Wie hat Corona verändert, wie du dich bewegst? Die kurze Antwort: sehr! Ein aktueller Report von Google Maps zeigt nicht nur, wie sich unsere Mobilität in diesen Tagen verändert hat, sondern auch, ob die Menschen Social Distancing wirklich einhalten.
Stell dir eine ganz einfache Frage: Wohin gehst du überhaupt noch in diesen Tagen?
Wenn du die Anweisungen zum Social Distancing beachtest, unternimmst du vermutlich, außer dem wöchentlichen Einkauf und kleinen Ausflüge in die Natur, vermutlich nicht sehr viel. Wer noch zur Arbeit fährt, hat darüber hinaus noch sein tägliches Pendelpensum im Bewegungsprofil. Das war es dann aber auch!
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Für die meisten ist das eine riesige Veränderung – und das spüren wir natürlich auch an unserem neuen Alltag. Doch wie sieht das Ganze in Zahlen aus? Wie hat sich die Mobilität in Deutschland ganz konkret verändert? Genau darauf hat jetzt der „Covid-19 Community Mobility Report“ von Google Maps erste Antworten.
Von Freizeit bis Einkaufen: So verändert Corona deine Mobilität
Diesen Covid-Mobility-Report gibt es momentan für viele verschiedene Länder und Google Maps zeigt darin, wie sich die Bewegunsprofile von Maps-Nutzern in den jeweiligen Ländern in Zeiten von Corona verändert haben.
Der Report wird alle paar Tage aktualisiert, sodass du darin stets die Daten der letzten zwei oder drei Tage einsehen kannst. Wir haben uns den Bericht für Deutschland heruntergeladen.
So kommt Google Maps an deine Daten
Um herauszufinden, wie Corona unsere Mobilität verändert hat, nutzt Google Maps die Bewegungshistorie der Nutzer. Wer diese auf seinem Smartphone aktiviert hat, erlaubt der App Zugriff auf seine Bewegungsdaten. Gehst du also von deinem Haus zum Park oder zum Supermarkt, kann die App* dies nachvollziehen.
Die Daten im Mobility Report beziehen sich aber nur auf die Nutzer, die diese Funktion aktiviert haben. Er ist daher nicht repräsentativ. Da aber sehr viele Smartphone-Nutzer in Deutschland Google Maps auf ihren Handys installiert haben und auch die Bewegungshistorie aktiviert lassen, liefert der Report einen interessanten Einblick.
Laut Google Maps dient der Report auch nicht dazu Nutzer auszuspionieren, sondern ist vielmehr dazu gedacht, „dir und den Gesundheitsbehörden dabei zu helfen, die Reaktionen zu den Social-Distancing-Anweisungen in Bezug auf Covid-19 zu verstehen.“
Für den Report zieht sich die App die aktuellsten Bewegungsdaten der Nutzer heraus und vergleicht diese mit Mittelwerten der jeweils gleichen Wochentage aus dem Vergleichszeitraum zwischen dem 3. Januar und dem 6. Februar 2020.
Für den Report unterteilt Google Maps unsere Mobilität in verschiedene Kategorien:
- Einzelhandel und Freizeit
- Lebensmitteleinkauf und Apotheke
- Parks
- Transit-Stationen (Haltestellen, Bahnhöfe etc.)
- Arbeitsplätze
- Wohngebiete
Insgesamt ist die Mobilität in Deutschland in all diesen Bereichen sehr stark zurückgegangen, was dafür spricht, dass zumindest die Nutzer aus diesem Report die Vorgaben zum Social Distancing einhalten.
Einzelhandel und Freizeit
Am stärksten ist natürlich der Bereich Einzelhandel und Freizeit eingebrochen. Hier gab es im Vergleich zum Basis-Zeitraum einen Rückgang um 77 Prozent. Mit so vielen abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen und ebenso vielen Läden, die derzeit geschlossen sind, geht schließlich kaum noch jemand shoppen oder zu irgendwelchen Events.
Auch sind die Menschen natürlich vorsichtiger geworden und versuchen Kontakte zu vermeiden. Statt in der Innenstadt einzukaufen, bestellen viele nun ihre Produkte per Internet.
ÖPNV und Pendler
Zu Transit-Stationen wiederum zieht es im Moment 68 Prozent weniger Menschen. Auch hier liegt das einerseits daran, dass viele Menschen aktuell im Homeoffice arbeiten, aber auch den öffentlichen Transport meiden. Auch das Pendeln zum Arbeitsplatz ist um 39 Prozent zurückgegangen.
Lebensmitteleinkäufe und Apotheken
Obwohl wir ja noch einkaufen können und auch Apotheken selbstverständlich geöffnet haben, scheinen die Deutschen dies nicht mehr so häufig zu tun wie vor Corona und Kontaktverbot. Genau genommen gehen Menschen nur noch halb so oft in Supermärkte und Apotheken. Diese Routen sind um 51 Prozent zurückgegangen.
Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass Menschen einfach ihre Einkäufe konsolidieren. Anstatt alle zwei Tage in den Supermarkt zu gehen, tun wir dies nur noch einmal die Woche oder vielleicht sogar nur noch alle paar Wochen.
Parks
Etwas überraschend ist vielleicht der Wert zu den Parks. Da man vor allem aus Social Media das Gefühl hat, dass viele Deutsche dem Lagerkoller in Parks und in der Natur entkommen wollen, ist ein Rückgang von 49 Prozent auch hier in der Form überraschend. Das könnte allerdings durch den nächsten Wert erklärt werden.
Wohngebiete
Es gibt nämlich einen Bereich, in dem die Mobilität der Deutschen zugenommen hat: in Wohngebieten. Hier hat die Mobilität um elf Prozent zugenommen.
Weil sich das aber wahrscheinlich auf kurze Spaziergänge in der Nachbarschaft bezieht, ist das nachzuvollziehen. Da wir ja aktuell unsere Bewegungsprofile so klein wie möglich halten wollen, unternehmen die allermeisten von uns im Moment keine großen Ausflüge, sondern drehen eher kleine Runden um unsere Wohnungen herum.
Google Maps hat seinen Mobility-Report übrigens noch weiter auf die einzelnen Bundesländer heruntergebrochen.
Die Werte hier verhalten sich ähnlich zu den Bundeswerten, auch wenn man erkennen kann, dass vor allem die Bewohner der bevölkerungsreichen Bundesländer wie etwa Nordrhein-Westfalen momentan weniger unterwegs sind als Menschen in weniger dicht besiedelten Ländern wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt.
Aus Neugierde haben wir uns auch noch die Länderreporte von Italien, den USA und Schweden heruntergeladen.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Nach dem Google-Maps-Report bewegen sich die Italiener noch weniger als die Deutschen. In den meisten Kategorien ist ein Rückgang um 90 Prozent (!) zu verzeichnen. In Italien bewegt sich also derzeit kaum jemand.
Auch in den USA gibt es weniger Bewegung, aber doch deutlich mehr als in Deutschland. Das liegt einerseits daran, dass längst nicht alle Bundesstaaten strenge Stay-At-Home-Auflagen haben, aber andererseits auch daran, dass man dort sehr viel mehr im Auto – zum Beispiel per Drive-Through – erledigen kann.
Schweden wiederum ist deshalb interessant, weil die Regierung dort beschlossen hat, das öffentliche Leben vorerst fast gar nicht zu beschränken und viele Auflagen nur auf freiwilliger Basis gelten – auch wenn sich das bald ändern könnte.
Offenbar sind die Schweden aber auch einsichtiger als andere Nationen. Denn auch hier bewegen sich Menschen weniger, wenn natürlich die Mobilität auch nicht so stark zurückgegangen ist wie in Deutschland oder sogar in den USA.
Dennoch gibt es in allen Berichen weniger Bewegung, bis auf zwei Ausnahmen. Auch hier ist die Bewegung um den eigenen Wohnraum angestiegen. Was aber in Schweden sehr einmalig zu sein scheint: Die Menschen gehen plötzlich verstärkt in Parks. Hier gibt es laut Google Maps einen Anstieg von 43 Prozent.
Die Schweden haben offenbar ihren eigenen Weg gefunden: weniger im öffentlichen und urbanen Raum unterwegs sein und dafür mehr in die Natur gehen.
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