In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Repack.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Repack aus dem finnischen Helsinki.
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Wer steckt hinter Repack?
Online-Shopping ist ja per se eine gute Sache. Man spart sich überfüllte Innenstädte, findet in den Weiten des World Wide Web genau den Pulli, nach dem man immer gesucht hat und kann diesen auch noch ganz entspannt in den eigenen vier Wänden anprobieren. Kein Wunder also, dass der Online-Handel boomt.
Mit dem steigenden Paketversand nimmt natürlich auch der Verpackungsmüll zu. Umweltfreundlich sieht anders aus. Das haben auch Juha Mäkelä, Petri Piirainen und Jonne Hellgren aus Finnland erkannt. Die drei arbeiteten gemeinsam in einer kleinen Design-Agentur mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und diskutierten das Problem.
Da Juha schon in den 90er Jahren einen großen Wert in der Rückgabe von wiederverwendbaren Verpackungen erkannte, überzeugte er 2011 seine beiden Kollegen davon, mit einem Pfandsystem den Verpackungsmüll im Online-Handel zu beseitigen. Somit war Repack gegründet.
Die Idee stieß auf viel Begeisterung und bescherte dem jungen Unternehmen diverse Auszeichnungen. Dazu gehören der erste Preis des Nordic Council Environment Prize 2017, der dritte Platz beim Design Intelligence Award 2017 oder der White Bull Innovation Award 2015.
Mittlerweile ist das Unternehmen europaweit aktiv und verzeichnet rund 100 E-Commerce-Kunden. Die Gründer arbeiten hauptsächlich mit Händlern aus der Textilbranche zusammen, da sie zu einem der wichtigsten Bereiche im Online-Handel zählt und die Produkte noch dazu verhältnismäßig unempfindlich sind.
Dadurch erzielt das Unternehmen mit seinen drei verschiedenen Verpackungsgrößen eine möglichst große Reichweite und Wirkung.
Im Herbst 2019 startete eine einmonatige Testphase mit Zalando. 10.000 Kunden in Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark sollten in den vier Wochen die wiederverwendbaren Verpackungen testen. Die Auswertung des Projekts steht allerdings noch aus.
Im Juli 2020 ist ein weiteres Pilotprojekt in Kanada geplant. Außerdem sollen die Versandtaschen in diesem Jahr noch in den USA gelauncht werden.
Was macht Repack?
Repack hat bis zu 20 Mal wiederverwendbare Versandtaschen für den Online-Handel entwickelt. Der Kunde wählt beim Online-Shopping Repack entweder als gewünschte Verpackung aus oder der entsprechende Shop nutzt im besten Fall ohnehin nur Repack als Versandoption.
Nach dem Auspacken klebt der Kunde das beigelegte Rücksende-Etikett auf die Versandtasche, faltet sie auf Briefformat und wirft sie in den Briefkasten. Im Austausch gibt es dafür Pfand in Form eines Gutscheines für den nächsten Repack-Versand in einem teilnehmenden Online-Shop zurück.
Damit das funktioniert, braucht es natürlich ein günstiges Material, das auf Briefgröße gefaltet, aber gleichzeitig so robust ist, dass es wiederverwendet werden kann. Dafür eignen sich Verpackungen aus alten Plakatwänden oder dem recycelbaren Kunststoff Polypropylen.
Was macht Repack so besonders?
Die Verpackungen von Repack sparen gegenüber herkömmlichen Versandverpackungen bis zu 80 Prozent CO2 und 96 Prozent Müllvolumen ein.
Repack ist dabei aber noch viel mehr als eine intelligent designte Verpackung – nämlich ein komplettes Mehrwegsystem mitsamt Rückführungslogistik, Reinigungs- und Aufbereitungs-Service und einem eingebauten Affiliate-System.
Das Unternehmen hat sich mit seinen Versandtaschen einer Welt ohne Müll und der Kreislaufwirtschaft verschrieben. Es ist daher nicht nur Unternehmensinteresse, die Verpackung so oft wie möglich wiederzuverwerten, sondern auch gleichzeitig das Umwelt- und Kundenversprechen der Gründer.
Gibt es Kritikpunkte?
Die großen Vorteile von Repack liegen auf der Hand: Weniger Müll und CO2-Emissionen. Die Zielgruppe ist noch dazu groß, da die Versandtaschen im Grunde für jeden Online-Shopper und damit jedes Unternehmen, das Waren versendet, geeignet sind.
Online-Händler können mit Repack also ein klares Signal in Richtung Umweltbewusstsein setzen und gleichzeitig durch das verbesserte Einkaufserlebnis etwas für die Kundenzufriedenheit tun.
Allerdings gibt es auch ein paar Fragezeichen und Kritikpunkte. Was passiert beispielsweise, wenn die Verpackungen nicht mehr wiederverwendbar sind? Hier liefert Repack jedoch eine gute Antwort: Die aussortierten Verpackungen werden genutzt, um Prototypen für neue Designs zu entwerfen.
Das Unternehmen beschäftigt sich außerdem mit weiteren Upcycling-Ideen, um aus dem Material neue Produkte wie Geldbeutel oder Taschen zu machen.
Aus unternehmerischer Sicht geht für Kunden von Online-Shops das klassisch gebrandete Auspackerlebnis verloren. Dazu kommt, dass sie die Tasche wieder dem Kreislauf zuführen müssen, damit das Konzept greift.
Das bedeutet, dass selbst dann, wenn die Kunden keine Artikel retournieren möchten, sie die Taschen dennoch zurückschicken müssten. Hier stellt sich die Frage, wie ökologisch das am Ende ist und wie es um die Bereitschaft der Kunden bestellt ist, den extra Schritt zum Briefkasten zu gehen.
Und apropos Retoure: Der Versandhandel ist traditionell keine Kreislaufwirtschaft. Im Gegenteil: Händler und Kunden versuchen in der Regel, Retouren möglichst zu vermeiden, weil sie aufwändig und teuer sind und der Transport zudem auf die CO2-Bilanz schlägt.
Dazu kommt, dass genug Konkurrenz vorhanden ist. So entwickelt das deutsch-französische Start-up Livingpackets ein intelligentes Mehrwegpaket, welches nach eigener Aussage bis zu 1.000 Mal wiederverwendet werden kann.
Auch der deutsche Mittelstandsbetrieb Schoeller Allibert hat ein Mehrwegpaket aus Plastik entwickelt, das bei Retouren der Optikerkette Apollo zum Einsatz kommt.
Fazit
Der Ansatz von Repack ist gut und das Unternehmen erobert sich Stück für Stück seinen Platz im Markt. Aber wie gesagt – der Versandhandel ist kein Kreislauf.
Daher braucht es meiner Meinung nach auch ein Umdenken in der Gesellschaft und die Motivation, sich mit diesem Konzept zu beschäftigen, damit Kunden mitziehen und langfristig eine Welt ohne Müll entsteht.
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