RODE Wireless GO – Design, Funktionalität & Akku
Zuerst einmal packen wir die RODE Wireless GO aus. In der Box befindet sich der Sender und der Empfänger, zweimal Windschutz, eine Tasche, ein 3,5 mm Klinkenkabel und zwei USB-C zu USB-A Kabel.
Die Tasche ist in etwa so groß wie ein Portemonnaie und man bekommt, wenn man es flach halten möchte alles außer die beiden USB-C Kabel in die Tasche. Wenn man möchte, kann man diese aber auch reinquetschen. Dass es sich dabei um USB-C handelt ist sehr erfreulich, denn diese habe ich im Zweifelsfall sowieso immer dabei. Zu den beiden Fellknäueln komme ich später nochmal zurück.
Das 3,5 Klinkenkabel dient zum anschließen des Receivers des RODE Wireless GO an die Aufnahmehardware, wie etwa ein Rekorder, ein Interface oder eben die Kamera. Als TRS Anschluss wird es am Smartphone nur mit zusätzlichem TRS zu TRRS Adapter funktionieren, der rund 10 Euro kostet und auch bei RODE erhältlich ist (RODE SC4). Als Spiralkabel nimmt es wenig Platz ein, lässt sich länger ziehen, wenn nötig und hat eine abfedernde Wirkung für etwas mehr Sicherheit. Und auch sonst hilft es die Kabel beim anschließen an die Kamera stabiler und möglichst nah am Gerät zu halten.
Kommen wir zum Herzstück des RODE Wireless GO: Dem Sender und Empfänger. Der Sender ist das Mikrofon bzw. das Teil, wo man die Soundquelle einsteckt und die das Signal per Funk an den Empfänger sendet, der dann wiederum das Signal an das angeschlossene Aufnahmegerät oder die Kamera weitergibt. Beide sind von der Form und dem Design her bis auf einige Merkmale fast identisch. 44 x 45,3 x 18,5 mm ist der Sender groß, während der Receiver mit 46,4 mm minimal höher ist. Beide sind jedoch mit jeweils 31 g mehr als nur leicht. Das liegt auch daran, dass das Gehäuse komplett aus Kunststoff besteht.
Mir gefällt das moderne, zeitlose und generell unauffälligere Design. Unten im Bild seht Ihr zum Vergleich mein bisheriges Funkmikrofon. Kostet rund 450 Euro als Spezialanfertigung, ist unzerstörbar mit richtig guter Qualität, aber der optische Verbindungsaufbau dauert lange, es nimmt viel Platz ein, ist sehr schwer und massiv, nicht wirklich schön und ich komme nie durch die Sicherheitskontrolle, ohne dass jemand den Knopf unter dem Tisch betätigt. Die Rode Wireless GO kosten weniger als die Hälfte und bis auf die fehlende Unzerstörbarkeit, die man eigentlich nie braucht, sind die allgemein besser und auch bei Sicherheitskontrollen sagt keiner mehr was. Zusätzlich spart man Platz und Gewicht in der Tasche und an der Kamera.
Bevor ich zu sehr abschweife komme ich zum Aufbau und der Funktionalität des Senders und Empfängers des RODE Wireless GO. Vorne unterscheidet sich der Empfänger vom Sender nur durch das vorhandene Display. Dieses dient dazu Informationen über den Sender und Empfänger auf einem Blick zu erhalten. Dazu gehört der verbliebene Akku, die aktuelle Helligkeitseinstellung, die Verbindungsstärke, der Lautstärkepegel der euch dabei hilft im grünen Bereich zu bleiben und Clipping im roten Bereich zu verhindern, und die aktuelle Lautstärke-Input-Einstellung.
Während beim Laden der Ladestatus beim Empfänger am Display angezeigt wird, findet man am Sender vorne oben zwei farbige LEDs. Eines davon ist für den Ladestatus, der andere für den Verbindungsstatus. Der aktuelle Status wird durch Farb- und Blinkkombinationen verdeutlicht. Ein wenig schade finde ich, dass die Vorderseite beider Teile im Vergleich zu allen anderen Seiten glänzend und nicht matt ist. So kommt es leichter zu Fingerabdrücken auf der Seite, die man am meisten sieht. Es ist aber nur eine kleine Kritik, die ich an den RODE Wireless GO habe, denn wenn es sauber ist, sieht es optisch durch die glänzende Oberfläche schöner aus.
Bei dem Sender der RODE Wireless GO unten und bei dem Empfänger oben haben wir die Ein- und Austaste. Beim Sender ist dieser für die namensgebende Funktion durch dreisekündiges Drücken zuständig. Ähnlich ist das beim Empfänger, wobei man dort auch im eingeschalteten Modus mit einem einzelnen Klick die Helligkeit des Displays verändern kann. Hier gibt es den hellen und den gedimmten Modus. Je nachdem ob man Drinnen oder Draußen dreht, bzw. eventuell etwas Energie sparen möchte, wählt man den einen oder anderen Modus.
Andersrum, also beim Sender oben, beim Empfänger unten gibt es keine Gemeinsamkeiten. Beim Sender sieht man nicht nur die beiden LEDs von denen vorhin die Rede war, sondern auch ein Mikrofon und ein 3,5 mm Klinkenanschluss. Falls Ihr es noch nicht gemerkt habt: Der Grund, warum beim RODE Wireless GO kein Laveliermikrofon oder ähnliches dabei ist, ist dass der Sender selbst das Mikrofon ist. Ein ziemlich gutes noch dazu, aber dazu kommen wir später. Der 3,5 mm Klinkenanschluss ist der Input für zusätzliche Mikrofone, die Ihr hier anschließen könnt. Das kann z.B. ein Laveliermikrofon wie das von RODE eigene RODE SmartLav+ sein, was ich selbt seit 5-6 Jahren nutze, ein Shotgun-Mikrofon oder was auch immer sonst für ein Signal Ihr dadurch schicken wollt.
(Hinweis: Das SmartLav+ braucht einen zusätzlichen TRRS/TRS Adapter, wie etwa den Rode SC3, da es ein Lavelier für Smartphones ist und es sich bei dem Anschluss hier um ein Standard TRS Anschluss handelt. Nicht zu verwechseln mit dem SC4.)
Die beiden Windschutz-Perücken, könnt Ihr dem Sender für ein frisches Styling und zum Schutz gegen Windgeräusche aufsetzen. Zwei davon sind im Lieferumfang enthalten, wobei diese genau identisch sind. Eines davon ist quasi ein Ersatzteil. Das kann man aber auch brauchen, da der Mechanismus zum Anbringen des Windschutzes direkt an das obere Mikrofon nicht der sicherste ist und unterwegs öfter mal herunterfallen kann. weshalb man damit vorsichtig sein sollte. Da ich zu 90% der Zeit aber ein Lavelier- oder anderes Mikrofon anschließe, habe ich da kein Problem mit. Das ist auch ein Grund, warum ich in der Tasche den Windschutz rausnehme und das Lavelier mit eigenem Windschut in die Tragetasche packe.
Beim Empfänger haben wir hier zwei Tasten. Zum einen ist das die dB Taste, mit der man die Input-Lautstärke zwischen 0 dB, -6 dB und -12 dB einstellen kann. Die letzte gewählte Einstellung wird gespeichert und automatisch beim nächsten Start geladen. Am besten stellt Ihr hier das Mikrofon so ein, dass ihr im grün-gelben Bereich seid, aber vermeidet den roten Bereich, denn Clipping könnt Ihr im nachhinein nicht korrigieren und ruiniert euch den Ton. Die zweite Taste mit dem Link-Symbol ist die Verbindungstaste. Der Sender und Empfänger sind von Anfang an bereits miteinander verbunden. Sollte es jedoch mal ein Problem geben, oder Ihr habt als Ersatz einen anderen Sender bekommen etc. könnt Ihr mit dieser Taste beide wieder verbinden. Bisher musste ich die Taste aber nie nutzen. Kleiner Hinweis: Die Verbindung mehrerer Sender ist nicht möglich!
Rechts vom Sender bzw. links vom Empfänger findet Ihr den USB-C Anschluss zum Laden. Wie bereits erwähnt, finde ich die Wahl von USB-C sehr vorteilhaft. Das Laden beider Teile von 0 auf 100 dauert rund 2 Stunden. Dafür habt Ihr aber eine sehr gute Akkulaufzeit von rund 7 Stunden. Das reicht meistens für Tage und Wochen, wenn euer Dreh nicht gerade den ganzen Tag andauert. Als Beispiel: Wenn Ihr etwa jeden Tag eine Stunde lang einen Livestream macht, sind das 7 Tage. Auch einen anstrengenden Messetag mit vielen Videos hält das RODE Wireless GO Locker aus. Im schlimmsten Fall könnt Ihr aber auch eine Powerbank anhängen.
Der Empfänger hat hier übrigens zusätzlich den 3,5 mm Output. Hier schließt man die Kamera, den Rekorder, das Interface bzw. mit dem richtigen Adapter das Smartphone an.
Als letztes bleibt uns noch die Rückseite. Hier haben beide Teile des RODE Wireless GO einen Clip. Da der Sender gleichzeitig ein Mikrofon ist, könnt Ihr diesen etwa am Kragen des Sprechers befestigen. Nutzt Ihr ein Laveliermikrofon, kann der Sender stattdessen an den Gürtel. Ähnlich ist es auch beim Empfänger. Da die RODE Wireless GO so leicht sind, habe ich sogar Leute den Empfänger an der Kamera am Kabel selbst, der den Empfänger mit der Kamera verbindet aufhängen sehen, was eine kreative Lösung ist, wenn man den Blitzschuh für anderes Zubehör aufbewahren möchte. Ich bevorzuge aber die traditionelle Methode. Der Clou ist nämlich, dass der Clip auch in den Blitzschuh passt, wie man unten sehen kann.
RODE Wireless GO – Reichweite & Audioqualität
Kommen wir erstmal zur Reichweite des RODE Wireless GO. Die Übertragungsfrequenz liegt bei 2,4 GHz. Das ist dieselbe Frequenz wie standardmäßig bei vielen WLAN-Verbindungen. Entsprechend könnte es eventuell zu Störungen kommen, solltet Ihr irgendwo sein, wo die Frequenz stark genutzt wird. Jedoch hatte ich bis jetzt zumindest noch nicht mit Störungen zu kämpfen und empfinde die Verbindung als sehr stabil. 2,4 GHz hat mitunter den Vorteil, dass es eine überall auf der Welt frei nutzbare Frequenz ist, für den Ihr keine Erlaubnis braucht. Das Funkmikrofon von Comica, was ich euch oben im Vergleich gezeigt habe, wäre in der Standardkonfiguration in Europa nicht einmal erlaubt gewesen, weshalb ich vom Hersteller eine Sonderanfertigung bekam. Mit den RODE Wireless GO seid Ihr also weltweit auf der sicheren Seite.
Die hohe Frequenz hat meist eher den Nachteil, dass die Reichweite kürzer ist als bei Niedrigfrequenzen. Hier gibt Rode 70 Meter an, was ich persönlich als mehr als genug empfinde. Im Selbsttest kam ich aber sogar auf zwischen 80-90 Meter, wonach der Ton anfing langsam auszusetzen. Also insgesamt eine sehr gute Reichweite, da ich eigentlich weniger als die 70 Meter erwartet hatte. Die Reichweite verringert sich natürlich mit jeder Wand, die zwischen Sender und Empfänger steht.
Das Mikrofon am Sender ist ein Richtmikrofon mit Kugelcharakteristik. Es ist praktisch ein Laveliermikrofon was im Sender integriert ist, da es identisch funktioniert und omnidirektional aufnimmt. Das bedeutet, dass das Mikrofon alles um sich herum aufnehmen kann, sodass man das RODE Wireless GO auch auf dem Tisch aufstellen könnte und mehrere Leute gleichzeitig reinsprechen könnten. Jedoch gilt: Je näher man am Mikrofon ist, desto besser ist die Qualität. Entsprechend kann man die Mikrofone trotzdem in lauten Umgebungen wie Messen verwenden, indem man den Sender (bzw. optional ein angeschlossenes Laveliermikrofon) am Kragen trägt und die richtige Input-Lautstärke wählt. So werden die Geräusche um einen herum in den Hintergrund gedrückt, während die eigene Stimme hervorgehoben wird. So erhält man dann auch auf Messen oder mitten in der Stadt einen guten und klaren Ton. Hintergrundgeräusche bzw. Wind kann man dann etwa zusätzlich mit dem Windschutz unterdrücken.
Was die Audioqualität des RODE Wireless GO betrifft muss man vorerst sagen, dass diese natürlich stark davon abhängt, wo Ihr den Empfänger reinsteckt. Der Ton wird an der Kamera anders klingen, als am Rekorder und unter diesen gibt es auch nochmal je nach Preis und Marke Unterschiede. Sollte der Sound bei euch nicht gut sein, liegt das also nicht unbedingt an den RODE Wireless GO, sondern eher an der genutzten Hardware oder einer falschen Einstellung an eurer Kamera z.B. Diese lassen sich jedoch einfach lösen, etwa indem man den Verstärker der Kamera selbst niedrig hält, aber dafür den Input des RODE Wireless GO hochregelt.
Ich möchte euch aber hier nicht viel erklären und lasse euch ein unbearbeitetes Hörbeispiel mit eingebautem Mikrofon und nochmal mit angeschlossenem Lavelier hören, sodass Ihr euch selbst ein Bild machen könnt. Angeschlossen habe ich das RODE Wireless GO hier an den Zoom H2n. Als Lavelier das Rode SmartLav+ in Kombination mit einem TRRS zu TRS Adapter. Wie man heraushören kann ist der Ton des internen Mikrofons sehr gut, aber das im zweiten Teil der Aufnahme angeschlossene RODE SmartLav+ holt da nochmal den besseren Sound heraus. Auch ein Eigenrauschen ist kaum bis gar nicht hörbar. Für die bestmögliche Qualität und klaren Sound würde ich euch also noch ein zusätzliches Lavelier empfehlen, aber auch sonst kommt man mit dem internen Sound sehr gut klar.
Als Bonus habt Ihr unten nochmal 1 zu 1 dieselbe Aufnahme, aber so bearbeitet, wie ich das in den meisten Fällen bearbeiten würde. So könnt Ihr sehen, wie viel man da noch rausholen kann. Dadurch hört man auch den Unterschied zwischen der internen Aufnahme und der Aufnahme mit Lavelier etwas deutlicher, da letzteres mehr Details einfängt.
RODE Wireless GO – Preis und Verfügbarkeit
Das RODE Wireless GO ist bereits erhältlich mit einer UVP von 199 Euro. Aktuell findet man es aber auch für rund 180 Euro bei diversen bekannten Anbietern. Neu ist, dass jetzt neben der schwarzen Version auch eine weiße Version erhältlich ist. Solltet Ihr etwa eine weiße Canon M50 oder ähnliches haben, würde das zumindest sehr gut dazu passen. Den Preis finde ich übrigens mehr als angemessen. Ihr bekommt da aktuell nichts besseres für. Vor allem nichts, was so kompakt, benutzerfreundlich und qualitativ gut ist. Nur wenn Ihr ein Laveliermikrofon braucht, müsst Ihr mit Extrakosten rechnen.
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