Kann man die Quarantäne im Wohnmobil verbringen? Für die normalerweise sehr unabhängigen Vanlife-Reisenden bringt Corona ganz neue Herausforderungen mit sich. Wir haben mit drei Campervan-Reisenden über ihre aktuelle Situation gesprochen.
Der Hashtag #Vanlife ist für viele mehr als nur ein Social-Media-Trend. Vanlife ist eine Lebensart, bei der es um Unabhängigkeit, Freiheit und natürlich um das Reisen im Campingbus geht. Das funktioniert hervorragend, wenn man reisen kann. Doch was machen Vanlife-Reisende in Coronazeiten – und wie funktioniert Quarantäne im Wohnmobil überhaupt?
Quarantäne im Wohnmobil: Wo kann ich duschen?
Auslandsreisen sind beinahe unmöglich. Camping- und Stellplätze haben geschlossen. Auch ist es teilweise kompliziert sich bei allen Social-Distancing-Richtlinien auf privaten Grundstücken einzurichten.
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Wo kommen Vanlifer also aktuell unter? Wie ist ihr Alltag im engen Van in der Quarantäne? Und wie kommen sie überhaupt an Duschen oder wie lagern sie Essen mit begrenztem Platz? Oder müssen sie gar in dieser Zeit ihr Vanlife aufgeben? Und was passiert mit ihren Jobs, die ja oft davon abhängen, dass sie ihren Lebensstil vermarkten?
Für Jakob Class von Ruby on Wheels sah es zunächst so aus als würde er die Quarantäne im Wohnmobil auf Lanzarote verbringen. Hier war der Software-Entwickler, der mit seinem umgebauten Mercedes-209D-Bus seit 2017 die Welt bereist, als die Coronakrise in Spanien ausbrach.
Er wollte eigentlich auf den Kanaren überwintern, bevor es dann im Frühling wieder nach Deutschland gehen sollte. Doch dann kam alles anders.
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Sonne und Meer sind wenig wert, wenn man sie nur durchs Fenster erleben kann
Die ersten Tage waren sehr verwirrend, die Nachrichtenlage änderte sich gefühlt stündlich. So beschloss er mit einem befreundeten Vanlifer seine Vorräte aufzustocken und die Quarantäne an einem abgelegenen Ort nördlich von Famara abzuwarten. Das schien besser als zurück nach Europa zu reisen, erzählt er gegenüber Mobility Mag.
„Da war mir aber noch nicht klar, dass alle öffentlichen Naturplätze, wie zum Beispiel weitläufige Strände und so weiter gesperrt wurden. Zudem durfte ich, wie auch jeder andere in Spanien, mein Zuhause, also meinen Bus, nur zum Einkaufen verlassen.
Die Regulierungen der spanischen Regierung wurden immer wieder verschärft und haben im Endeffekt darauf abgezielt, Ausländer ohne festen Wohnsitz aus dem Land zu bringen.“
Nachdem er also so mehr als zwei Wochen seine Quarantäne im Wohnmobil auf engstem Raum und ohne Aussicht auf Lockerungen der Maßnahmen verbracht hatte, beschloss er dann doch nach Deutschland zurückzukehren.
„Dieser Versuch ist geglückt und ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe. Sonne, Sand, Meer und Berge sind wenig wert, wenn man sie nur durch das Fenster einer Sechs-Quadratmeter-Behausung anschauen kann.“
Nun sei er immer noch „unterwegs“, da er nach wie vor in seinem Bus lebt. Nur steht dieser aktuell auf einem privaten Hof von Freunden. Er ist froh, wieder in Deutschland zu sein, da er hier immerhin im Lockdown Sport treiben konnte und auch soziale Kontakte unter Einhaltung der Regeln möglich waren.
Hier ist er nun Teil einer Hofgemeinschaft, „mit dem Unterschied, dass ich nicht im Haus lebe und dusche, sondern in meinem Bus.“ In der Gemeinschaft wechseln sie sich nun mit Einkaufen ab, die meiste Zeit verbringt er aber auf dem Hof. Aus seinem Bus heraus arbeitet er nach wie vor als Entwickler. In seiner Freizeit macht er Radtouren, repariert Dinge an seinem Bus oder hilft auf dem Hof aus.
„Langweilig ist es also nicht. Es gibt immer etwas zu tun und mittlerweile ist das Wetter hier genauso gut wie im Winter auf den Kanaren.“
Karibikinsel statt Bulli
Auch für Anja Hänisch ist jetzt Improvisationstalent angesagt. Normalerweise ist sie mit ihrem Sohn und ihrem Bulli „Paul“ auf Achse und berichtet auf ihrem Blog Bullitour sowie auf Instagram über ihre Abenteuer.
Wie auch Jakob wollte Anja im Winter in eine warme Region reisen. Ihre Wahl fiel auf die niederländische Karibikinsel Curaçao. Hier ist sie bereits seit Januar, allerdings ohne ihren Bulli Paul. Auch für sie stellte sich irgendwann die Frage: Hier bleiben oder zurück nach Deutschland reisen?
Anders als Jakob entschied sich Anja aber dafür, auf Curaçao zu bleiben. Hier sind sie in einer Ferienwohnung untergekommen, auf dem Grundstück einer Familie.
„Da keine Touristen nachkommen, können wir zum Glück einfach länger bleiben. So sind wir hier auch nicht allein, sondern haben Anschluss. Außerdem ist das Grundstück relativ groß und es gibt sogar einen Pool – man kann es hier also echt gut aushalten“, schreibt sie in einer E-Mail an Mobility Mag.
Doch auch sie müssen natürlich Einschränkungen hinnehmen. Denn obwohl die Insel relativ wenig Fälle aufweist, sind die Lockdown-Maßnahmen sehr strikt.
So sind die Restaurants geschlossen und seit drei Wochen gibt es auf der Insel auch keinen Take-Away-Service mehr. Darüber hinaus darf Anja nur an zwei Tagen pro Woche in die Stadt zum Einkaufen fahren. Ihr Sohn darf sie dabei aber nicht begleiten.
Seit etwa einer Woche hat die Regierung die Maßnahmen aber etwas gelockert, sagt Anja. „Spazierengehen und auch joggen draußen ist wieder erlaubt und zum Strand darf man auch wieder – allerdings nur zwischen sechs und neun Uhr morgens.“
So hat sie mittlerweile eine kleine „Quarantäne-Routine“ entwickelt: „Ich stehe morgens auf und trinke erst einmal in Ruhe eine Tasse Kaffee, anschließend gehe ich meistens eine Runde joggen. Seit man morgens wieder zum Strand darf, ist das Alternativprogramm eine Runde im Meer Schwimmen – dann kommt mein Sohn aber natürlich mit.“
Denn gerade für ihn sei es in der strikteren Lockdown-Zeit doch sehr eintönig gewesen. Im Arbeitsleben hat sie bislang ebenfalls keine großen Änderungen verspürt, da auch sie nach wie vor weiter online arbeiten kann. Dennoch…
„Langsam, aber sicher vermisse ich trotzdem das Camper-Leben… die Freiheit, morgens loszufahren und nicht genau zu wissen, wo man am Abend sein wird und morgens mitten in der Natur aufzuwachen und im besten Fall den ersten Kaffee mit Blick aufs Meer zu genießen.“
Aus zwei Tagen werden zwei Monate
Den hat Campervan-Reisende Mandy Raasch sogar in Quarantäne-Zeiten. Sie erwischte die Coronakrise im Süden der griechischen Halbinsel Peloponnes. Ein spontaner Umweg brachte sie hierher – nun steckt sie hier mit anderen Campervan-Reisenden auf einem Privatgrundstück eines Restaurantbesitzers „fest“, wie sie Mobility Mag erzählt.
„Anfangs wollte ich hier ein paar Tage bleiben und etwas entspannen, ein bisschen auf der Baustelle mithelfen, so als Ausgleich zu meinem digitalen Alltagsjob als Webdesignerin. Und dann ging alles ziemlich schnell und die Ausgangssperre wurde verhängt.“
Aus den paar Tagen sind mittlerweile rund zwei Monate geworden. Doch Mandy gibt zu, dass es „schlimmere Orte“ für eine Quarantäne gebe. „Eigentlich finde ich es momentan gar nicht so übel, mal nicht zu reisen. Ich bin in letzter Zeit eh sehr sehr langsam unterwegs, weil ich lieber gerne länger an einem Ort bleibe und die Zeit dort intensiver genieße, anstatt dauernd unterwegs zu sein.“
Auch für ihren Hund Marko Polo sei das Verweilen schön. Mittlerweile habe er jeden Grashalm markiert und fühle sich in seinem neuen Revier sehr wohl.
Der Quarantäne-Alltag in Griechenland folgt ebenfalls strikten Lockdown-Regeln. Die Ausgangssperre gilt hier zunächst bis Anfang Mai. Aktuell sind also nur notwendige Touren zum Supermarkt oder zur Apotheke erlaubt und das auch nur mit Formularen, die das Datum und den Ausflugsgrund nennen.
Theoretisch ist das Baden im Meer verboten, aber „hier leben so wenige Menschen und täglich sehe ich Spaziergänger am Strand.“ In diesem Sinne ist es also gar nicht so schlecht, dass Mandy an einem abgelegenen Ort mit etwa 20 Einwohnern in einem Umkreis von fünf Kilometern gelandet ist.
Auf dem Privatgrundstück, auf dem sie derzeit ihre Quarantäne im Wohnmobil verbringt, hat sie zudem ausreichend Wasser und Strom. So kann die Webdesignerin nach wie vor im „Homeoffice“ an ihren Projekten wie etwa ihren Blogs Moovingroovin, Cucuza oder Vegan auf Reisen arbeiten und duschen ist auch kein Problem.
Auch sie hat, ähnlich wie Anja, eine Corona-Routine entwickelt. „Mein Tag beginnt meist recht früh mit einem Spaziergang mit Marko Polo – entweder am Strand entlang oder den Berg hoch durch das kleine Dörfchen, das noch fast menschenleer ist, weil die Häuser fast nur Sommerhäuser sind, beziehungsweise in der Saison vermietet werden.“
Aus ihrer Achter-Quarantäne-Gruppe auf dem Grundstück wechseln sie sich wöchentlich mit dem Einkaufen ab (Toilettenpapier scheint in Griechenland übrigens keine Mangelware zu sein) und abends sitzt die Gruppe häufig zusammen, reden, genießen die Sonne und lachen auch teilweise über ihre Situation.
Die Quarantäne im Wohnmobil lässt sich hier also ertragen.
Pläne macht derzeit keiner
Konkrete Pläne für die „Zeit danach“ hat keiner der drei Reisenden. Zu unsicher scheint die Situation noch. Insgesamt sind sie alle froh, dass sie erstmal alle eine Lösung für die Coronazeit gefunden haben.
Doch so unterschiedlich Jakob, Anja und Mandy ihre Quarantäne im Wohnmobil gelöst haben, eins haben sie gemeinsam. Sie alle freuen sich auf die Zeit, in der sie wieder mit ihren Bussen reisen können.
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