Zu Beginn des Jahrtausends waren die VZ-Netzwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz die wichtigste Social-Media-Plattform für Schüler, Studenten und Erwachsene. Dann kam Facebook. Trotzdem wagt die deutsche Konkurrenz jetzt den Neustart. Gibt es eine Chance?
Es ist für viele Kinder und Jugendliche eigentlich kaum vorstellbar, dass es mal eine Zeit gab, in der weder Tik Tok noch Facebook oder Instagram in Deutschland die dominierende Plattform war – und trotzdem ist dem so.
20 Millionen aktive Nutzer – und dann kam Mark Zuckerberg
Insbesondere in den Jahren zwischen 2005 und 2010 waren die sogenannten VZ-Netzwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz die erste Anlaufstelle für sozialen Austausch im Internet. Für Schüler gab es SchülerVZ, für Studenten gab es StudiVZ und alle Erwachsenen hatten ihren Platz in meinVZ.
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Zu Hochzeiten kamen die drei Plattformen gemeinsam auf bis zu 20 Millionen aktive Nutzer. Heute gibt es laut den Angaben der Plattform-Betreiber noch immer neun Millionen ehemalige Accounts. Und das, obwohl die Portale mehrfach verkauft und zwischenzeitlich sogar insolvent waren.
Datenschutz, Gruppen und Gruscheln: Das ist das neue VZ
Genau auf diese Accounts spekulieren wohl die Köpfe hinter den Netzwerken mit dem Launch der Plattform „VZ“. Sie vereint die ehemaligen Plattformen in einem neuen Netzwerk und soll wieder zur Konkurrenz für Facebook werden.
Die Grundintention von Geschäftsführerin Agneta Binninger und ihren Kollegen: Das schlechte Image der sozialen Medien durch einen positiven Ansatz ersetzen. Anstelle von Algorithmen, Timelines, Bilder-Feeds und Datensammlungen soll VZ einen deutschen Gegenentwurf zu Facebook, WhatsApp und Instagram darstellen.
Dafür setzt das Unternehmen auf deutsche Server und einen transparenten Umgang mit Nutzer-Daten. Sie sind laut Chefin Binninger „die Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Usern“. Das erste Argument ist somit der Datenschutz.
Der zweite zentrale Punkt ist das Netzwerk selbst. So konzentriert sich VZ ausschließlich auf die Gruppen-Kommunikation. Die Nutzer können zuerst zwischen Forum, Channel oder Plaudergruppe auswählen und im Anschluss in geschlossenen Gruppen gemeinsame Events erstellen, Themen diskutieren oder Umfragen erstellen.
Reichen Retro-Charme und Gruppen wirklich für ein Comeback der VZ-Netzwerke?
Das ist die wohl entscheidende Frage. Die Antwort darauf werden wir in den kommenden Monaten erhalten. Denn zunächst startet VZ als Beta-Version. So wollen die Macher wertvolles Feedback sammeln und entscheiden, welche Funktionen in die angedachte App wandern sollen.
Selbstverständlich freuen sich bestimmt Tausende Nutzer darüber, wieder in die alten Gruppen einzutauchen und Freunde zu „gruscheln“. Ebenso ehrenwert ist der Fokus auf den transparenten Umgang mit Daten.
Nichtsdestotrotz gibt es berechtige Zweifel daran, dass VZ der ganz große Durchbruch in Deutschland gelingt. Schließlich haben die letzten Monate und Jahre auch gezeigt: Kein Datenskandal hat Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. wirklich dauerhaft geschadet.
Denn im Zweifel vertreten viele Nutzer noch immer die Devise: Ich habe sowieso nichts zu verbergen. Wieso sollte ich mich dann um meine Daten kümmern?
Hinzu kommt: Gruppen sind längst auch bei Facebook die dominierende Kommunikationsplattform. Ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal hat VZ also nicht. Denn dass sich die Facebook- und Instagram-Nutzer so sehr an den eigenen Timelines stören, darf ebenfalls angezweifelt werden.
Letztendlich stellt sich also die Frage: Wie viele der neun Millionen Menschen reaktivieren ihre Accounts? Und: Wie will sich VZ langfristig finanzieren?
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