Matthias Schievelbusch leitet die Start-up-Kooperationen bei der Telekom Deutschland. Im Interview erklärt er, warum gerade innovative Lösungen von Start-ups in der Krise so wichtig sind – und was Gründer jetzt beherzigen sollten.
Herr Schievelbusch, Deutschland war die letzten Monate im Shutdown. Wie haben Sie diese Zeit verbracht?
Ich habe vor allem viel gearbeitet. Denn für unser Start-up-Programm TechBoost gab es einiges zu tun. Unternehmen suchten in dieser Zeit nach innovativen, digitalen Möglichkeiten, um beispielsweise reibungslos im Home-Office arbeiten zu können, oder digital mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben. Unsere Start-ups bieten genau solche Lösungen und waren daher sehr gefragt. Da habe ich natürlich überall geholfen und vernetzt, wo ich konnte.
Wie konnten Sie mit TechBoost konkret helfen?
Natürlich wollen wir unsere Start-ups in der Krise besonders unterstützen. Daher haben wir im Rahmen unseres Vertriebs- und Marketingsupport auch weiterhin Unternehmen auf allen Kanälen auf die innovativen Lösungen unserer Gründer aufmerksam gemacht.
Mit Erfolg, denn gerade in diesen herausfordernden Zeiten, konnten unsere Start-ups vielen etablierten Unternehmen unter die Arme greifen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Das Start-up rooom hat zum Beispiel eine Plattform zur Online-Präsentation entwickelt, und zwar als Baukastensystem für 3D-Modelle. Unternehmen können dort mit ein paar Klicks sich selbst oder ihre Produkte in Virtual Reality oder Augmented Reality präsentieren.
Das war schon vor der Krise eine spannende Idee, aber durch den Shutdown im Einzelhandel ist der Nutzwert für diese digitale Technologie noch mal massiv gestiegen. Damit hat nämlich auch der Händler um die Ecke die Möglichkeit, seine Produkte mit hochwertiger Präsentationstechnologie ins Netz zu stellen.
Und die Menschen damit trotz geschlossenem Ladenlokal zum Einkaufen zu animieren – vom heimischen Computer oder per App auf dem Smartphone.
Wie sieht es mit Start-ups aus, die sich nicht auf den Einzelhandel oder Home-Office-Lösungen spezialisiert haben? Wie können die Unternehmen in der Krise unterstützen?
Die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Nehmen Sie die Kollegen von Neuro Flash, die eine KI zur Content-Optimierung erstellt haben. Das ist sozusagen SEO der nächsten Generation. Die Künstliche Intelligenz hilft Autoren dabei, ihre Inhalte besser auf die Zielgruppe zuzuschneiden, orientiert sich dabei aber trotzdem eng an der jeweiligen Marke oder der ursprünglichen Kernidee.
Die KI passt die Texte an unterschiedliche Menschen, Herkünfte oder Umfelder an. Den richtigen Ton bei potenziellen Kunden zu treffen, ist gerade jetzt in der Krise extrem wichtig.
Was können sich andere von diesen Beispielen abschauen?
Neuro Flash hat zwei essenzielle Tipps beherzigt, die ich jedem Start-up immer wieder aufs Neue geben würde: Sich erstens klar zu fokussieren. Also auf die Kernidee zu beschränken, sich nicht auf Nebenschauplätzen verzetteln, sondern einen ganz sauberen Case aufzubauen. Mit einer klaren, intuitiven Lösung, die Investoren und Kunden sofort verstehen.
Und was hat Neuro Flash noch richtig gemacht?
Mit wachem Blick unterwegs sein und nach intelligenten Lösungen suchen, die konkrete Probleme aus der Welt schaffen. Genau das machen ja die Start-ups, von denen ich gesprochen habe. In der Krise haben viele Gründer dazulernen können und sehen jetzt noch klarer, wie sie mit ihrer Technologie, ihrer App oder mit ihrem Unternehmen nachhaltig erfolgreich sein können.
Was können wir in der Krise von Start-ups lernen?
Junge Gründer sind mutig und innovativ. Sie blicken positiv in die Zukunft und sehen Probleme als Herausforderungen – Eigenschaften, die wir genau jetzt brauchen. Vor allem sind sie sehr agil und können sich schnell neu ausrichten.
Unternehmen mit agilen Geschäftsmodellen sind in der Lage ihre Organisation in kurzer Zeit an neue Marktanforderungen anzupassen – eine essentielle Eigenschaft gerade in Krisenzeiten. TechBoost will dieses Engagement fördern und unterstützt gleichzeitig den Mittelstand, indem wir Start-ups und Telekom Kunden zusammenbringen.
Können Sie einen Ausblick wagen? Wie wird die Corona-Krise die deutsche Start-up-Szene verändern?
Das lässt sich schwer sagen, weil wir das gesamte zeitliche Ausmaß der Krise noch nicht kennen. Aktuell bemerken viele Unternehmen Defizite bei ihrer Digitalisierung. Hier können unsere Start-ups mit ihren innovativen Lösungen helfen. Ein tolles Beispiel dafür ist das Start-up olmogo. Mit ihren Data-Ownership Solutions verschlüsseln sie digitale Nachrichten noch sicherer als mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Datenschutz ist ja immer wichtig. Warum ist eine solche Lösung besonders jetzt relevant?
Weil durch die Kontaktbeschränkungen Mitarbeiter untereinander oder mit Kunden vermehrt über digitale Kanäle kommunizieren. In Handels- oder Produktionsbetrieben, aber auch im Gesundheitssektor. Die Lösung von olmogo kommt beispielsweise bei einem der größten privatwirtschaftlich organisierten Klinikbetreiber in Deutschland zum Einsatz.
Hier gibt es aktuell mehr Online-Sprechstunden, in denen Ärzte ihren Patienten digital ein Attest oder Rezept ausstellen oder einen Befund schicken. olmogo sorgt mit einer einfach bedienbaren Kommunikationslösung dafür, dass die personenbezogenen Daten sicher und DSGVO-konform beim Patienten oder bei Health Care Providern ankommen.
Start-ups wie olmogo, werden aber auch nach der Krise mit einem offenen Blick auf unsere Gesellschaft schauen und mit innovativen Lösungen punkten. Wir von TechBoost suchen nach genau solchen jungen Gründern.
Mit TechBoost vernetzt die Telekom Start-ups mit relevanten, mittelständischen Unternehmen und unterstützt sie mit Vertriebs- und Marketingsupport. Außerdem erhalten junge Gründer kostenfreies Public-Cloud-Guthaben und Rabatte auf Festnetz-, Mobilfunk- und Breitband-Tarife. Start-ups mit digitalem Geschäftsmodell können sich hier bewerben: www.telekom.de/techboost.
Super, dass man sich gegenseitig so stark unterstützen kann. Top!