Big Brother is watching you: Kann man Mitarbeitern im Home Office vertrauen und sicherstellen, dass sie produktiv sind? Monitoring-Software verspricht Firmen genau das. Doch ein Selbstexperiment aus den USA und England zeigt: Das kann auch negative Folgen haben.
Stell dir vor, du arbeitest im Home Office und dein Chef weiß immer alles über deine Browser-Geschichte. Er weiß, welche Websites du besuchst, wie lange du E-Mails liest und wann du an Projekten arbeitest.
Das klingt ein wenig nach Big Brother? Mag sein. Doch für viele Unternehmen ist Home Office nicht nur neu, sondern auch schwierig. Das liegt nicht an der Technologie, sondern eher am Vertrauen.
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Liest sich der Mitarbeiter wirklich durch den Report? Bereitet er die Powerpoint-Präsentation für den Kunden vor? Oder vergnügt er sich eher mit Artikeln aus der Klatschpresse oder daddelt stundenlang auf Social-Media-Seiten?
Genau deswegen nutzen Unternehmen Software, mit der sie Mitarbeiter bei der Arbeit zu Hause kontrollieren können.
Nachfrage nach Monitoring-Software steigt während Corona
Da gerade in Corona-Zeiten viele Unternehmen auf Home Office umgestellt haben, ist auch die Nachfrage nach derartiger Software gestiegen.
Die Programme sind sehr vielfältig. Sie können beispielsweise tracken, wie viele Wörter jemand tippt, die Computer-Kamera nutzen, um Fotos vom Mitarbeiter sowie Screenshots von besuchten Websites machen.
Überwachungssoftware-Anbieter wie etwa Hubstaff versprechen ihren Kunden, dass sie dadurch die Produktivität der Mitarbeiter nachhaltig verbessern können. So stellte eine Bank etwa fest, dass eine 15-minütige Team-Kaffeepause die Verkaufszahlen der Callcenter-Mitarbeiter steigern konnte.
Doch wie fühlt es sich an mit so einer Überwachungssoftware im Home Office zu arbeiten? Ist es wirklich gut für die Produktivität?
Der Londoner Journalist Adam Satariano, der unter anderem für die New York Times schreibt, hat es in einem Selbstexperiment ausprobiert. Er ließ sich drei Wochen lang von der Hubstaff-Software überwachen und gewährte seiner Chefin Zugang zu allen Informationen.
Monitoring im Home Office: Screenshots, Fotos und Wörter zählen
Die Software machte Screenshots von seinem Computer, hielt auf Kamera fest, wenn er in Team-Meeting war und berechnete die Zeit, die er mit Excel-Dokumenten und beim Schreiben verbrachte. Am Ende des Tages erfolgte eine detaillierte Produktivitätsübersicht über seinen Arbeitstag.
An einem Tag hatte er beispielsweise dreieinhalb Stunden lang einen Text verfasst und bearbeitet. Gleichzeitig trackte die Software aber auch, dass er sich 35 Minuten lang von Twitter hatte ablenken lassen, elf Minuten lang auf Spotify unterwegs war und zehn Minuten lang mit einer Online-Suche nach einer Pizzalieferung verbrachte.
Die Hubstaff-Software liefert übrigens auch die Standort-Daten der Mitarbeiter. Normalerweise nutzen Unternehmen dies, um etwa zu prüfen, ob Mitarbeiter Kundenbesuche absolvieren. Im Fall von Adam Satariano mitten im Lockdown zeigte sie seine Jogging-Aktivitäten in einem benachbarten Park an.
All das können die Vorgesetzten im Detail einsehen. Für Satarianos Chefin war das teilweise sogar zu viel private Information, sodass sie gegen Ende die genauen Berichte gar nicht mehr las. Dennoch: Sie merkte, dass seine Produktivitätszahlen sehr niedrig waren.
Sensible Informationen unbewusst teilen
Es stellte sich heraus, dass die Software viele Arbeitsprozesse, wie etwa Telefon-Interviews oder das Erstellen sowie die Durchsicht von handschriftlichen Notizen nicht registrierte.
Das schien nachvollziehbar, auch wenn am Ende bei der Chefin ein Zweifel blieb, ob Satarianos wirklich so viel offline gearbeitet hatte. Vielleicht nicht zu Unrecht.
Denn schließlich gibt Satarianos selbst zu, dass er am Ende die Software ganz gut durchschaut hatte und so einigermaßen überlisten und so seine Produktivitätszahlen hochschrauben konnte.
Beide empfanden jedoch, dass die Hubstaff-Software unter dem Strich zu viele private Informationen sammelte. Darauf angesprochen sagte Gründer Dave Nevogt, dass Hubstaff seiner Meinung nach nicht die Privatsphäre der Mitarbeiter gefährde. Schließlich wüssten sie, dass die Software aktiv sei.
Dennoch kann man sich auch denken, dass es für Angestellte mitunter schwierig ist, diese Form des Monitorings abzulehnen, wenn es Teil der Unternehmenspolitik ist.
Auch kann es natürlich sein, dass ein Mitarbeiter einmal vergisst, die Software auszuschalten und dann Screenshots von sensiblen Informationen wie etwa dem Kontoauszug oder Gesundheitsdaten gemacht werden.
Big Brother im Home Office: Ist Kontrolle wirklich besser?
In Deutschland sind derart invasive Monitoring-Softwares für die Arbeit im Home Office daher auch sehr unwahrscheinlich, auch wenn es sicherlich mit der Zeit digitale Überprüfungsmechanismen geben wird.
Doch neben der Datenschutz-Problematik zeigt das Selbstexperiment mit einer solchen Überwachungssoftware noch ein weiteres Manko: Die Software sollte das Vertrauen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie zur Arbeit im Home Office stärken. Am Ende waren aber beide Seiten viel misstrauischer als vorher.
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Viele nutzen eben das Vertrauen des Chefs im Home Office aus und arbeiten nicht, manchmal ist es eben wirklich notwendig die Mitarbeiter mithilfe einer Software zu überwachen.