Pedelecs im Vergleich zum Fahrrad ohne Antrieb die Fortbewegung erleichtern.
Doch es gibt viele gute Gründe, warum auch ein jüngerer Mensch ein E-Bike bevorzugt.
Als Pendler kommt man damit nicht verschwitzt bei der Arbeit an.
Einkäufe lassen sich einfacher transportieren.
Man will sich nicht schon auf den Weg zum Fitnessstudio auspowern.
Nicht jeder Mensch in einer bergigen Region will für die Tour de France trainieren.
Ja, es mag es vielleicht sein, dass Senioren vor dem Rest der Bevölkerung erkannt haben, wie praktisch E-Bikes sind. Doch erstens ist es doch eigentlich lobenswert, wenn ältere Menschen sich dadurch mehr und freier bewegen können und zweitens: Wer sagt eigentlich, dass wir von Senioren nichts lernen dürfen?
Das wäre ja so, als würde man sagen: „Nur Männer über 70 dürfen Hüte tragen.“ Oder: „Schrebergärten sind spießig.“
Möglicher Konter: „Wenn jemand etwas tut, das dir gefällt und Spaß bringt, ist das doch eher inspirierend. Und da ist es doch egal, ob die Person über 60 oder unter sechs war, oder?!“
E-Bikes sind schwer
Das stimmt. Teilweise. Hier kommt es etwas auf das Modell an. Viele E-Bike-Hersteller haben Mittel und Wege gefunden, das Gewicht samt Akku auf rund 15 Kilogramm und sogar noch weniger zu reduzieren.
Zugegeben: Wenn du diese 15 Kilo täglich vier Stockwerke hoch und runterschleppen musst, ist das kein Pappenstiel. Aber: Viele Fahrräder wiegen genauso viel.
Möglicher Konter: „Ich spare mir dadurch das Geld fürs Fitnessstudio – und schließlich müssen wir E-Bike-Fahrer ja auch mehr für unsere Muskeln tun, weil wir ja fauler sind.“
E-Bikes haben nicht genug Reichweite
Auch hier kommt es stark auf das Modell, den Akku und die Fahrweise an und natürlich auch darauf, was du für Strecken fährst. Es gibt durchaus E-Bikes, die dich bis zu 100 Kilometer weit bringen.
Im Regelfall fahren die wenigsten Radfahrer im Alltag jedoch mehr als 70 Kilometer pro Tag und das macht fast jeder Akku mit.
Und: Es gibt mittlerweile viele E-Bikes, bei denen du den Akku einfach abmontieren kannst. Damit kann man dann auch ohne Motor fast genauso leicht fahren wie mit einem Fahrrad und hat nie Reichweiten-Probleme.
Wer wirklich lange Touren ohne Lademöglichkeiten fahren möchte, kann das trotzdem auch tun und sich etwa mit einer Solar-Powerbank zum Laden behelfen oder gleich ein E-Bike mit endloser Reichweite nutzen.
Möglicher Konter: „Wenn dein E-Bike nicht genug Reichweite hat, hast du das falsche E-Bike.“
E-Bikes sind teuer
Dies ist eins der Vorurteile gegen E-Bikes, das etwas veraltet ist. Natürlich gibt es sehr teure E-Bikes, für die du zum Teil 5.000 Euro oder sogar mehr zahlst. Doch aufgrund der hohen Nachfrage ist der Markt stark gewachsen und die Preise entwickeln sich so langsam zur Tausend-Euro-Grenze hin.
Das ist natürlich im Vergleich zu einem Fahrrad immer noch sehr teuer, ganz klar.
Auch hier tut sich aber etwas. Wenn du dir kein eigenes E-Bike leisten kannst oder willst, gibt es E-Bike-Sharing. In einigen Orten findest du sogar Initiativen für kostenloses E-Lastenrad-Sharing. Und mit Dance startet bald in Deutschland auch ein erstes Abo-Modell für E-Bikes ab 59 Euro im Monat.
Möglicher Konter: „Ja, ich habe mehr für mein E-Bike gezahlt. Dafür habe ich mir aber mein Auto abschaffen können und spare dadurch sogar Geld.“
E-Bikes sind schlecht fürs Klima
Ganz ehrlich, so gut wie alles, was wir Menschen tun, ist schlecht fürs Klima. Natürlich wäre es nachhaltiger, wenn wir alle nackt und barfuß zu Fuß gehen würden. Auch das kann jeder für sich entscheiden – zumindest den Barfuß-Teil.
Doch das Klimaargument gegen E-Bikes ist schwierig, weil es auf viele verschiedene Faktoren ankommt.
Wenn man allein vom Bau ausgeht, ist natürlich allein die Tatsache, dass E-Bikes Akkus haben schlechter für die Umwelt. Wenn aber im direkten Vergleich das E-Bike in Deutschland entwickelt, gebaut und montiert wird ist das nachhaltiger als wenn ein Fahrrad in China produziert und dann per Containerschiff oder Flugzeug nach Deutschland kommt.
Bei einem Bambusfahrrad aus Portugal sähe das wieder anders aus.
Da hört der Klimavergleich aber natürlich nicht auf. E-Bikes benötigen Strom. Auch der kommt nicht immer zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen.
Gleichzeitig kann man auch argumentieren, dass E-Bike-Fahrer weniger Energie als Radfahrer für die gleiche Strecke benötigen und somit pro Kilometer weniger Nahrungsmittel konsumieren. Wenn der E-Bike-Fahrer dazu noch vegan ist und der Radfahrer viel Fleisch ist, ist der E-Bike-Fahrer umweltfreundlicher unterwegs.
Rechnet man noch dazu, dass E-Bike-Fahrer für mehr Strecken das Auto stehen lassen und dafür in die Pedale treten, ist auch das natürlich besser fürs Klima.
Möglicher Konter: „Ja, mein E-Bike ist vielleicht nicht so nachhaltig. Aber immerhin bin ich die Strecke zum Radweg mit dem Bike gefahren und nicht mit den Rädern auf dem Autodach.“
Vorurteile gegen E-Bikes gelassen sehen
Im Endeffekt ist es am besten, wenn man die Vorurteile gegen E-Bikes gelassen hinnimmt. Oft ist es wirklich Unwissen oder einfach die Angst vor dem Neuen.
Und einige Kritikpunkte kann man sich auch sicherlich zu Herzen nehmen. Sicherlich kann jeder immer etwas mehr tun, egal, ob für die Fitness oder fürs Klima. Vielleicht kannst du ja wirklich öfter mit dem E-Bike fahren als mit dem Auto oder auf einen Ökostrom-Anbieter umstellen.
Letztlich haben sowohl E-Bikes als auch Fahrräder ihre Daseinsberechtigung und es wäre schöner, wenn man weniger gegeneinander hetzen würde.
Mögliches Friedensangebot: „Was hältst du davon, wenn wir diese Woche einen gemeinsamen Ausflug mit dem Fahrrad machen und nächste Woche mit dem E-Bike?“
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