Bekommt Deutschland jetzt einen eigenen Hyperloop? Möglich ist das. Die Technische Universität München arbeitet in einem neuen Großprojekt daran. Erstes Ziel: ein Prototyp in Originalgröße.
Wenn es jemanden gibt, der sich in Sachen Hyperloop in Deutschland gut auskennt, dann ist das das Team Hyperloop der TU München. Schließlich haben sie viermal (heißt: bisher jedes Mal) die Hyperloop-Pod-Competition in Los Angeles gewonnen. Beim letzten Wettbewerb brachte ihr Pod es auf 482 Kilometer pro Stunde.
Dieses Jahr und eventuell auch im kommenden Jahr fällt der Wettbewerb Corona-bedingt aus. Doch bei den Studierenden kommt darum keine Langeweile auf. Im neuen TU München Hyperloop-Projekt (TUM Hyperloop) soll das futuristische Transportmittel nun auch in Deutschland Gestalt aufnehmen.
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Hyperloop könnte schnellen, nachhaltigen Transport bieten
Das hat die Universität vor wenigen Tagen, am 17. Juli angekündigt.
Da man aber nicht „mal eben“ eine Vakuum-Röhre von hunderten Kilometern Länge und eine Kapsel, die dadurch in Beinah-Schallgeschwindigkeit durchrast, baut, ist TUM Hyperloop ein Großprojekt mit vielen Beteiligten.
Was ist Hyperloop?
Hyperloop bezeichnet ein ultraschnelles Transportsystem für Passagiere und Güter, das auf älteren Konzepten von Überschallbahnen in Vakuumröhren basiert. Elon Musk brachte neuen Schwung in die Idee, als er 2013 ein Open-Source-Whitepaper dazu herausbrachte. Seitdem arbeiten verschiedene Teams weltweit an der Umsetzung der Hyperloop-Idee.
Der Hyperloop könnte Großstädte über Land miteinander verbinden. Die Strecke München – Hamburg würde damit nur noch 40 Minuten dauern. Das ist schneller als im Flugzeug.
Entsprechend groß ist das Projekt auch ausgelegt. Daran arbeiten ehemalige Studierende der SpaceX / Hyperloop Competition sowie neue Studierende und nahezu sämtliche Fakultäten der Universität.
Aktuell besteht das Team von TUM Hyperloop aus 53 Mitgliedern aus 28 Nationen.
Angeführt wird das Projekt von Professor Agnes Jocher vom Fachbereich Sustainable Future Mobility. „Der Hyperloop hat das Potenzial, eine schnelle, elektrische Alternative auf mittellangen Strecken zu bieten und somit nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Transport zu ermöglichen“, erklärt sie. „Es ist aber noch weitere Forschung nötig, um diese Annahme zu prüfen. Zum Beispiel müssen auch die Produktion und der Aufbau des Systems miteinbezogen werden.“
Forschungsfrage: Ist Hyperloop sinnvoll?
Der TU München Hyperloop wird für diese Forschung natürlich von der eigenen Universität finanziert. Es gibt aber auch Fördergelder vom Bundesland Bayern, aus dem Topf der Hightech Agenda Bayern. Auch Ministerpräsident Markus Söder ist stark engagiert.
Darüber hinaus hofft das Team von TUM Hyperloop auch auf strategische Partnerschaften mit Unternehmen, die mit Forschung, Beratung und existierender Technologie das Projekt unterstützen können. Hilfe von Elon Musk oder einem seiner Unternehmen gibt es dabei aber ausdrücklich nicht.
Das Forschungsprojekt ist vorerst auf zwei Jahre ausgelegt. Ob dabei am Ende wirklich eine Hyperloop-Strecke für Deutschland herauskommt, ist jetzt noch nicht klar. Denn in der ersten Phase soll erstmal die Machbarkeit und das Potenzial des Hyperloops untersucht werden.
Dabei kann natürlich auch herauskommen, dass sich ein solches Transportsystem wirtschaftlich oder klimatechnisch nicht lohnt.
Sicher ist aber: Es sollen auf jeden Fall eine Teststrecke und eine lebensgroße Kapsel gebaut werden.
TU München Hyperloop: Lebensgroße Kapsel Ende 2021
Die TU München hat bereits im vergangenen Jahr eine Hyperloop-Miniaturstrecke gebaut. Diesmal soll das Ganze aber im Maßstab 1:1 skaliert werden. Das Team nennt dies den „Demonstrator“.
Die Teststrecke soll 24 Meter lang sein, die Röhre inklusive Fundament vier Meter hoch und auf dem Ludwig Bölkow Campus in Taufkirchen / Ottobrunn gebaut werden. Genau hier soll dann eine lebensgroße Kapsel erste Testfahrten absolvieren. Diese wird etwa zwei Tonnen wiegen.
„Unser letzter Prototyp hat unter 70 Kilogramm gewogen, jetzt sind wir bei mehreren Tonnen“, erklärt Gabriele Semino. Semino arbeitet seit 2017 im TUM-Hyperloop-Team. Jetzt ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Programm beteiligt.
Auf dieser kurzen Strecke wird der TU München Hyperloop natürlich keine Spitzengeschwindigkeiten fahren. Darum geht es aber auch zunächst nicht. Vielmehr geht es darum herauszufinden, wie man eine Hyperloop-Strecke besonders effizient bauen kann.
Denn sollte sich herausstellen, dass das Konzept aufgeht, wäre die Teststrecke dann natürlich erweiterbar. So könnte dann tatsächlich schon bald eine erste Hyperloop-Strecke in Deutschland entstehen.
Ende 2020 möchte das Team das Design-Konzept finalisieren und erste Tests absolvieren. Ende 2021 soll dann die Kapsel fertig sein.
Welche Antriebs- und Schwebetechnologie genau genutzt werden, will noch niemand verraten. Hier findet wohl derzeit auch noch Brainstorming statt. Dabei lassen sich die Team-Mitglieder sowohl von anderen Hyperloop-Start-ups inspirieren als auch von älteren, bereits existierenden Konzepten.
Man darf also definitiv gespannt sein. Oder, wie das Team es ausdrückt: „Wir sind super-aufgeregt!“
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