Vom Herzinfarkt-Risiko bis zur Depression: Verkehrslärm kann richtig krank machen. Und das Schlimmste daran ist, dass du es nicht einmal merkst.
Verkehrslärm gehört zum Leben vieler Menschen einfach dazu, insbesondere in größeren Städten. Er lässt sich schließlich auch kaum vermeiden und ist daher für die meisten von uns zur alltäglichen Geräuschkulisse geworden. Aber: Nur weil der Lärm im Hintergrund verschwindet, ist er nicht harmlos.
Ganz im Gegenteil: Verkehrslärm macht krank. Und das Schlimmste daran: Du merkst es nicht einmal.
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Das kann man auch ganz leicht nachvollziehen. Schließlich nimmst du vor allem konstanten Verkehrslärm, egal ob von Autos, Zügen oder auch Flugzeugen, irgendwann gar nicht mehr richtig wahr. Und was wir nicht wirklich hören, kann uns auch nichts anhaben, oder? Falsch!
Das löst Verkehrslärm in deinem Körper aus
Denn natürlich nimmt dein Körper den Lärm weiterhin wahr – und löst eine Kette von negativen Reaktionen aus.
Anders als das angenehme und sogar beruhigende „weiße Rauschen“ ist Verkehrslärm nämlich meist in einem Lautstärkenpegelbereich, in der er für den Körper zum Stressfaktor wird.
Denn ab einem bestimmten Pegel sind Geräusche für unsere Körper stressig und lösen entsprechend verstärkt Stresshormone aus, auch wenn wir das gar nicht bewusst merken. Diese Hormone wiederum beeinflussen unseren Stoffwechsel.
Höherer Blutdruck
Ein deutsches Forschungsprojekt hat untersucht, inwiefern Lärmstress sich auf das Immunsystem auswirkt und sogar Arteriosklerose auslösen kann.
Arteriosklerose ist eine Ablagerung von Cholesterin-Plaque an den Wänden der Arterien. Diese Ablagerung führt dazu, dass das Blut nicht mehr gut fließen kann – und damit sogar im Schlaganfall oder Herzinfarkt enden kann.
Die Studie, bei der rund 1.700 Senioren in Berlin untersucht wurden, fand Folgendes heraus: Menschen, die in lauten Wohngebieten leben, waren häufiger wegen Bluthochdruck-Problemen in ärztlicher Behandlung.
Das Risiko auf akuten Bluthochdruck verdoppelte sich nahezu bei einem Pegel von 55 dB(A) im Vergleich zu einem Pegel unter 50 dB(A).
Herzinfarkt-Risiko steigt
Separate Studien zeigen außerdem, dass sich die Herzfrequenz durch Verkehrslärm erhöht und auch der Blutdruck steigt. Das erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt.
Eine Untersuchung vom Umweltbundesamt hat beispielsweise ergeben, dass Männer, die einem mittleren Pegel von 65 Dezibel (dB) ausgesetzt sind ein 20 bis 30 Prozent erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben – im Vergleich zu Männern, die „nur“ einem Mittelpegel von 60 dB(A) ausgesetzt sind.
Kinder haben Lernschwierigkeiten
Doch die Probleme reichen viel weiter. In der wegweisenden Lärmstudie NORAH wollten Forscher auch herausfinden, welche Auswirkungen Fluglärm auf die Lernfähigkeiten von Kindern hat. Die Ergebnisse zeigen, dass Lärm Kinder in sehr vielen Bereichen belastet.
So entwickeln Kinder in lauten Wohngebieten fünf Prozent mehr Sprachstörungen als Kinder in ruhigen Bezirken. Auch wurde ein Rückstand beim Lesevermögen durch Fluglärm von ein bis zwei Monaten festgestellt.
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Große Belastung im Schlaf
Es gibt zudem Hinweise darauf, dass uns Verkehrslärm im Schlaf noch stärker belastet als tagsüber. Das liegt vermutlich daran, dass er unseren Schlafrhythmus stört. Insbesondere lauter Fluglärm ist langfristig schädlich.
Die Weltgesundheitsorganisation hat deshalb in ihren Richtlinien zum Nachtlärm für Europa (Night Noise Guidelines for Europe) entsprechend empfohlen, dass die nächtliche Lärmbelastung nicht 40 dB(A) überschreiten sollte.
Lärm schlägt auf die Psyche
Doch Verkehrslärm belastet uns nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Auch hier ist das Problem, dass wir das oftmals gar nicht bewusst wahrnehmen, weil wir uns schon so an die Geräuschkulisse gewöhnt haben.
Dauerhafter Lärm löst aber Gereiztheit, innere Unruhe und Verstimmungen aus. Das schieben wir dann vielleicht oft auf den Stress im Job, das Pendeln oder andere Faktoren – und denken nicht einmal daran, dass auch der Lärmpegel um uns herum zur schlechten Stimmung beiträgt.
Je länger du einem hohen Lärmpegel durch Verkehrslärm ausgesetzt bist, umso stärker schlägt sich das auf die Psyche. Die NORAH-Studie hat ebenfalls ermittelt, dass das Risiko an einer Depression zu erkranken mit dem Lärmpegel steigt.
Alternativen zum Auto
Die Wissenschaft ist sich also ziemlich einig: Lärm macht krank. Aus vielen dieser Studien heraus ist letztlich auch die Umgebungslärmrichtlinie der EU entstanden, die dazu führen soll, dass Umgebungslärm reduziert oder vermieden wird.
Dazu gibt es auch in Deutschland beispielsweise Lärmkarten, die die Belastung durch Umgebungslärm ermitteln und Aktionspläne zur Minderung von Lärm.
Doch während Lärmdämmung eine gute Maßnahme ist, das alleine reicht nicht aus. So wäre es ebenfalls sinnvoll, leisere Fahrzeuge und Flugzeuge zu entwickeln. Auch könnte man viel erreichen, wenn insgesamt weniger Fahrzeuge unterwegs wären.
Dazu müsste es aber mehr Anreize geben, damit Bewohner vom Auto auf den ÖPNV oder aufs Fahrrad oder E-Bike umsteigen, beziehungsweise zu Fuß gehen.
Denn letztlich halten all diese Bewegungsarten nicht nur fitter und sind auch noch besser für die Umwelt als das Auto. Sie würden auch dazu beitragen, dass wir die durch Verkehrslärm ausgelösten Krankheiten reduzieren könnten.
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